Newsletter

Prenzlauer Berg Newsletter #45 sucht die Verkehrswende

von Christina Heuschen 12. Dezember 2021

Ein ungeschützter Radweg, verärgerte Anwohner*innen im Bötzowviertel und zwei neue Parlamentarische Staatssekretärinnen aus Pankow und Prenzlauer Berg Ost: Was diese Woche passiert ist, erfahrt ihr im Newsletter.


Wer in Prenzlauer Berg mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss vorsichtig sein: Überall lauern Gefahrenzonen. Mal kreuzen sich Rad- und Busspuren, mal gibt es gar keinen Radweg. Erst am Dienstag wurde an der Kreuzung Greifswalder Straße/Am Friedrichshain erneut eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall getötet. Auch vor dem BSR-Recyclinghof in der Behmstraße kommt es immer wieder zu Kollisionen. Denn dort wird der Radweg regelmäßig zu einem Wartebereich umfunktioniert. Sicher ist das nicht. Geplant ist deshalb schon länger, den Fahrradstreifen mit Pollern zu schützen – doch bisher hat sich nichts getan. Warum, das hat meine Kollegin Julia Schmitz recherchiert für unseren

Text der Woche

  • Radweg: Von der Idee bis zur Umsetzung von geschützten Fahrradwegen vergehen in Pankow meist mehrere Jahre. Der mit Pollern gesicherte Radstreifen in Höhe des BSR-Recyclinghofs soll nun aber wirklich kommen – irgendwann 2022.

Was sonst noch los war

Kiezfoto der Woche

Kiezfoto

Freundliche Gesten im Kiez
Gesehen in der Zionskirchstraße / Foto: Julia Schmitz

Aus dem Bezirk

  • Unfallkreuzung: Am Dienstagvormittag kam es an der Stadtteilgrenze zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain zu einem tödlichen Verkehrsunfall. Wie die Polizei mitteilte, fuhr eine Radfahrerin die Straße am Friedrichshain in Richtung Greifswalder Straße, als sie nach einer Berührung mit einem in die gleiche Richtung fahrenden LKW stürzte. Kurz darauf sei die 58-Jährige von der Sattelzugmaschine überfahren worden. Die Frau verstarb noch am Unfallort. Mitglieder der AG Verkehr von „Pro Kiez Bötzowviertel“ kritisieren nun die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Sie glauben, dass der tödliche Unfall vermeidbar gewesen wäre. Die Initiative hatte nach eigenen Angaben im Juni 2020 gemeinsam mit Sicherheitsberater*innen der Polizei, ADFC-Mitarbeiter*innen und dem Wahlkreisabgeordneten Tino Schopf (SPD) Gefahrenpunkte für Radfahrerende und Fußgänger*innen rund um das Bötzowviertel identifiziert. Eine daraufhin eingereichte Petition, in der die Unterzeichnenden die Mängel und mögliche Gegenmaßnahmen nannten, sei von der Senatsverwaltung nicht genügend berücksichtigt worden. In einer Antwort auf die Petition habe es geheißen: „Die Zufahrt an dem kritisierten Signalisierungsquerschnitt besteht aus einem Bussonderfahrstreifen, der zwar Radverkehr duldet, aber nicht zwingend vorsieht, dass der Radverkehr diesem bis zur Haltlinie folgen muss. Wer als Radfahrender direkt links in die Otto-Braun-Straße einbiegen will, kann sich bereits vor dem Beginn des Stauraums in der Straße Am Friedrichshain entsprechend nach links einsortieren und hat dann auch keine Schwierigkeiten.“ Carsten Meyer, Mitglied der AG Verkehr, fordert nun erneut, dass Radfahrende eine Grünschaltung erhalten und die Kreuzung am Königstor umgestaltet wird.
  • Regierungswechsel: Seit Mittwoch hat Deutschland eine neue Bundesregierung. Nach der Ernennung von Olaf Scholz zum Bundeskanzler und der Vereidigung der neuen Minister*innen, stehen auch die Staatssekretär*innen fest; zwei der neuen Gesichter kommen aus den Wahlkreisen Prenzlauer Berg Ost und Pankow. So wird Cansel Kiziltepe (SPD) Parlamentarische Staatssekretärin im neu geschaffenen Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Die Bundestagsabgeordnete ist bekannt für ihre soziale Wohnungspolitik. In einem Interview vor der Bundestagswahl erzählte sie uns, dass ihr die Themen Mieten und Wohnen in ihrem Wahlkreis besonders am Herzen liegen. Daniela Kluckert (FDP), angetreten für den Wahlkreis Pankow, übernimmt ebenfalls einen Posten: Die Politikerin wird Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium. Bislang war sie stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses.
  • Frauenbeirat: Nachdem sich das Bezirksamt Pankow neu aufgestellt hat, sucht nun der Frauenbeirat neue Mitglieder. Ab sofort können sich Frauen bewerben, die im Bezirk Pankow wohnen oder arbeiten. Wer sich für gleichstellungs- und frauenpolitische Arbeit interessiert und sich engagieren möchte, schickt bis zum 16. Dezember 2021 eine kurze formlose Bewerbung an die Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Wittenburg. Aus der Kurzbewerbung sollte die Motivation zur Mitarbeit im Frauenbeirat sowie der Interessensbereich für das künftige Engagement hervorgehen. Die Bewerbungsgespräche werden etwa Mitte Januar mit der Gleichstellungsbeauftragten stattfinden.
  • Fördergelder: Noch bis zum 17. Januar 2022 können sich Kooperationen zwischen Kulturschaffenden und Bildungseinrichtungen auf Fördergelder für künstlerische Bildungsprojekte bewerben. Initiativen, die unter aktiver Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Jahr 2022 im Bezirk Pankow stattfinden, können jeweils mit bis zu 5.000 Euro bezuschusst werden. Genauere Informationen zu den Förderkriterien gibt es online.

