Es lebe die Republik

von Kristina Auer 2. Mai 2016

Hurra, der Klub der Republik ist zurück! Mit einem Tanz in den Mai öffnete er in der Willner-Brauerei offiziell seine Pforte. Ein Erfahrungsbericht mit gepflegten Elektro-Klängen.


Hörprobe: So klang es bei der Eröffnung des KdR

Als ich gegen ein Uhr an der Willner-Brauerei ankomme, ist der Klub der Republik bereits gut besucht. Zum Glück gibt es keine Warteschlange am Einlass. Aber vor dem Metallgitter, welches das Gelände der alten Brauerei einige Meter nördlich der Schönhauser Allee umzäunt, haben sich schon mehrere Menschentrauben gebildet. Das Publikum wirkt auf den ersten Blick jünger als erwartet. Ich schaue in viele Gesichter um die Mitte Zwanzig. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen.

 

Schnaps, Musik und schönes Licht

Schon von weit draußen kann ich die legendären Lampen des Klubs der Republik mit ihren acht Glaskugeln und dem warmen orangenen Licht erkennen. Die hingen auch früher schon in der Pappelallee 81, und jetzt im alten Trafohäuschen der Willner-Brauerei. Bei den ersten Klängen des DJ-Sets von Ron Rondrigez, auch er ein KdR-Urgestein, das künftig als Resident DJ fester Bestandteil des neuen Clubs bleibt, wird mir ganz warm ums Herz. Hier drinnen sieht das mit dem Altersdurchschnitt schon etwas anders aus, von Anfang Zwanzig bis in die Fünfziger ist alles vertreten. An der Bar herrscht ausgelassene Stimmung, die kleinen Einweg-Schnapsgläschen mit Berliner Luft sausen nur so über den Tresen.

 

 

Der ursprüngliche Klub der Republik eröffnete 2002 in der Pappelallee 81 und entwickelte sich schnell zu einer festen Adresse der Prenzlauer Berger Clubszene. Täglich war hier bis spät in die Nacht geöffnet, in gemütlichem Lounge-Ambiente mit Retromöbeln und kleiner Tanzfläche gab es meist elektronische Musik zu hören, an den Samstagen auch mal Vermischtes. Nach zehn Jahren musste der Klub der Republik Anfang 2012 schließen, weil ein Investor das Grundstück gekauft hatte und dort ein Hotel bauen wollte. Die Schließung wurde damals von Protestaktionen begleitet, es gab Mahnwachen und Trauerfeiern, um auf das Clubsterben in Prenzlauer Berg aufmerksam zu machen.

Vom Konzept her ist der neue Club ganz klar an den alten angelehnt. Die größte Neuerung ist die, dass die Räumlichkeiten in der Willner-Brauerei deutlich größer sind. Von der Bar im Trafohäuschen führt der Gang weiter nach hinten bis zum alten Brauhaus-Foyer. Während der alte KdR auf einen großen Raum beschränkt war und eher Lounge-Charakter hatte, findet man dort einen richtigen Club vor, einen dunklen Raum mit eigener Bar, Tanzfläche, hohem DJ-Pult und rauhem Stein. Und jeder Menge Leuten. Hier läuft heute Abend eher die vermischte Musik, ein bisschen HipHop, ein bisschen Pop, „Spaßmucke“ nennt es Dirk, einer der beiden alten und neuen Betreiber des KdR.

 

Am liebsten in Prenzlauer Berg

„Wir wollten mit dem neuen Club schon am liebsten hier in Prenzlauer Berg bleiben“, sagt Dirk. Den Chefposten im KdR teilt er sich mit seinem Kollegen Dom, das Kernteam des Clubs besteht zur Zeit aus sechs Personen. Man habe sich für den neuen Club zwar notgedrungen auch anderswo umgesehen, sei aber letztendlich sehr froh, nur wenige Meter jenseits der Prenzlauer Berger Grenze an der Berliner Straße fündig geworden zu sein. „Schließlich wohnen wir alle auch selber hier“, sagt Dirk. Ganz einfach ist der neue Standort allerdings auch nicht. „Mit Laufkundschaft können wir hier oben nicht rechnen. Der Biergarten nebenan ist für uns zwar ein Vorteil, aber wir müssen unser Publikum selber generieren, das kommt nicht einfach so vorbei.“

Heute Abend war das mit dem Generieren der Kundschaft jedenfalls kein Problem. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass mit dem Klub der Republik ein Meilenstein abseits der einschlägigen Berliner Club-Hotspots wiedereröffnet. Wie das in Zukunft funktionieren wird, muss sich noch zeigen. Ab jetzt wird der Klub der Republik jeden Freitag und Samstag mit gewohntem Programm geöffnet sein, jeden Mittwoch ist außerdem Rock’n’Roll-Abend.

 

Alte und neue Gesichter

Schätzungsweise sind ungefähr die Hälfte der Gäste Prenzlauer Berger, die auch früher schon in den KdR in der Pappelallee gingen, die andere Hälfte ist zum ersten Mal da. Ich höre mich ein bisschen um. Ruth wohnt schon seit 1998 in Prenzlauer Berg, sie fand, der alte KdR war „viel mehr retro“, das hier sei moderner, aber die große Location mit mehreren Räumen gefällt ihr. Wioletta aus Polen sitzt in einer der gemütlichen Sofaecken und sieht sehr zufrieden aus. Das einzige, was sie vom alten Klub der Republik vermisst, ist der Blick aus den großen Fenstern im ersten Stock hinunter auf die Straße. Marie stattdessen war noch nie zum Feiern in Prenzlauer Berg. Sie wohnt in Schöneberg, Freunde haben sie heute Abend hergeführt. Mir fällt auf, dass hier für einen Electro-Club eine sehr offene und warme Stimmung herrscht. Es wird sich angesprochen und kennengelernt, in der Kloschlange unterhält man sich und das durchweg unwahrscheinlich nette Barpersonal kommt auch mal etwas ausgedehnter mit den Gästen ins Gespräch.

Als ich gegen fünf Uhr den Heimweg antrete, ist die Musik in der Bar im Trafohäuschen schon aus, DJ Ron Rondrigez packt seine Sachen zusammen, draußen wird es langsam hell. Hinten im Club herrscht dagegen nach wie vor wildes Treiben. Schön war es hier, aber jetzt wird es höchste Zeit zu gehen. Ich muss ja morgen noch den Artikel schreiben.

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Natürlich haben wir auch noch andere schöne Clubs in Prenzlauer Berg. Hier haben wir die beliebtesten Clubs aus unserer Umfrage für Euch versammelt.

In unserem Podcast könnt Ihr hören, wie Tammi Torpedo vom Bassy Cowboy Club von den wilden Zeiten im Prenzlauer Berger Nachtleben erzählt. 

Und unsere feine Barszene soll natürlich auch nicht unter den Tisch fallen. Hier findet Ihr Eure Lieblinge aus der PBN-Umfrage.

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Kristina Auer dröhnt noch ein bisschen der Kopf von der durchfeierten Nacht im Klub der Republik. Dieser Erfahrungsbericht war ihr trotzdem wichtig. Weil sie sich wahnsinnig darüber freut, endlich wieder einen Club vor der Prenzlauer Berger Wohnungstür zu haben, in dem gepflegte elektronische Musik läuft. Und wo nette Menschen fast jeden Alters aus unserem Stadtteil aufeinandertreffen, wo man eine ausgedehnte Clubnacht beginnen kann oder auch mal nur auf ein letztes Bier vor dem Schlafengehen vorbeischaut.

 

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