Seit Jahren fordern Anwohner*innen die Umwidmung der Gleimstraße zur Fahrradstraße. Doch die Senatsverwaltung lehnt dies ab – mit einer interessanten Begründung.
Kommt sie oder kommt sie nicht? Eigentlich hatte der Bezirk geplant, nach der Stargarder Straße auch die Verlängerung – also die Gleimstraße – Richtung Gesundbrunnen zur Fahrradstraße zu machen. Künftig würden dort zwar noch Autos durchfahren dürfen, Radfahrer*innen hätten aber Vorfahrt. Doch das Projekt zieht sich mittlerweile so lang wie ein Kaugummi – und steht immer wieder vor neuen Hürden.
Nachdem Pankows Bezirksverordnete lange Zeit gedacht hatten, das Bezirksamt habe die Entlassung der Gleimstraße aus dem übergeordneten Straßennetz längst beantragt, stellte sich heraus, dass dies nicht der Fall war. Weil Gleimstraße und Gleimtunnel in den Nachbarbezirk Mitte übergehen, müssten die Bezirke dies gemeinsam einleiten, hieß es damals. Mitte zeigte sich dafür offen, betonte aber den derzeitigen Personalmangel.
Senatsverwaltung gegen Umwidmung
Jetzt soll im Frühjahr 2024 eine endgültige Entscheidung rund um die Causa Gleimstraße fallen; das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung auf eine Anfrage der Abgeordneten Daniela Billig und Andreas Otto (beide Grüne) hervor. „Derzeit überarbeitet der Senat grundhaft das übergeordnete Hauptstraßennetz von Berlin“, teilt Staatssekretärin Claudia Elif Stutz mit. In diesem Zuge werde auch die Gleimstraße überprüft. Die Ergebnisse der Gesamtfortschreibung des übergeordneten Straßennetzes sollen im Frühjahr 2024 vorliegen.
Der Senat lehnt die Umwidmung zur Fahrradstraße, anders als die Bezirke, allerdings ab. Und findet dafür eine interessante Begründung: Eine Entlassung aus dem übergeordneten Straßennetz führe zu einer „nachgewiesenen Verschlechterung der Qualität des ÖPNV im umliegenden Netzes“, heißt es. Allerdings fahren durch die Gleimstraße keine öffentlichen Verkehrsmittel – und die Straßenbahn und U-Bahn, die auf der Schönhauser Allee verkehren, sind an ihren Schienenverlauf gebunden.
Auch entstünden „Defizite in der Verkehrssicherheit- und Ordnung (u.a. durch Stauungen in Kreuzungsbereichen) sowie Erhöhung von Lärm- und Abgasemissionen im umliegenden Straßennetz“, so die Senatsverwaltung. Die Gleimstraße wird von Autofahrer*innen häufig als Verbindung zwischen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen genutzt. Nach der Umwandlung in eine Fahrradstraße wäre das Befahren nur für Anlieger erlaubt – aber die Erfahrungen der anderen Fahrradstraßen zeigt, dass sich daran kaum jemand hält.
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