Kita

Känguru-Kita vor dem Aus

von Julia Schmitz 18. September 2023

Seit zwanzig Jahren besteht der Kinderladen in der Marienburger Straße. Nächstes Jahr im August ist Schluss – wenn die Initiative vorher keine neuen Räumlichkeiten findet.


Es ist eine dieser Hinterhofidyllen, wie es sie seit ein paar Jahren immer seltener gibt: Rund 800 Quadratmeter groß ist der Garten, den die Kita „Im Känguru“ in der Marienburger Straße 30a zur Verfügung hat – für 29 Kinder und fünf Erzieher*innen. „Das ist purer Luxus, wir wissen das“, sagt Juliane Scheel. Sie ist eine der Mütter, die sich aktiv im Kinderladen betätigt. Und die sich jetzt mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt hat.

Denn der Kita droht die Abwicklung. Der Vermieter, dem das Haus im Winskiez gehört, möchte Eltern und Kinder loswerden. In diesem Fall ist das der passende Begriff: Wiederholt hatte er der Initiative den Mietvertrag nur für ein Jahr verlängert und sich selbst ein großzügiges Kündigungsrecht eingeräumt. Anfang dieses Jahres gab er bekannt, dass er kein weiteres Mal verlängern würde. Für die Eltern ein herber Schlag. Seit zwanzig Jahren wurden hier Hunderte von Kindern auf betreut.

 

Satte Mieterhöhung

Nach mehreren Gesprächen ließ sich der Immobilienbesitzer – der seinen früheren, der Kita positiv zugeneigten Geschäftspartner vor ein paar Jahren ausgezahlt hatte – noch einmal auf eine Verlängerung ein. „Allerdings hat er die Miete derart erhöht, dass wir nun auf unsere Rücklagen zurückgreifen müssen, um sie zahlen zu können“, so Scheel. Rücklagen, die eigentlich für die Sanierung der Erdgeschlossräume eingeplant waren. Weil Gewerbemieten gesetzlich nicht gedeckelt sind, wachsen sie in Prenzlauer Berg gerne mal in astronomische Höhen – viele können sich das nicht mehr leisten und geben auf.

„Es ist ja nicht so, dass das Geld, das man vom Senat pro Kind für die Betreuung bekommt, an die Mietverhältnisse angepasst wird“, sagt Robert von Wroblewsky, Vater von zwei Kindern. „Es ist immer der gleiche Betrag.“ Nur unterscheiden sich die Preise auf dem Berliner Mietmarkt in den Berliner Bezirken teilweise deutlich – und Prenzlauer Berg liegt definitiv im höheren Bereich. Zwar zahlen die Eltern zusätzlich einen Mitgliedsbeitrag, doch den will die Initiative nicht weiter erhöhen. „Dies soll kein elitärer Kinderladen werden, den sich nur reiche Menschen leisten können“, sagt Scheel.

 

Ein Garten ist unverzichtbar

Passende Räume für einen Kinderladen zu finden, ist alles andere als leicht. Sie sollten ausreichend groß sein und Anschluss an einen Garten haben. „Der muss natürlich nicht so groß sein wie unserer jetzt, ist aber unverzichtbar“, heißt es.  Nach monatelanger erfolgloser Suche gibt es jetzt immerhin ein schwaches Licht am Ende des Tunnels: In dieser Woche schauen sie sich einen Teil des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) an der Landsberger Allee an. Das steht seit vielen Jahren leer und beinhaltet auch eine große Freifläche.

Spätestens im Februar wollen sie eine Entscheidung treffen, ob und wie es weitergeht. Ist bis dahin kein neuer Standort gefunden, muss die Kita abgewickelt werden. Nicht nur die Kindergartenkinder, sondern auch die teilweise von Anfang in der Känguru-Kita beschäftigten Erzieher*innen würden dann einen Ort verlieren, der für sie längst zu einem zweiten Zuhause geworden ist.

 

Titelbild: Juliane Scheel und Robert von Wroblewsky im Garten der Kita Im Känguru / Foto: Julia Schmitz


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