Turnhalle

Gärtner wollen aufs Dach

von Julia Schmitz 23. Januar 2020

„Bewegung ist wichtig, Umwelt aber auch“, finden die Gärtner*innen der KGA Bornholm II – und wenden sich mit einem offenen Brief an Berlins Umweltsenatorin, um einen Kompromiss für die Bebauung ihrer Parzellen zu erreichen.


„Wir Gärtner der Kleingartenanlage Bornholm II in Berlin-Pankow wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie, weil wir wissen, dass Sie in der Klimakrise nach pragmatischen Ansätzen suchen, um den CO2-Ausstoß in Berlin zu reduzieren“, heißt es in einem Schreiben, das der Vorstand der Kleingartenanlage im Norden Prenzlauer Bergs Mitte Januar als offenen Brief an die Berliner Umweltsenatorin Regine Günther versandte.

Der Anlass: Die benachbarte Bornholmer Grundschule soll eine neue Turnhalle bekommen, um der wachsenden Anzahl an Schüler*innen gerecht zu werden – doch dafür müssten mindestens zwölf Parzellen in der Kleingartenanlage weichen. „Kinder müssen sich bewegen, Spiel und Sport sind für ihre gesunde Entwicklung unabdingbar“, heißt es weiter – aber es sei ebenso wichtig, dass sie, gerade in einer dicht bebauten Großstadt wie Berlin, in einer lebenswerten, grünen Umgebung aufwachsen. Das innerstädtische Grün zu erhalten sei außerdem ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, da es den Treibhauseffekt mindere.

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Die Kleingärtner kämpfen schon länger gegen eine Bebauung der Anlage. Foto: Sarah Schaefer

 

Wie lässt sich in dieser Angelegenheit also ein Kompromiss finden? Gemeinsam mit Architekten und Stadtplanern haben die Laubenpieper das Konzept für einen neuen Typ Turnhalle entworfen, der unter anderem eine Anbaufläche auf dem Dach vorsieht; auch begrünte Wände, die den Feinstaub filtern und essbare Pflanzen beheimaten könnten, sind darin enthalten. Berlinweit könne man damit ein Vorbild für weitere Bauten dieser Art bieten, sind die Gärtner überzeugt und haben sich sogar bereits Gedanken über die finanzielle Förderung des Vorhabens gemacht. Die Kosten für die „grüne“ Turnhalle müsste der Bezirk nicht allein tragen: Das „Green Roof Lab“, welches innovative Gebäudebegrünungen fördert, hat laut Vorstandsmitglied Christiane Unger bereits Interesse an dem Vorschlag der KGA Bornholm II signalisiert.

 

Abgelehnt aus Kostengründen

Doch der zuständige Bezirksstadtrat Thorsten Kühne (CDU) lehnte den Projektvorschlag gegenüber den Kleingärtnern aus Kostengründen und mit dem Hinweis auf eine längere Bauzeit ab. Auf Nachfrage der Prenzlauer Berg Nachrichten konkretisiert Kühne:

„Eine Typensporthalle ist innerhalb eines Jahres umsetzbar. Für einen Sonderbau ist inklusive Planung und Genehmigung eher mit 5 Jahren zu rechnen.“

Und: Während der Typenbau durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen errichtet wird, müsse der Sonderbau vom Bezirk geleistet werden. Derzeit habe Pankow bereits 45 Grosssanierungs- und Schulbauvorhaben zu leisten: „Die fehlenden Personalressourcen würden also einen weiteren Zeitverzug bedeuten“, so Kühne weiter. Architekt Axel Klapka, der das grüne Dach für die KGA Bornholm II geplant hat, hält dagegen: „Wir rechnen mit einer Bauzeit für die Dachaufbauten von circa zwei Monaten. Diese Arbeiten können parallel zu den Innenausbauarbeiten erfolgen, so dass keine Bauverzögerungen entstehen.“ Einen konkreten Zeitplan für den Bau der neuen Sporthalle, die Teil der Sanierung und Erweiterung der Bornholmer Grundschule ist, gibt es noch nicht.

 

Chance für den Klimaschutz

In der Kleingartenkolonie will man sich noch nicht geschlagen geben. „Nach zwei heißen Sommern und dem derzeitigen Winter in Berlin sind wir der Meinung, dass es höchste Zeit ist, dem ausgerufenen Klimanotstand mit konkreten Maßnahmen zu begegnen“, so Christiane Unger.

Auch die Bezirksverordnetenversammlung Pankow hat das Thema „grüne Turnhalle“ in dieser Woche noch einmal aufgegriffen: „Wir setzen uns weiterhin dafür ein, das jede Typensporthalle in Berlin mit einem grünen Dach und einer Photovoltaikanlage ausgestattet wird“, betonte Karsten Dirk Gloger (Grüne). Jetzt berät der Finanzausschuss über die geplante Turnhalle in der KGA Bornholm II. Ob Pankow, trotz aller Diskussionen über die Klimakrise und mögliche Interventionen seitens des Bezirks, diese Chance ungenutzt verstreichen lassen wird?

Bild oben: KGA Bornholm II

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