Rambazamba

„Radikal, laut und maximal inklusiv“

von Julia Schmitz 2. Dezember 2019

Inklusion von Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen: Wie das auf der Bühne funktionieren kann, zeigt das RambaZamba Theater in der Kulturbrauerei – und zwar seit fast 30 Jahren.


Die Tür mag unscheinbar wirken, doch was sich hinter dem Eingang zum RambaZamba Theater verbirgt, hat gesellschaftliches Sprengpotential. 35 Künstler*innen stellen hier regelmäßig ein Programm auf die Bühne, das so manches konventionelle Theater blass aussehen lässt. Das Besondere am Ensemble: Es besteht nicht nur aus Schauspieler*innen unterschiedlichster Genres, sondern aus Menschen mit und ohne geistige oder körperliche Beeinträchtigungen. In der Kunstwerkstatt bekommen sie die Möglichkeit, sich durch die Mittel der Kunst auszudrücken, „und zwar auf einem sehr hohen, professionellen Niveau“, sagt Intendant Jacob Höhne.

2016 übernahm Höhne die Leitung von seiner Mutter Gisela Höhne; diese hatte das inklusive Theater 1990 zusammen mit Klaus Erforth gegründet. Seitdem sei das RambaZamba noch lauter, radikaler und vor allem sichtbarer geworden, meint er – eine Tatsache, die er in den kommenden Jahren unbedingt beibehalten möchte.

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Wagner im Schnelldurchlauf

Zu den radikalen Projekten gehört auch die „Pop-Oper“, die – als Auftrag des Popkultur-Festivals – in Zusammenarbeit mit Musiker Jens Friebe und der hauseigenen Band 21Downbeat entstanden ist. Das Wagner’sche Monumentalwerk „Der Ring“, das für gewöhnlich mehrere Stunden dauert und ordentlich Sitzfleisch erfordert, haben Friebe und Jens Solter auf explosive sechzig Minuten gestutzt. Warum ausgerechnet Wagner?

 

 

„Wagner haben wir inszeniert, weil wir uns maximal überfordern wollten“, erzählt Höhne lachend. Er habe schon immer eine Oper machen wollen und sei zudem Fan von Jens Friebe und dessen Art, mit Texten umzugehen. Die Arbeit mit Gast-Künstler*innen sei außerdem ein wichtiger Bestandteil der Arbeit; im Theater träfen so Menschen aufeinander, die sich sonst vielleicht niemals kennengelernt hätten – zum Beispiel Schauspielerin Angela Winkler und Musiker Romano –, und entwickelten gemeinsam etwas ganz neues, unbekanntes. Hinzu kommt die besondere Herangehensweise der Ensemble-Schauspieler*innen:

Das, was unsere Künstler*innen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen auf der künstlerischen Ebene äußern unterscheidet sich in sehr großem Maß von dem, was Menschen ohne Behinderung machen. Sie schaffen damit etwas, das unser Bewusstsein verändert – und auch unseren Zugriff auf Kunst und Kultur

beschreibt Höhne die Zusammenarbeit und fügt hinzu: „Dieser besondere künstlerische Ausdruck füllt immer wieder eine Leerstelle in mir.“

Rambazamba

Intendant Jacob Höhne / Foto: Julia Schmitz

 

Vom Theaterprojekt hat sich das Theater RambaZamba in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einem „Stadttheater im Miniaturform“ gemausert, das sich nahtlos in die Reihe der großen Institutionen im Berliner Kulturbetrieb einreiht. „Wir haben viel ausprobiert, neue Kooperationen geschaffen, etliche gemeinsame Arbeiten mit anderen großen Häusern gemacht. Kurz gesagt: Es ist bisher total toll gelaufen und wir finden, dass wir sehr erfolgreich sind!“ sagt Höhne. Ein Erfolg, der ziemlich sicher anhalten wird!

RambaZamba Theater, Schönhauser Allee 36-39, 10435 Berlin (auf dem Areal der Kulturbrauerei).

Foto oben: Ausschnitt aus der Pop-Oper „Der Ring“ / Foto: Andi Weiland

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