Prater

Prater goes Internet

von Julia Schmitz 8. Dezember 2020

Im Mai 2021 soll die Galerie im Prater nach zehnjähriger Schließzeit wiedereröffnen. Das virtuelle Format „Prater Digital“ bietet schon jetzt einen Vorgeschmack.


Aktuell stehen im Pratergarten die Zapfhähne still. Das liegt nicht nur an der Pandemie und der damit verbundenen Schließung gastronomischer Einrichtungen, sondern auch daran, dass das Areal umfassend saniert wird. Wann die Außenfläche für geselliges Beisammensein zur Verfügung stehen wird, ist noch unklar. Dafür gibt es für die Neuereröffnung der Galerie am Prater einen konkreten Zeitraum: Ab Mai 2021 soll in den Räumen wieder Kunst gezeigt werden.

Bis es soweit ist, finden erste Projekte der Galerie im virtuellen Raum statt: Das Projekt „Prater Digital“ bietet vom 8. bis 12. Dezember die Möglichkeit, Videos, Sound-Installationen, Diskussionen und Performances über den heimischen Bildschirm zu erleben. „Es ist eine Chance, Kultur stärker in den digitalen Raum zu bringen und so barrierefrei zugänglich zu machen“, sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der auf der natürlich auch im Netz stattfindenden Eröffnung eine kurze Rede hielt. Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) betonte die Wichtigkeit des Ortes – virtuell wie offline – für den Bezirk: „Der Prenzlauer Berg braucht ein solches Haus als Ergänzung zum Kulturareal im Ernst-Thälmann-Park.“

Prater

Im digitalen Foyer können sich Nutzer bzw. ihre Avatare treffen und unterhalten / Screenshot: Prater Digital

 

Von der Bretterbude zum Biergarten

Wer das von Berrak Nil Boya entworfene Foyer des „Prater Digital“ betritt und sich einen eigenen Avatar gestaltet hat, kann dort mit anderen Gästen ins Gespräch kommen oder sich über die Geschichte des Hauses informieren. Die begann bereits 1837, als Prenzlauer Berg noch von Windmühlen geprägt war und am Rande der lehmigen Kastanienallee ein erster Bierausschank aufgebaut wurde. Nach zahlreichen Umbauten wurde die Bude zum Biergarten inklusive Freilichtbühne, auf der Operetten und Theaterstücke aufgeführt wurden; die Gebäude überstanden den Zweiten Weltkrieg und der Betrieb konnte bereits 1945 wieder aufgenommen werden. 1973 kam dann die Galerie am Prater im Rahmen der „Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ hinzu, bis sie vor zehn Jahren vorerst geschlossen werden musste.

Im digitalen Raum soll nun erprobt und diskutiert werden, inwieweit sich eine kommunale Galerie in einem von Gentrifizierung geprägten Stadtteil nicht nur mit der Geschichte des Ortes, sondern auch mit aktuellen Fragestellungen kritisch auseinandersetzen kann und muss. Um sich daran zu beteiligen, braucht es vorerst nichts weiter als einen Computer und eine stabile Internetverbindung – und ein passendes Kaltgetränk.

„Prater digital“ findet vom 8. bis 12. Dezember 2020 ausschließlich online statt. Alle Informationen zu den einzelnen Programmpunkte und Zugangsvoraussetzungen gibt es auf der Webseite.

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