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Prenzlauer Berg Newsletter #44 zieht auf einen Bauernhof

von Julia Schmitz 5. Dezember 2021

Wir schnuppern literarisches Landleben, rätseln über die Fahrradstraße in der Stargarder und diskutieren über den Jahnsportpark. Dies und mehr könnt ihr in unserem wöchentlichen Newsletter nachlesen.


Liebe Leserinnen und Leser!

Hand aufs Herz: Wer von euch hat sich in den letzten anderthalb Jahren auch nach einem Ort in der Natur gesehnt, um das Lockdown-Berlin hinter sich zu lassen? Nataša Kramberger hat diesen Traum bereits vor ein paar Jahren verwirklicht, als sie den Bauernhof ihrer Familie in Slowenien übernahm. Seitdem verlässt sie Prenzlauer Berg regelmäßig, um in Gummistiefeln im Kuhmist zu stehen – dass das nicht immer so rosig ist, wie Hochglanzmagazine über das Landleben uns glauben machen wollen, darüber hat sie in ihrem neuen Roman geschrieben. Meine Kollegin Katharina Angus hat mit der Schriftstellerin über die Parallelen zwischen Landwirtschaft und literarischem Schreiben, den Protest gegen Baumfällungen auf der Torstraße und Thymiantinkturen gesprochen. All das könnt ihr nachlesen in unserem

