Warum wir keine Anzeigen mehr verkaufen

von Philipp Schwörbel 27. April 2015

Wir wollen weiterhin guten und unabhängigen Lokaljournalismus machen. Das geht aber nur, wenn wir uns nicht auf Schleichwerbung einlassen. Dafür brauchen wir Sie, liebe Leser!

Liebe Leserinnen und Leser,

 

früher galt: Wer eine Zeitung machen will, der braucht gute Artikel, Leser und – Anzeigenkunden. Mit diesen Zielen haben wir 2010 die Prenzlauer Berg Nachrichten gegründet. Wir wollten eine digitale Zeitung für Prenzlauer Berg auf die Beine stellen, die gelesen wird. Und sie durch Online-Werbung finanzieren.

Heute wissen wir, dass wir uns im zweiten Punkt geirrt haben. Eine digitale Zeitung wie unsere lässt sich auf lange Sicht nicht durch Werbung finanzieren. Die Anzeigenpreise sind im Keller. Es gibt Nachrichtenseiten, die verdienen Geld damit, Werbung als redaktionellen Inhalt zu tarnen, doch das ist für uns keine Option. Das heißt: Die Einnahmen decken bis jetzt nicht unsere Kosten, die vor allem aus den Honoraren für unsere Autoren bestehen.

Doch den Kopf lassen wir deshalb nicht hängen. Wir wollen nicht Teil der (Zeitungs-)Krise sein, sondern Teil der Lösung. Schließlich haben wir unser erstes Ziel – Leser für eine Lokalzeitung im Internet zu gewinnen – erreicht. Im Monat werden wir bis zu 50.000 mal besucht, das heißt, bis zu 50.000 mal kommen Nutzer und lesen im Schnitt pro Besuch zwei bis drei Artikel.

 

Ein anderer Weg

 

Die meisten Nachrichten-Seiten im Netz finanzieren sich über Anzeigen. Blinkende Banner überstrahlen dann die eigentlichen Artikel, die man gerne lesen möchte. Wir wollen nun einen anderen Weg gehen und verkaufen ab sofort keine Werbung mehr. Aus folgenden Gründen:

 

  1. Niedrige Preise: Die Preise für Online-Werbung sind zu niedrig. Das liegt unter anderem an dem Überangebot von Werbeflächen. Viele Zeitungen und Magazine im Netz setzen auf große Reichweite und viele Klicks, um die sinkenden Preise zu kompensieren. Das ist ein Teufelskreis, denn mit einem immer größeren Angebot an Werbeflächen verfällt auch der Preis für die einzelne Anzeige. Langfristig werden sich nur sehr große, überregionale Internetportale über Werbung finanzieren können. Eine kleine Zeitung wie unsere kann hingegen über Anzeigen nicht genug verdienen.
  2. Artikel gegen Anzeige: Viele Werbekunden wollen nur dann eine Anzeige schalten, wenn wir auch redaktionell positiv über sie berichten. Das klingt dann etwa so: “Wir haben gerade eine Wurstbude eröffnet! Ein Kulturgut, sozusagen. Darüber müssen Sie berichten! Dann schalten wir auch eine Anzeige”. Doch so läuft das nicht. Die Glaubwürdigkeit ist die Grundlage unserer Zeitung; bei uns kann man sich nicht einkaufen. Zwei von drei möglichen Aufträgen gehen uns so wohl durch die Lappen.
  3. Verdeckte Werbung: Manche Anzeigenkunden versuchen, mit Hilfe zwielichtiger Agenturen gegen Bezahlung komplette Artikel in Zeitungen unterzubringen, die zwar werblichen Charakter haben, aber nicht als Anzeige zu erkennen sind. Auch das kommt für uns nicht in Frage.

 

Die Werbekunden, mit denen wir in den vergangenen Jahren zusammen arbeiteten, haben nicht versucht, Einfluss auszuüben. Dafür – und für ihr Vertrauen in unsere Zeitung – danken wir sehr herzlich. Doch es reicht einfach nicht, um die Prenzlauer Berg Nachrichten dauerhaft zu finanzieren. Daher müssen wir an dieser Stelle unsere Zusammenarbeit beenden. Denn ab sofort gibt es bei uns gar keine Anzeigen mehr.

 

Steigt die Qualität, steigen die Leserzahlen

 

Früher galt: Steigt die Qualität einer Zeitung, steigt auch die Anzahl ihrer Leser. Dann steigen die Anzeigenerlöse, die wiederum in noch mehr Qualität investiert werden können. Im besten Fall beginnt eine Aufwärtsspirale.

Heute funktioniert es genau umgekehrt: Wenn ein Online-Medium mit Anzeigen Geld verdienen möchte, benötigt es viele Artikel und viele Klicks, was öfter zu Boulevardisierung und Skandalisierung führt. Das ist oft das Gegenteil von Qualität.

Dieser Logik möchten wir uns nicht fügen. Dafür brauchen wir Sie, liebe Leser! Werden Sie für nur 4,90 Euro im Monat Mitglied der Prenzlauer Berg Nachrichten und unterstützen Sie damit unabhängigen Journalismus für Ihren Stadtteil.

 

Wir sind Ihre Lokalzeitung

 

Wenn Sie es sind, die statt der Anzeigenkunden unsere Finanzierung sichern, können wir weiterhin ausschließlich auf Qualität setzen – und damit im Idealfall neue Leser gewinnen, die wiederum Geld bezahlen, das wir in noch mehr guten Journalismus investieren können. 

Werden Sie deswegen noch heute Mitglied der Prenzlauer Berg Nachrichten. Alle Informationen und Vorteile der neuen Mitgliedschaft gibt es hier.

 

Ihr Philipp Schwörbel (Gründer) & das ganze Team der PBN

 

Zusammenfassung: Warum verkaufen wir keine Anzeigen mehr? Weil der Verkauf von Werbung eine digitale Zeitung wie die Prenzlauer Berg Nachrichten nicht finanzieren kann. Wir wollen uns auf unsere Leser konzentrieren, statt uns finanziell von zwielichtigen Anbietern von Schleichwerbung abhängig zu machen. Bitte seien Sie dabei!

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