FDP

Direktkandidat*innen-Check: Daniela Kluckert und Ann Cathrin Riedel (FDP)

von Redaktion 23. August 2021

Wer will für unseren Kiez in den Bundestag? Wir haben die Direktkandidat*innen für Prenzlauer Berg und Prenzlauer Berg Ost zum Gespräch an einen Ort ihrer Wahl gebeten. Teil 5: FDP*.


Am 26. September werden auch in Prenzlauer Berg die Kreuze für die Bundestagswahl gemacht. Aber wer steht eigentlich zur Wahl in unserem Stadtteil? In den kommenden Wochen stellen wir die jeweiligen Kandidat*innen der verschiedenen Parteien vor – alle bekommen dabei die gleichen Fragen gestellt.

In Teil fünf sprechen wir mit Daniela Kluckert (Wahlkreis Pankow) und Ann Cathrin Riedel (Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg Prenzlauer Berg Ost) über ihre Ideen und Ziele. Getroffen haben wir die Beiden im Schatten der Gethsemanekirche.


Dies ist ein Text aus unserem Schwerpunkt
Wahljahr 2021


Warum wollen Sie in den Bundestag?

Ann Cathrin Riedel: Ich möchte in den Bundestag, weil dort eine Stimme für Bürgerrechte im Bereich der Digitalisierung fehlt. Jimmy Schulz, mein Vorbild und guter Freund, ist leider 2019 verstorben. Er war eine über die Fraktionen hinaus anerkannte Stimme für diesen Bereich. Es sind riesige Fußstapfen, die ich gar nicht ausfüllen kann – aber ich würde mich gerne für dieses Thema einsetzen, das meiner Meinung nach sehr wichtig, aber auch sehr unterschätzt ist.

Daniela Kluckert: Ich möchte viel bewegen, denn es gab nie mehr zu tun als jetzt nach der Pandemie. Wir merken, dass Corona uns viel hinterlassen hat, aber auch wie ein Brennglas auf ganz viele Themen gewirkt hat. Gerade bei der Digitalisierung gab es einerseits einen Schub, auf der anderen Seite haben wir gesehen, was alles noch nicht läuft. Angefangen bei der digitalen Infrastruktur, aber auch der ganze Bereich der Verwaltung und im Verkehrsbereich – das sind meine Kernthemen. Besonders wichtig für meine Partei sind die Themen Freiheit und Aufstieg: Wie schaffen wir es, dass Menschen egal welcher Herkunft alles erreichen können, was sie erreichen wollen?

 

Warum sollen die Bürger*innen ausgerechnet Sie wählen?

Ann Cathrin Riedel: Mein Wahlkreis ist Prenzlauer Berg Ost und dort sind wir die einzige liberale Stimme. Ich glaube, dass dieser Bezirk sehr liberal ist und wer das möchte, sollte die FDP wählen. Gerade wer hier grüne Politik möchte, sollte nicht die Grünen wählen – denn damit bekommt man konservative Politik.

Daniela Kluckert: Das sehe ich auch so. Dazu kommt, dass wir zwei dynamische Frauen sind, in einem Alter, in dem man sehr gut Politik machen kann. Wir bringen nicht nur unsere Persönlichkeit mit, sondern auch unsere Kultur des guten Streitens.

 

Welches Thema liegt Ihnen in Ihrem Wahlkreis besonders am Herzen?

Ann Cathrin Riedel: Natürlich geht es in der Partei auch um Klima, aber ich bin keine Klimapolitikerin. Wie erwähnt ist mir das Thema Digitalisierung besonders wichtig. Ich sehe dort aber viele Analogien zur Klimapolitik: Bei der digitalen Infrastruktur im weitesten Sinne, wo ja noch sehr viel zu tun ist, müssen wir schon heute darauf achten, dass wir Bürger- und Menschenrechte schützen. Wir müssen diesbezüglich gute Politik machen, um unter anderem die Versorgung an digitalen Angeboten, zum Beispiel in der Verwaltung oder den Unternehmen, auszubauen. So sichern wir unseren Wohlstand und auch unsere Demokratie. Wenn die Verwaltung in einem Staat nicht funktioniert, verlieren die Menschen das Vertrauen. Wir Liberale sagen ja, dass es auch nicht zu viel Staat sein darf, aber der vorhandene muss funktionieren. Und wenn das nicht nachhaltig ist, haben wir in der Zukunft ganz große Probleme.

Daniela Kluckert: Wie eben schon gesagt, das Thema Aufstieg. Wie schaffen wir es, den Kindern die Möglichkeit zur freien Entfaltung zu geben? Wir wollen bessere Bildungschancen ermöglichen und ein gutes Klima schaffen, in dem man aufwächst. Dann die Mobilität im weitesten Sinne: Das ist etwas, was funktionieren muss und in Deutschland deutlich besser funktionieren könnte, auch in Bezug auf den Klimaschutz. Daran arbeite ich.

 

Wie wollen Sie das konkret umsetzen?

