Fahrradstraße

Ohne Markierung keine Fahrradstraße

von Julia Schmitz 8. Februar 2022

Im Dezember wurde die Stargarder Straße nach langer Zeit endlich zur Fahrradstraße umgewidmet. Doch kaum jemand hält sich daran, auch die Polizei kontrolliert nicht. Aus einem bestimmten Grund.


Kurz nachdem wir Anfang Dezember 2021 gefragt hatten, warum die Fahrradstraße in der Stargarder so lange auf sich warten lässt, weihte das Pankower Bezirkamt die Straße in ihrer neuen Funktion ein. Seitdem ist sie mit ausreichend großen Hinweisen beschildert, Autos umfahren die Straße und Fahrradfahrer*innen haben viel Platz und freie Fahrt.

Wie, das stimmt nicht? Richtig, die Realität sieht völlig anders aus: Die erwähnten Schilder in der Stargarder Straße sind eher von kleinerer Statur, so dass sie von Autofahrer*innen leicht übersehen werden können und auch übersehen werden. Der Verkehr hat in den letzten Wochen nicht abgenommen, LKWs wie Privat-PKWs – viele davon definitiv keine Anlieger – zuckeln ungerührt über die Ost-West-Tangente.

 

Fahrradstraße war noch nicht „rechtssicher“

Eigentlich ein Fall für die Polizei, die hier haufenweise Knöllchen verteilen könnte. Doch die Beamten und Beamtinnen in Blau waren hier bisher nicht anzutreffen – weil die Fahrradstraße „noch nicht der Anhörung zur Sammelanordnung sowie dem ‚Leitfaden zur Umsetzung von Fahrradstraßen in Berlin’“ der Senatsverkehrsverwaltung entspricht, heißt es auf unsere Anfrage. Konkret bedeutet das: Kontrollen werden erst durchgeführt, wenn die Rotmarkierungen in Kreuzungsbereichen und die Markierungen der Fahrradwege auf den Asphalt gemalt wurden – bis dahin gilt die Fahrradstraße noch nicht als rechtssicher.

Fahrradstraße

In der Senefelder Straße wird mit großen Schildern auf die Fahrradstraße aufmerksam gemacht – in der Stargarder sind sie hingegen ziemlich klein / Foto: Julia Schmitz

 

Aber hier beißt sich die Katze in den Schwanz, denn um die benötigten Markierungen auf der Fahrbahn anzubringen, muss die Witterung erstmal trockener sein, sagt das Bezirksamt Pankow. Weil die Posse um die Stargarder Straße nicht ohne Kritik und Spott in den Medien thematisiert wurde, war die Polizei vergangene Woche nun doch vor Ort und führte einen „Präventionseinsatz zur Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer*innen“ durch. Außerdem hat sie mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Rücksprache gehalten und beschlossen: Auch ohne Markierungen ist die Fahrradstraße eine Fahrradstraße.

Bei den Schildern muss der Bezirk aber wohl oder übel nachbessern: die sind eindeutig zu klein, meint die Polizei.

 

Titelbild: Die Hinweisschilder für die Fahrradstraße in der Stargarder Straße sind in der Tat ziemlich klein und leicht zu übersehen / Foto: Julia Schmitz


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