Stimmzettel

Die Prenzlette geht wählen

von Julia Schmitz 25. September 2021

Was Fahrradfahrer*innen in Zukunft auf der Schönhauser Allee erwartet und wie es mit dem Colosseum weitergehen könnte: Unser Newsletter zum Nachlesen.


„Die Wahlen am 26. September 2021 sind ein bedeutsames historisches Ereignis für Berlin“, sagte Landeswahlleiterin Petra Michaelis am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Roten Rathaus. Denn noch nie gab es in dieser Stadt vier Wahlen an einem Tag, noch nie durften Berliner*innen gleich sechs Kreuzchen auf vier verschiedenen Wahlzetteln machen. In den vergangenen zwei Monaten haben wir uns bei den Prenzlauer Berg Nachrichten intensiv damit beschäftigt, wer auf den verschiedenen Ebenen in unserem Stadtteil gewählt werden kann: Wir sprachen mit den Kandidat*innen, die in den Wahlkreisen 76 (Pankow) und 83 (Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost) für den Bundestag antreten. Wir befragten die Parteien, die ins Berliner Abgeordnetenhaus wollen, nach ihren Ideen rund um die Themen Verkehr, Wohnen, Bildung, Digitalisierung, Kultur und Klimaschutz. Und natürlich darf auch das Bezirksamt nicht fehlen: Wer möchte in der nächsten Legislaturperiode als Bürgermeister oder Bürgermeisterin im Rathaus Pankow sitzen? Sechs Personen haben dieses Ziel – was sie ändern wollen, sollten sie es erreichen, das erfahrt ihr in unseren

Video-Interviews der Woche 

  • Die Linke: Sören Benn ist amtierender Bürgermeister von Pankow – das will er auch in Zukunft bleiben. Wir haben mit ihm über seine Pläne gesprochen.
  • Bündnis 90/Die Grünen: Dr. Cordelia Koch ist derzeit Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow. Warum sie Bürgermeisterin werden will, hat sie uns im Interview erzählt.
  • SPD: Nach der vergangenen Wahl wurde Rona Tietje zur Bezirksstadträtin für Jugend, Wirtschaft und Soziales gewählt. Nun kandidiert sie als Bürgermeisterin von Pankow.
  • CDU: Als Spitzenkandidatin hat die CDU in diesem Wahlkampf Denise Bittner aufgestellt. Unser Gespräch mit ihr als Video.
  • FDP: Die FDP ist ebenfalls dabei mit einem Kandidaten für das Bürgermeisteramt – und zwar Dr. Thomas Enge. Was sind seine Ideen für Pankows Zukunft?
  • AfD: Daniel Krüger ist derzeit Bezirksstadtrat für Ordnung und Soziales. Warum er Bürgermeister von Pankow werden möchte, erklärt er im Video.

Kiezfoto der Woche

Wie viele Marienstatuen wohl auf Prenzlauer Berger Dachböden ihrem Schicksal harren?
Gesehen auf der Danziger Straße von Lothar Keller

