Kulturbrauerei

Bezirk schützt Kulturbrauerei

von Julia Schmitz 23. März 2022

Konzerte, Kino, Kaffee: Damit auch im Falle eines Verkaufs des Geländes an der Knaackstraße weiterhin Kultur stattfinden kann, hat das Bezirksamt jetzt einen Bebauungsplan aufgestellt.


Im Sommer 2021 machte das Gerücht die Runde, das stadtweit als „Kulturbrauerei“ bekannte Gelände zwischen Sredzki-, Knaack-, Danziger Straße und Schönhauser Allee, auf dem seit 1991 nicht mehr Bier gebraut, sondern Kultur veranstaltet wird, solle für rund 150 Millionen Euro an einen Investor verkauft werden. Mieter*innen schlugen Alarm, auch Lokalpolitiker*innen wurden nervös: Ein weiterer Fauxpax, wie es ihn mit dem Kino Colosseum gegeben hatte, sollte frühzeitig vermieden und die Verdrängung langjähriger Mieter*innen wie dem Theater RambaZamba, dem Frannz Club oder dem Kino verhindert werden.
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Nachdem die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) das Bezirksamt aufgefordert hatte, unverzüglich zu handeln, machte dieses nun ein paar Monate später Nägel mit Köpfen: Es stellte einen Bebauungsplan auf, mit dem das Areal langfristig als Kulturstandort erhalten werden soll. „Mit der Sicherung des zentralen Versorgungsgebiets Kultur soll einer Verdrängung entsprechender Anlagen und Einrichtungen durch gewerbliche Nutzungen, die keine kulturelle Hauptnutzung aufweisen, ausgeschlossen werden“, heißt es darin.

Dafür setzte es das Gelände in der Baunutzungsverordnung als „Sondergebiet mit der Zweckbestimmung ‚Kultur’“ fest und teilte es in zwölf Baugebiete auf; für jedes einzelne legte es fest, dass dort eine Mischung aus Kulturinstitutionen, Kinos sowie Cafés und Restaurants zulässig ist. So will das Bezirksamt verhindern, dass in Zukunft Einzelhandel oder Büroflächen überwiegen könnten und die kulturellen Standorte nach und nach verdrängt werden. Nachverdichtungen sind ebenfalls nicht erlaubt.

 

Planungsrechtliche Sicherheit

Auch die ansässigen Diskotheken wie Frannz Club, Soda Club, Alte Kantine und Kesselhaus genießen mit diesem Bebauungsplan Bestandsschutz. Neue Orte für „Tanzlustbarkeiten“ dürften aber nur in unmittelbarer Nähe der bereits vorhandenen entstehen – aus Rücksicht auf die unmittelbaren Anwohner*innen der Kulturbrauerei, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder über die Lautstärke bei Veranstaltungen im Innenhof beschwert hatten.

Der Bebauungsplan gibt dem Bezirk die planungsrechtliche Sicherheit, dass die Kulturbrauerei auch im Falle eines Verkaufs in ihrer jetzigen Nutzungsform erhalten wird und die Theater und Clubs auch weiterhin keinen Sexshops, Tankstellen oder Spielhallen weichen müssen– dies hatte der Bezirk bereits 1998 in einer Vereinbarung mit den Eigentümern ausgeschlossen. Doch können Pankows Politiker*innen damit nur auf eine generelle Nutzung einwirken: Gewerbemietverträge sind oft befristet und leicht kündbar, es gibt außerdem keine Mietpreisbremse.

Der Berliner Senat führt deshalb bereits Gespräche mit der TLG Immobilien AG, damit das bestehende Mietverhältnis mit dem Land Berlin auch über das Ende der Laufzeit am 31.12.2026 erhalten werden kann. Ein Verkauf des Geländes plane der Eigentümer derzeit aber nicht, hatte es im Dezember auf eine Anfrage des Abgeordneten Felix Reifschneider (FDP) geheißen.

 

Titelbild: Julia Schmitz

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