Daniela Kluckert:
Das lässt sich in der Bildungspolitik angehen. Aber auch in der Wirtschaftspolitik, wenn wir es schaffen, dass es Gründern leichter gemacht wird. In den Sozialsystemen, wenn man zum Beispiel für lebenslanges Lernen Weiterbildungs-Bafög bekommt. All das muss auf der Bundesebene angepackt werden. Darüber hinaus würde ich sagen, dass es auch gesellschaftliche Themen sind. Es kann einfach nicht sein, dass Menschen mit ausländischem Namen keine Wohnung in Berlin bekommt, wo das sowieso schon schwer ist, oder dass man nicht zu Bewerbungsgesprächen eingeladen wird. Politiker müssen also neben dem Anträge schreiben und Nachfragen stellen auch eine gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen.

Ann Cathrin Riedel: Ich möchte in einer Regierung dafür sorgen, dass Gesetze gut werden. Dass über sie nicht in Karlsruhe entschieden werden muss, wie es jetzt beim Mietendeckel der Fall war. Dafür muss man zum Beispiel Sachverständige einladen.

 

Was muss in Prenzlauer Berg dringend verbessert werden?

Daniela Kluckert: Also in Pankow muss zum Beispiel dringend das Müllproblem angegangen werden. Dass die Spielplätze vermüllt sind, ist nicht hinnehmbar. Auch die Parks sind teilweise mehr Brachfläche als das Erholungsgebiet, das sie eigentlich sein sollten. Brunnen funktionieren oft auch nicht; eigentlich wird der gesamte öffentliche Raum nur noch durch Nachbarschaftsinitiativen am Leben gehalten. Es geht auch nicht, dass man nur schwer eine Termin auf den Ämtern bekommt, dass man sein Auto nicht ummelden kann und so weiter. Die Kindergärten und Schulen sind überfüllt. In Berlin müsste man eigentlich fragen, was überhaupt so bleiben darf. Wir brauchen hier eine Politik, die mehr macht als das bloße Verwalten von Problemen.

Ann Cathrin Riedel: In den letzten Monaten wurde zur Recht sehr viel kritisiert, dass in den Schulen die Technik beim Home Schooling nicht funktionierte. Viele haben auch auf den Datenschutz geschimpft. Technik und Datenschutz muss vereinbar sein, aber natürlich darf sich nicht jeder einzelne Schulträger damit beschäftigen müssen. Es könnte zum Beispiel eine zentrale Plattform für Online-Unterricht gefördert werden. Das sollte nicht jedes Bundesland einzeln machen, da muss etwas vom Bund kommen. Und ein ganz anderes Thema: Ich hätte in Prenzlauer Berg Ost gerne mehr Fahrradwege. Ich bin leidenschaftliche Fußgängerin und hätte den Bürgersteig gerne wieder für mich! In der Hufelandstraße zum Beispiel weichen viele Radfahrer aufgrund des Kopfsteinpflasters auf den Gehweg aus.

 

Was verbindet Sie persönlich mit Prenzlauer Berg?

Daniela Kluckert: Als ich nach Berlin kam, bin ich als erstes nach Prenzlauer Berg gezogen. Für mich ist es also der Kiez, in dem ich hier heimisch geworden bin. Da gibt es noch immer eine ganz starke emotionale Verbindung.

Ann Cathrin Riedel: Ich bin recht spontan nach Berlin gezogen und dann erst nach Mitte. Kurz darauf konnte ich eine Wohnung in Prenzlauer Berg Ost übernehmen. Und ich kann sagen, dass ich noch nie so glücklich war wie dort. Es ist Großstadt und gleichzeitig ruhig, hier hat man wirklich Lust zu leben und auch zu bleiben.

 

Warum haben Sie diesen Ort für unser Gespräch gewählt?

Daniela Kluckert: Die Gethsemanekirche hat bei der Wiedervereinigung eine große Rolle gespielt und das ist etwas, was den Bezirk sehr stark geprägt hat: Die Zeit der DDR, des Wiederstands und der Friedlichen Revolution. Es ist ein schöner Ort, weil er auch die Widersprüche von Pankow aufzeigt und für bürgerschaftliches Engagement steht.

 

Was machen Sie, wenn Ihnen Berlin mal so richtig auf den Zeiger geht?

Ann Cathrin Riedel: Dann treffe ich mich mit Freunden auf ein Glas Wein und schimpfe ordentlich beziehungsweise rede darüber, was mich aufregt. Reden hilft immer.

Daniela Kluckert: Das kommt natürlich nie vor…! Ich fahre schon gerne aus der Stadt raus, zum Beispiel nach Niedersachsen, wo ich aufgewachsen bin, oder an die Ostsee.

 

Titelbild: Daniela Kluckert (links) und Ann Cathrin Riedel wollen für die FDP in den Bundestag / Foto: Julia Schmitz


*Disclaimer: Die Reihenfolge, in der wir die Parteien vorstellen, ist keine Wertung von unserer Seite und auch nicht auf die Stimmzahlen bei der vergangenen Wahl bezogen. Sie ergibt sich schlicht aus den Zeitpunkten, zu denen wir die beiden Kandidat*innen vor Ort treffen konnten.


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