Text der Woche

Was sonst noch los war

Kiezfoto der Woche

Kiezfoto

Foto: Julia Schmitz

Aus dem Bezirk

  • Fahrradstraße: Was wurde eigentlich aus der Stargarder Straße, die zu einer Fahrradstraße umgewidmet werden sollte? Ursprünglich sollte das zum Frühjahr 2020 geschehen, aufgrund der Pandemie musste es allerdings verschoben werden. Bis November 2021, hatte der ehemalige Grünen-Stadtrat Vollrad Kuhn noch in diesem Sommer gesagt, sollten die Arbeiten aber planmäßig beendet sein. Doch ein Spaziergang durch die Ost-West-Tangente zwischen Prenzlauer und Schönhauser Allee zeigt: Viel passiert ist noch nicht. Ein paar Fahrradbügel wurden am Straßenrand montiert, doch weder Schilder noch Markierungen auf der Fahrbahn weisen darauf hin, dass Radler*innen hier demnächst Vorfahrt haben sollen. „Leider gibt es seit Beginn der Beauftragung in der letzten Legislaturperiode, noch unter meinem Vorgänger Herrn Kuhn, große Probleme mit der zeitgerechten Umsetzung. Nach Angaben des Auftragnehmers resultiert der derzeitige Stillstand der Arbeiten aus nicht lieferbaren Verkehrszeichen“, berichtet Manuela Anders-Granitzki (CDU), seit kurzem Stadträtin unter anderem für das Straßen- und Grünflächenamt, auf unsere Nachfrage. Erst wenn die Schilder geliefert werden, könne die Fahrradstraße in Betrieb genommen werden. „Wir werden dann umgehend prüfen, ob provisorische Markierungen in Farbe vor der Winterperiode noch sinnvoll und machbar sind. Ich gehe davon aus, dass zumindest unterstützende Radfahrsymbole, im Sinne der Verkehrssicherheit, noch provisorisch auf die Fahrbahn gebracht werden.“
  • Fahrradweg: Die Schönhauser Allee wird natürlich nicht in eine Fahrradstraße umfunktioniert – doch soll das Radfahren in Zukunft auch hier deutlich sicherer werden. Die Pankower Grünen hatten in diesem Zusammenhang bereits 2018 beantragt, stadteinwärts wie -auswärts jeweils eine der Spuren – die aktuell durch parkende Fahrzeuge genutzt wird – zu einem Radfahrstreifen zu machen. Gedacht war zunächst der Abschnitt zwischen Gleimstraße und Wichertstraße, im Februar dieses Jahres änderte man die Pläne auf den Teil zwischen Danziger/Eberswalder Straße und Stargarder/Gleimstraße. Hier wird eine geschützte Radverkehrsanlage eingerichtet, die bis Herbst 2022 fertiggestellt sein soll. Dies ergab eine Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Grüne). Die Senatsverkehrsverwaltung erhofft sich durch diese Maßnahme ein entspannteres Miteinander: „Breitere Gehwege und eine deutliche Trennung des Rad- und Fußverkehrs stellen zugleich eine Konfliktentschärfung zwischen den Verkehrsteilnehmenden dar, so dass die Situation für alle deutlich verbessert wird. Die neue Radverkehrsanlage soll ausreichend breit zum sicheren gegenseitigen Überholen von Radfahrenden sein und vor regelwidrigem Halten und Parken von Kraftfahrzeugen geschützt werden“, heißt es in der Antwort.
  • Jahnsportpark: Überraschende Neuigkeiten gab es in den letzten Tagen rund um den Sportpark an der Eberswalder Straße: Die Entscheidung, ob das Jahnstadion saniert oder abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, soll nun erst im Oktober 2022 fallen – ursprünglich hatte der Senat dies noch vor der Wahl Ende September, dann kurz darauf entscheiden wollen. Realisiert werden solle eine der beiden Varianten auf jeden Fall noch in der gerade angelaufenen Legislaturperiode. Dafür werden 97 Millionen Euro im Haushalt bereitgestellt, steht im Beschlussentwurf für den Hauptausschuss der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, der uns vorliegt. Für den dritten Bauabschnitt, der den geplanten Inklusionspark umfasst, sind 60 Millionen Euro veranschlagt. Doch die Umsetzung wird nun „aufgrund neuer Prioritäten“ auf 2026 und somit auf die nächste Legislaturperiode verschoben – aber ob dann noch genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen? Die Bürgerinitiative Jahnsport fühlt sich hintergangen: „Das viel zu große Bedarfsprogramm für den Jahn-Sportpark durfte im Werkstattverfahren nicht hinterfragt werden. Jetzt wird klar, dass es noch nicht einmal geprüft und genehmigt vorliegt. Für die Sportverwaltung ging es also all die Jahre vorrangig um das Stadion, nicht um den Inklusions-, Schul- und Vereinssport. Das ist die bittere Kernaussage dieser Haushaltsmittelanmeldung“, so Philipp Dittrich. Über die finale Verteilung der Haushaltsmittel wird voraussichtlich Anfang 2022 entschieden.
  • Corona: Bei 396,4 lag die 7-Tages-Inzidenz in Pankow am 1. Dezember – Tendenz aktuell leicht fallend. Die Gesundheitsämter Berlins kommen mit der Nachverfolgung der Infektionsketten dennoch nur noch schwerlich hinterher, Unterstützung wird deshalb dringend benötigt: Zum 1. Januar sucht das Bezirksamt Pankow Mitarbeiter*innen für das Corona-Lagezentrum, die unter anderem für die telefonische Ermittlung von Kontaktpersonen sowie Information und Beratung rund um die Pandemie zuständig sind. Es handelt sich um Vollzeitstellen, eine Teilzeitbeschäftigung ist aber ebenfalls möglich.
  • Mühlenkiez: An Grün- und Freiflächen mangelt es dem Mühlenkiez an der Greifswalder Straße nicht – doch vieles davon ist ganz schön in die Jahre gekommen und müsste dringend mal saniert werden. In den nächsten Jahren sollen deshalb Spiel- und Bolzplätze, Rasenflächen und Plätze mit finanziellen Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm „Nachhaltige Erneuerung“ wiederhergestellt werden. Was genau geplant ist, darüber informiert ab dem 6. Dezember eine Ausstellung in den Schaufenstern der Heinrich-Böll-Bibliothek in der Greifswalder Straße 87. Zu einzelnen Projekten soll es 2022 vor Ort auch Informationsveranstaltungen für die Anwohner*innen geben.
  • Müll im Kiez: Unser Pankow soll schöner werden – „weihnachtsschön“, um genau zu sein: Stadträtin Manuela Andres-Granitzki (CDU), neben dem Straßen- und Grünflächenamt seit Kurzem auch für das Ordnungsamt zuständig, ruft alle Menschen in Pankow dazu auf, ihr bis zum 9. Dezember konkrete Stellen im Bezirk zu melden, an denen Spermüll oder Unrat abgestellt wurde. Der soll dann bis zu den Feiertagen entsorgt werden. „Gemeinsam mit unseren Beschäftigten des Ordnungsamtes werde ich mich außerdem dafür stark machen, dass die Müll-Sünder erwischt und zur Rechenschaft gezogen werden. Wer unser schönes Pankow, unsere Parks und sogar Naturschutzgebiete mit seinem Müll verschandelt, darf nicht mehr so einfach davonkommen. Es wird darum verstärkt Schwerpunktkontrollen geben“, so Anders-Granitzki. Sperrmüll ist übrigens nicht zu verwechseln mit kleineren Gegenständen, die man selbst nicht mehr benötigt: Im Sommer hatte die Linksfraktion beantragt, im Bezirk an geeigneten Stellen so genannte Schenkschränke aufzustellen – das Straßen- und Grünflächenamt schaut sich aktuell nach geeigneten Standorten dafür um.
  • Wunschbaum: Auch in diesem Jahr wird die schöne Tradition des Wunschbaumes im Pankower Rathaus durchgeführt: Seit dem 29. November können im Foyer „Wunschsterne“ von einem Baum gepflückt werden; sie enthalten Geschenkvorschläge für Patient*innen und Geschwisterkinder des Kinderhospiz der Björn-Schulz-Stiftung. Bis zum 16. Dezember können die Überraschungen unverpackt im Rathaus abgegeben werden, die Wunschpat*innen bleiben anonym.