Kriminelles & Unschönes

  • Verkehrsunfall: Am Donnerstagnachmittag vergangener Woche ereignete sich in Prenzlauer Berg ein schwerer Verkehrsunfall. Nach Angaben der Polizei befuhr eine 79-jährige Autofahrerin die Kniprodestraße in Richtung Danziger Straße, als eine 14-jährige Fahrradfahrerin an der Ecke zur Conrad-Blenkle-Straße die Fahrbahn an einer Ampel überquerte. Die Autofahrerin, die laut Zeug*innen grünes Licht gehabt haben soll, erfasste die Jugendliche mit ihrem Wagen. Die 14-Jährige kam daraufhin mit schweren Kopf- und Beinverletzungen ins Krankenhaus.

Tipps & Termine

  • 15.12.: Vom stalkenden Nachbarn über den Konflikt zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen bis hin zu Unterschieden zwischen Arm und Reich: Das Kino Lichtblick rückt den Hinterhof und seine Nachbar*innen ins Scheinwerferlicht. Am Mittwoch zeigt das Kino gleich drei Filme über den typischen Berliner Hinterhof im 21. Jahrhundert. Dazu gehören der Film „Nebenan“ von Daniel Brühl sowie zwei Kurzfilme des Künstlers Andreas Koch. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr und wird von Koch begleitet.
  • Ab sofort: Berlin gehörte einst zu den bedeutendsten Zentren der Bierindustrie. Maria Wischnewski erzählt in ihrer Dokumentation die Geschichte der Brauereien in Prenzlauer Berg – von ihrem rasanten Aufstieg, von Arbeitskämpfen und der Verbindung von Politik und Bierseligkeit. Der rbb zeigt den Film nun in seiner Reihe „Geheimnisvolle Orte“.

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche

Eine „seriöse Aussage zum Fertigstellungstermin“

könne nicht getroffen werden, schreibt die Senatsverwaltung auf die Anfrage von Andreas Otto (Bündnis 90/Die Grünen), wann sich die Situation für Radfahrende auf der Behmstraße verbessere. Es gebe unter anderem offene Fragen zur verkehrsrechtlichen Genehmigungsfähigkeit. Ich hätte auch eine Frage: Wann soll die versprochene Verkehrswende kommen, wenn sich selbst kleine Projekte wie ein geschützter Radweg jahrelang hinziehen?

Nun wünsche ich euch aber erst einmal ein schönes Wochenende!

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion

 


Dir gefällt, was wir machen? Hinter den Prenzlauer Berg Nachrichten steckt kein großes Medienunternehmen, sondern ein Team aus freien Journalist*innen mit großer Leidenschaft für Lokaljournalismus. Damit wir auch in Zukunft unabhängig und werbefrei aus den Kiezen berichten können, brauchen wir deine Hilfe: Unterstütze uns jetzt mit deiner Mitgliedschaft und erhalte Zugang zu allen Artikeln, den wöchentlichen Newsletter sowie den monatlichen Sondernewsletter zu einem Schwerpunktthema!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar