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Immer was los im Kiez

von Julia Schmitz 10. Oktober 2021

Wird der Mauerpark zur Gefahrenzone? Gibt es neue Erkenntnisse zum Berliner Wahl-Chaos und was passiert mit dem Kiezladen Tiaré auf der Stargarder Straße? Unser wöchentlicher Newsletter zum Nachlesen.


Es ist ein Kommen und Gehen in der Schwedter Straße: Regelmäßig werden leer stehende Wohnungen im Abschnitt zwischen Choriner Straße und Kastanienallee – der schon zum Bezirk Mitte gehört und an Prenzlauer Berg grenzt – für Dreharbeiten vermietet. Dann stehen die Mülltonnen auf der Straße, Post kann nicht zugestellt werden und manchmal dürfen sogar die Mieter*innen ihr eigenes Haus nicht betreten. Deshalb ist ihnen jetzt der Kragen geplatzt: Mit einem offenen Brief wenden sie sich an die Produktionsfirmen und fordern mehr Respekt von den Filmleuten. Doch dabei geht es nicht nur um die oben genannten Störungen. Vielmehr vermuten die Anwohner*innen dahinter den gezielten Plan des Eigentümers, die Gebäude langfristig zu entmieten. Warum diese zum größten Teil bereits leerstehen, das lest ihr in unserem

Text der Woche

  • Leerstand: Regelmäßig werden drei unsanierte Häuser in der Schwedter Straße und der Kastanienallee für Dreharbeiten genutzt. Jetzt wenden sich die Mieter*innen mit einem offenen Brief an die Filmproduktionen. #mitglieder

Kiezfoto der Woche

Kiezfoto

Mehr Freundlichkeit für Alle!
Gesehen in der Lychener Straße von Nicole Kettler

Aus dem Bezirk

  • Mauerpark: Es vergeht keine Woche, an der wir nicht über Neuigkeiten aus der beliebten Grünfläche zwischen Eberswalder und Gleimstraße berichten können. Diesmal hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport auf Anfrage des Abgeordneten Stephan Lenz (CDU) Zahlen bereitgestellt, die zeigen: Der Mauerpark ist in den letzten Monaten vor allem in den Abend- und Nachtstunden zu einem Ort mit viel Konfliktpotential geworden. 173 Polizeieinsätze wurden in der Zeit vom 1. Juli bis zum 31. August gezählt, ebenso 35 Einsätze von Rettungswagen. Und 138 mal wurde Strafanzeige erhoben: Die meisten davon für Diebstahl, Körperverletzung und Raub; auch gefährliche Körperverletzung und Sexualdelikte tauchen in der Statistik auf. „Derzeit werden jeweils von Donnerstag bis Sonntag Präsenzstreifen durch Dienstkräfte des Polizeiabschnitt 15 im Mauerpark eingesetzt, die Parkbesuchende aktiv ansprechen und zu den Themen Opfervermeidung, Alkoholkonsum und -kontrolle sowie Verhalten als Zeugin oder Zeuge von Straftaten sensibilisieren“, heißt es seitens des Senats. Ob über ein temporäres Alkoholverbot auf dem Gelände nachgedacht werde, wollte Stephan Lenz außerdem wissen. Das gibt es im Rahmen der Corona-Maßnahmen bereits und gilt für alle Grünanlagen in der Stadt. Doch wird die Einhaltung dessen kaum überprüft: „Die konsequente Durchsetzung von entsprechenden Verboten erweist sich als logistisch aufwändig und sehr kräfteintensiv, sodass sie nicht durchgängig realisierbar ist.“
  • Berlin-Wahl: Das vieles bei der Wahl am 26. September in Berlin nicht mit rechten Dingen zuging, ist mittlerweile bekannt – auch wir haben darüer berichtet. Nun äußerte sich Berlins Innensenator Andreas Geisel dazu: Die Korrektheit der Ergebnisse werde derzeit stimmbezirksweise überprüft, außerdem habe man die Bezirksbürgermeister*innen um eine Stellungnahme gebeten. Aus Pankow habe es allerdings, neben Treptow-Köpenick, bisher noch keine Rückmeldung gegeben, so Geisel. 37.000 Wahlhelfer*innen seien eingesetzt worden, das sind 21.000 mehr als bei der vergangenen Wahl. Leider hätten kurz vor der Wahl und noch am Sonntag allerdings mehrere Hundert davon kurzfristig abgesagt – auch das könnte die langen Warteschlangen erklären. In etwa 100 Wahllokalen sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Auch aus Pankow sei gemeldet worden, dass in einzelnen Wahllokalen Stimmzettel gefehlt hätten. Vermutlich habe es daran gelegen, dass Stimmzettel zunächst für die Briefwahl zurückgehalten worden und dann nicht rechtzeitig in die Wahllokale gelangt seien. Dass Bürger*innen ihr Wahlrecht nicht ausüben konnten, weil Wahllokale aufgrund fehlender Zettel vorzeitig geschlossen werden mussten, sei jedoch bisher nicht verifiziert werden können, so der Innensenator – Berichte dieser Art waren auch aus Prenzlauer Berg am Wahlabend auf Twitter zu lesen gewesen. Geisel bittet um Verständnis: „Ich kann die Ungeduld und den Unmut der Berlinerinnen und Berliner sehr gut verstehen. Mir geht es nicht anders. Wahlen müssen selbstverständlich korrekt ablaufen. Alles andere schadet dem Vertrauen in die staatlichen Institutionen – und damit der Demokratie insgesamt.“ Jetzt ginge es aber um eine systematische Aufarbeitung. Am 14. Oktober soll das amtliche Endergebnis der Wahl bekanntgegeben werden.
  • Tiaré: Seit 30 Jahren ist Tiaré auf der Stargarder Straße die Anlaufstelle für alle, die Naturkosmetik suchen – doch nun wurden Monika Krause die Räumlichkeiten zu Ende März 2022 gekündigt. „Das kam für mich völlig überraschend, nachdem ich vor einem Jahr das grundsätzliche Einverständnis der Familie erhalten hatte“, so Krause. Weil die Eigentümer – es sind die fünften innerhalb der drei Jahrzehnte – die Miete von 13,20 Euro auf 22 Euro pro Quadratmeter erhöhen wollten, habe sie durch zahlreiche Telefonate versucht, sie umzustimmen und auch ein persönliches Treffen erbeten. „Stattdessen kam die Kündigung“, so Krause. Jetzt sucht sie nach neuen Räumlichkeiten im Kiez.
  • Jugendhilfe: Das Bezirksamt Pankow sucht Bürgerdeputierte aus der Jugendhilfe, die als Beratende Mitglieder und deren Stellvertreter im Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Bezirks Pankow in der kommenden Wahlperiode – also für die nächsten fünf Jahre – tätig sein möchten. Bewerben können sich Interessierte aus den Bereichen der Mädchenarbeit, der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, der katholischen und evangelischen Kirche, der Jüdischen Gemeinde und der freigeistigen Verbände. Vorschläge können bis zum 27. Oktober eingereicht werden, die Voraussetzung ist ein Hauptwohnsitz in Berlin.