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Tipps & Termine

  • 4.12.: In der KulturMarktHalle geht es am Samstag rund: Beim Kulturtag #8 wird die Ausstellung des RambaZamba Ateliers eröffnet und die neue Platte „DUSCHE“ der Band 21DownBeat präsentiert. Der Eintritt ist frei, Beginn ist um 15 Uhr. Es gilt die 2G-Regel.
  • 7.12.: Marie Curie, Max Planck, Albert Einstein und Erwin Schrödinger haben nicht nur die Physik revolutioniert, sondern auch unsere Welt. Vom „Zeitalter der Unschärfe“ erzählt Tobias Hürter in seinem Buch, welches er am Dienstag im Zeiss-Großplanetarium vorstellt. Tickets kosten 16/12 Euro, Beginn ist um 20 Uhr. Es gilt die 2G-Regel.
  • 9.12.: Was braucht es in der dunklen Jahreszeit? Genau: viel Licht! Dazu passt das artspring Lichtkunstfestival, das am Donnerstag im Pavillon am Milchhof an der Schwedter Straße eröffnet wird: Gezeigt werden Langzeitbelichtungen, Lichtinstallationen, Lichtskulpturen, Projektionen, Videoarbeiten und Performances. Der Eintritt ist frei, es gilt die 2G+-Regel, also genesen/geimpft UND getestet. Beginn ist um 19 Uhr.

Steady

Das habt ihr vielleicht verpasst

  • Bäume: Weil eine Kiezinitiative in der Carl Legien-Siedlung zwei Bäume im Vorgarten pflanzte, droht ihnen nun ein hohes Bußgeld. Grund ist angeblich der Denkmalschutz.
  • Leute im Kiez: Wie kann Migration neu erzählt werden? In der Initiative „Zwischen den Polen“ kommen Menschen zusammen, deren Eltern aus Polen nach Deutschland ausgewandert sind. Ein Besuch.

Zitat der Woche

„Beim Schreiben versucht man meistens, alles zu kontrollieren. Dabei entstehen die besten Passagen oftmals in Momenten des intuitiven Arbeitens“

sagt Schriftstellerin Nataša Kramberger.

Ich nehme mir das mal zu Herzen: Freut euch schon auf meinen nächsten, intuitiv erstellten Newsletter… Bis dahin wünsche ich eine gute Adventszeit!

Eure Julia
und die ganze Redaktion


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