Kultur

Draußen spielt die Musik

von Julia Schmitz 17. Juni 2020

Seit Mitte März liegt die Veranstaltungsbranche aufgrund des Corona-Virus so gut wie brach. Pankows Bezirksbürgermeister will das nun ändern und den Weg freimachen für Kultur unter freiem Himmel.


„Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen, auch zur Rettung der Kunst vor dem coronalen Tod. Licht, Luft & Sonne für die darstellenden Sparten ist ein Gebot der Stunde“, ist Sören Benn (Linke) überzeugt. Gemeinsam mit der Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, dem Bezirksbürgermeister von Lichtenberg sowie dem Berliner Kultursenator hat er unter dem Motto „Draußen spielt die Musik! Vorschläge erarbeitet, wie die breit gefächerte Kulturszene der Stadt unterstützt werden kann.

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Wir wollen die bezirklichen Frei- und Grünflächen, Straßen und Plätze und womöglich auch Sportaußenanlagen öffnen für eine einzigartige Open Air-Saison für Kunst, für Theater und Musik

 

heißt es in ihrer gemeinsamen Erklärung, mit denen sie auch die anderen neun Bezirke mit ins Boot holen wollen. Weil die Grünflächen aufgrund der anhaltenden Trockenheit bereits sehr strapaziert sind, soll der Schwerpunkt aber auf befestigten Flächen liegen. Ob eine Nutzung möglich ist, entscheiden letztendlich Straßen- und Grünflächenamt, Ordnungsamt oder der zuständige Polizeiabschnitt.

Um Theater-Ensembles, darstellenden und bildenden Künstler*innen eine unbürokratische und schnelle Bewilligung von Veranstaltungsformaten zu ermöglichen, sollen bezirkliche Anlaufstellen zur „Rettung der Kunst“ geschaffen werden, die bis zum 30. September im Einsatz sind. Außerdem wolle man die Berliner*innen um Solidarität mit und Toleranz gegenüber den Kulturschaffenden bitten; in der Vergangenheit war es zum Beispiel rund um den Mauerpark immer wieder zu Konflikten mit Anwohner*innen gekommen, die sich über Lärmbelästigung durch Musiker*innen beschwerten.

 

Die Draußenstadt

Die drei Initiator*innen nehmen dabei auch den Vorschlag des Rates der Künste auf, der unter dem Motto „Die Draußenstadt: Wir brauchen mehr Platz zum Ausprobieren!“ gefordert hatte, Plätze, Brachen und leerstehende Gewerbeflächen temporär für eine kulturelle Zwischennutzung freizugeben, um neue Veranstaltungsformate zu entwickeln und der Kulturszene unter die Arme zu greifen.

Denn während einige Museen in Berlin wieder geöffnet haben, müssen Theater bis zum Ende der Spielzeit geschlossen bleiben, Konzerte sind bis zum 31.Juli ebenfalls untersagt – ein Ausweichen in den öffentlichen Raum ist also einer der wenigen Wege, um die Szene vor dem finanziellen Ruin zu retten. Doch auch wenn Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden, müssen die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus weiterhin eingehalten, der Mindestabstand und die geringe Teilnehmerzahl beachtet werden. Da muss man kreativ werden – und wer könnte das besser als die Kulturszene?

Kulturschaffende aus Pankow, die ein Veranstaltungsformat einreichen möchten, können sich bei Marc Lippuner, Leiter der WABE, melden. In Kürze wird es darüber hinaus eine Webseite geben, auf der alle Open-Air-Veranstaltungen verzeichnet sind.

Foto: Aranxa Esteve/Unsplash

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