Kriminelles & Unschönes

  • Stromausfall: In der Nacht zu Samstag kam es auf einer Brücke über die S-Bahn-Gleise in der Dänenstraße gegen 3.15 Uhr zu einem Kabelbrand, Bewohner*innen eines Hauses in der Kopenhagener Straße mussten zeitweise ihre Wohnungen verlassen. Gegen 3.45 Uhr war das Feuer gelöscht – infolge des Brandes kam es allerdings im Viertel rund um die Dänenstraße zu eine Stromausfall, der sich bis in die Mittagsstunden des Samstags zog. Ob der Brand absichtlich gelegt wurde, wird derzeit geprüft.

 

Tipps & Termine

  • 8.-10.10.: Noch bis Sonntag läuft das Ukrainian Film Festival, das sich zum Ziel gesetzt hat, zeitgenössische Filme aus dem osteuropäischen Land über die Grenzen hinaus bekannt zu machen. Das Festival findet an verschiedenen Orten der Stadt statt, unter anderem im Kino in der Kulturbrauerei, in der Brotfabrik und dem ACUD Theater.
  • 12.10.: Jenny Erpenbecks neuer Roman „Kairos“ handelt von der unglücklichen Affäre zwischen der jungen Katharina und dem 20 Jahre älteren Hans. Eine Beziehung, die sich über Jahre zieht und mit dem Ende der DDR in die Brüche geht. Die Autorin liest am Dienstag im Palais in der Kulturbrauerei. Beginn ist um 20 Uhr, Tickets kosten 10 Euro bzw. 12 Euro an der Abendkasse.
  • 15.10.: 1982 drehte Ingmar Bergmann „Fanny und Alexander“ – jetzt bringt die Schaubude den Filmklassiker als bühnenumspannendes Schatten- und Papiertheater mit Laterna Magica auf die Bühne. Am Freitag feiert das Stück Premiere. Beginn ist um 19 Uhr, Tickets kosten 16,50 Euro bzw. 11,50 Euro ermäßigt.

Das habt ihr vielleicht verpasst

  • Wahlsonntag: Falsche oder fehlende Stimmzettel, improvisierte Wahlkabinen und endlose Warteschlangen: Der Superwahlsonntag verlief auch in Prenzlauer Berg chaotisch. Wie lässt sich das erklären?
  • Wahlsonntag II: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Bundestagswahl und massive Verluste bei der BVV: Wie hat Prenzlauer Berg am Wahlsonntag abgestimmt? Wir haben die Zahlen.
  • Wahlsonntag III: Wer verteidigt sein Mandat für Pankow im Bundestag, welche Parteien ziehen in das Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordnetenversammlung ein? Unser Liveticker zum Nachlesen.

Zitat der Woche

„Das Perfide an diesem gesamten Unterfangen ist, dass euer Film genau den Umstand kritisch beleuchten soll, dem ihr uns in eurer Rücksichtslosigkeit aussetzt“

schreiben die Mieter*innen der Schwedter Straße in ihrem offenen Brief. In dem Film, der dort aktuell gedreht wird, geht es nämlich offenbar um Gentrifizierung und Entmietung.

Der Protest der Anwohner*innen hat mich auf jeden Fall noch einmal hellhörig werden lassen beim Thema Leerstand: Wie viele Häuser und Wohnungen in Prenzlauer Berg sind derzeit eigentlich absichtlich ungenutzt und was kann man dagegen tun? Dazu werden wir in den nächsten Wochen bei den Prenzlauer Berg Nachrichten recherchieren. Erstmal wünsche ich euch aber ein schönes Wochenende!

Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion

 

Titelbild: Julia Schmitz


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