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Radweg auf Zeit

von Julia Schmitz 30. Juni 2023

Täglich gibt es neue Nachrichten und Gerüchte rund um den geplanten Fahrradstreifen an der Schönhauser Allee. Am Freitagmittag meldete die zuständige Senatsverwaltung jetzt: Der Radweg wird gebaut – als „temporäre Lösung“.


Sind die Pläne für den Umbau des Teilabschnitts der Schönhauser Allee zu einem geschützten Radweg nun gestoppt oder nicht? In den letzten Tagen erreichte die Verwirrung dazu einen Höhepunkt. Vor allem auch deswegen, weil die im Bezirksamt für Straßen zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) laut eigener Aussage selbst nicht wusste, was Sache ist, da das Projekt in den Händen der landeseigenen infraVelo liegt. Wurde schon eine Firma mit dem Umbau beauftragt oder nicht? Wäre dies der Fall, könnte auch das Radweg-Moratorium der neuen Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) das Projekt nicht aufhalten.

Am Donnerstagabend diskutierten die Bezirksverordneten in einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung des Ausschusses für Mobilität ausgiebig über das Thema. Die Bezirksverordneten von SPD, Linke und Grüne machten besonders deutlich, dass sie Anders-Granitzki nicht glauben, dass diese keine detaillierten Informationen über den aktuellen Stand habe. „Sie haben sicherlich gemerkt, dass viele Ausschussmitglieder, ich zähle mich dazu, Ihnen nicht abkaufen, dass Sie überhaupt nichts wissen“, betonte Mike Szidat (SPD) schließlich.

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Was wird aus den teuren Betonboards?

Nur wenige Stunden später bekommt die Geschichte eine erneute Wendung: Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt verschickte am Freitagmittag eine Pressemitteilung, in der es heißt, der etwas mehr als 700 Meter lange Radweg an der Schönhauser Allee werde gebaut. Allerdings liegt der Teufel hier im Detail: „Die Maßnahme wird auf Grundlage des fortgeschrittenen Planungsstands, der bereits erfolgten Beauftragung externer Firmen und zur Steigerung der Verkehrssicherheit als temporäre Lösung umgesetzt“, heißt es.

Was bedeutet temporär in diesem Fall? Bleibt es bei den extra für Pankow angefertigten Betonboards, welche die Radspur vom Autoverkehr baulich abtrennen sollten? Es folge zunächst eine Gesamtbetrachtung der Straße über die komplette Länge, schreibt die SenMVKU. „Dabei wird der Verkehrsraum inklusive der Kreuzungsbereiche großräumig betrachtet, damit der Querschnitt der Straße durch eine bauliche Lösung neu aufgeteilt werden kann.“

Auf Twitter stellte die Senatsverwaltung ein paar Stunden später klar: „Alles, was aktuell geplant wurde, kommt jetzt erstmal auf die Straße. Darüber hinaus betrachtet SenMVKU die Auswirkungen dieser Änderungen auf der gesamten Magistrale. Hierbei werden weitere Optimierungen geprüft, insbesondere in Richtung Knotenpunkte und den Straßenbahnverkehr.“

 

„Kurzfristige Lösung“

Es werde außerdem geprüft, inwiefern der ÖPNV beschleunigt werden könne. Immer wieder hatte es im Zusammenhang mit dem geplanten Radweg Diskussionen darüber gegeben, ob dieser den Fahrgästen der Tram – die an der Haltestelle Milastraße ein paar Meter über die Fahrbahn bis zum Bürgersteig laufen müssen – in die Quere komme. Es gibt Überlegungen der BVG, die Haltestelle auf die andere Seite unter den Magistratsschirm zu verlegen.

„Ich freue mich außerordentlich, dass klar ist, wie es zunächst auf der Schönhauser Allee weitergeht und dass es zügig weitergehen kann. Ich bin mir sicher, dass wir nunmehr eine pragmatische und vor allem sichere Lösung kurzfristig auf die Straße bringen werden, von der täglich viele Menschen profitieren, die zwischen Pankow und Mitte mit dem Rad unterwegs sind. Wie gut sich die neuen Radwege einfügen und welche baulichen Überarbeitungen und Verbesserungen möglicherweise zukünftig notwendig werden, schauen wir uns dabei genau an und bleiben dazu im Austausch mit der Senatsverwaltung“, sagt Stadträtin Anders-Granitzki.

Erst vor ein paar Tagen hatte sie gegenüber dem Tagesspiegel gesagt, sie halte den Radweg nicht für notwendig; es gäbe sehr gute Alternativlösungen für Radfahrer*innen, zum Beispiel über Kollwitzstraße, Senefelderstraße, Dunckerstraße zur Neumannstraße in Pankow.

 

 

Titelbild: So sollte der Radweg auf der Schönhauser Allee aussehen / Visualisierung: infraVelo/xoio GmbH

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