Aus dem Bezirk

  • Wahlsonntag: Exakt 2.469.175 Berliner*innen dürfen am kommenden Sonntag ihre zwei Kreuzchen bei der Bundestagswahl machen; bei der Wahl  zum Abgeordnetenhaus sind es knapp 20.000 Personen weniger, bei der Wahl der Bezirksverordnetenversammlungen ca. 27.000 Personen mehr – denn zu letzterer sind auch die 16- und 17-Jährigen sowie in Berlin lebende ausländische Staatsangehörige aus der EU zugelassen. Obwohl mit fast einer Million deutlich mehr Berliner*innen in diesem Jahr die Briefwahl genutzt haben, muss der Ablauf am Wahltag gut organisiert sein: Deshalb bittet Landeswahlleiterin Petra Michaelis alle Wahlberechtigten, möglichst nicht erst um kurz vor 18 Uhr in die Wahllokale zu gehen, sondern den ganzen Tag zu nutzen – geöffnet ist ab 8 Uhr. Auch könnten Wartezeiten vermieden werden, indem man sich nicht erst in der Wahlkabine entscheidet, wo man das Kreuzchen setzt. Muster-Wahlzettel mit allen Kandidat*innen für den jeweiligen Wahlbezirk können online eingesehen werden – wer für Prenzlauer Berg auf den Wahlzetteln steht, erfahrt ihr auch in unserer Übersicht. Wer jetzt noch die Briefwahl nutzen möchte, sollte die Unterlagen nicht mehr in die Post geben, sondern persönlich vor Ort einwerfen: Die Briefwahlstelle befindet sich in diesm Jahr im Rathaus Prenzlauer Berg,
    Fröbelstr. 17 (Haus 9 Etage 3)
    . Und dann sind da noch die Hygienemaßnahmen: Nur wer eine medizinische Maske trägt, darf das Wahllokal betreten – und zwar ohne Ausnahme. Auch wird darum gebeten, einen eigenen Stift mitzubringen. Ab 18 Uhr werden die Stimmen dann ausgezählt, erste Ergebnisse sind kurz danach zu erwarten. Wir halten euch mit unserem Live-Ticker für Pankow auf dem Laufenden!
  • Schönhauser Allee:Was wurde eigentlich aus dem Radweg auf der Parkspur?“ fragten wir Ende Februar und bezogen uns damit auf Jahre alte Planungen des Bezirks, den Fahrradfahrer*innen auf der Schönhauser Allee mehr Platz einzuräumen – indem man eine der Spuren, die hauptsächlich durch parkende Autos genutzt wird, zum Radweg umwidmet. Ursprünglich sollte der Abschnitt zwischen Gleimstraße und Wichertstraße dafür genutzt werden, doch hatte man damals nicht einkalkuliert, dass die Brücke in Höhe der Schönhauser Allee Arcaden in den kommenden Jahren saniert werden muss und der Schienenersatzverkehr während der Bauarbeiten eine eigene Spur benötigt. In Zukunft werden deshalb die 720 Meter der jeweils rechten Fahrbahn zwischen Eberswalder/Danziger Straße und Gleimstraße mit „Protektionselementen“ zu einem geschützten Radweg umfunktioniert, teilte die Senatsverkehrsverwaltung am Dienstag mit. Der bisherige Radweg werde dann außerdem in den Fußgängerweg eingegliedert.  „Die Umgestaltung der Schönhauser Allee ist eines der seit Jahren vom Bezirk geforderten Kernprojekte der Mobilitätswende. Sie trägt dem wachsenden Radverkehr Rechnung, schafft dafür mehr Sicherheit sowie Lebensqualität für alle, die sich hier aufhalten“, so Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen). Die Bauarbeiten sollen Mitte 2022 beginnen.
  • Schulneubau: Es ist die erste „modulare Grundschule mit Sporthalle und Außenanlagen“: Am Mittwoch fiel der Spatenstich für das neue Gebäude an der Conrad-Blenkle-Straße, das im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive (BSO II) entsteht und die angespannte Lage bei den Schulplätzen im Bezirk Pankow langfristig entspannen soll. „Neue Schulplätze brauchen wir im Bezirk überall, aber hier im dicht besiedelten Gebiet von Prenzlauer Berg sind sie besonders vonnöten. Hier entsteht in kurzer Zeit ein ganz neuer Campus in sehr nachhaltiger Bauweise und mit neuem pädagogischen Konzept“, so Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke). 40,5 Millionen Euro kostet die modulare Grundschule, bei deren Bau die neuen Standards umgesetzt werden: Dazu gehört unter anderem Regenwassermanagement, eine Dachbegrünung, Photovoltaik-Solaranlagen sowie die Verwendung nachhaltiger Baustoffe. Zusammen mit dem Modularen Ergänzungsbau (MEB) werden dann am neuen Schulstandort Conrad-Blenkle-Straße 20 insgesamt 576 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Das Schulgebäude soll im 2. Schulhalbjahr 2022/2023 für den Schulbetrieb zur Verfügung stehen.
  • Musikalische Grundschule: In der Conrad-Blenkle-Straße wird übrigens nicht nur gebaut, sondern auch fleißig musiziert: Die Grundschule ist die erste, die am Projekt Musikalische Schule“ teilnimmt, das von Daniel Barenboim und der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ins Leben gerufen wurde. Jede*r Schüler*in erhält dreimal pro Woche 15 Minuten individuellen Unterricht an einem Instrument, zunächst am Klavier. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass musikalische Bildung sowohl für die individuelle Entwicklung des Menschen als auch für unsere Gesellschaft essenziell ist. Die staatlichen Subventionen für musikalische Institutionen in Deutschland sind natürlich großartig, aber Musik kommt in der heutigen schulischen Bildung sträflich zu kurz“, so Daniel Barenboim. Die Kooperation zwischen Senat und Stiftung ist auf mindestens sechs Jahre angelegt, soll aber bei Erfolg weitergeführt werden.
  • Förderung: Ihr habt ein Kunst- oder Kulturprojekt, dass in Pankow realisiert werden soll und zur Vielflalt und Lebendigtkeit des Bezirks beiträgt? Dann könnt ihr euch noch bis zum 15. Oktober für eine Förderung durch den Fachbereich Kunst und Kultur im Bezirksamt Pankow bewerben. Unterstützt werden Künstler*innen, Initiativen oder Vereine aus allen Sparten der freien Szene, die bisher keine öffentliche Spielstättenförderung erhalten.

ColosseumWie geht es mit dem Colosseum weiter?

Seit anderthalb Jahren müssen die Leinwände im Colosseum dunkel bleiben. Doch die Mitarbeiter*innen wollen das Kino retten – und haben konkrete Ideen, wie das gelingen kann: Mit einer Genossenschaft. Die wurde am vergangenen Sonntag – „kurz vor Beginn des Tatorts“ – von zehn Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen.

Warum gerade eine Genossenschaft? „Wir sind jetzt keine lose Interessengemeinschaft mehr, sondern eine juristische Person, die verhandeln kann“, so Michel Rieck, Mitglied des Betriebsrat im Colosseum. Dies sei auch als klares Signal an die Eigentümer gedacht: „Wir wollen hier weitermachen!“ Bisher habe es keinen direkten Kontakt mit der Erbengemeinschaft von Artur Brauner gegeben, der das Haus aktuell gehört, so Rieck. Doch dass diese das Gebäude verkaufen wollen, sei bekannt.

Ob letztendlich die Stadt Berlin oder eine Immobiliengesellschaft das Grundstück erwerbe: Mit dem neuen Konzept wolle man Druck auf die Eigentümer ausüben, damit am Standort Schönhauser Allee auch in Zukunft Kultur stattfinden könne. „Aber allein die Geschichte des Kinos ist es schon wert, das Haus zu erhalten“, so Linda Vierecke (SPD), die zu den Gründungsmitgliedern der Genossenschaft gehört.

Eine Frist von neun Monaten hat sich die Genossenschaft gesetzt: Bis dahin müssen mindestens 5.000 weitere Mitglieder gefunden werden, die sich mit einem Anteil von 150 Euro an dem Erhalt der Kulturstätte und den anfallenden Kosten für Mitarbeiter*innen, Filmverleih und Technik beteiligen. Rieck ist optimistisch, dass das funktionieren wird, der Zuspruch aus der Nachbarschaft und dem Rest der Stadt sei enorm. Und dann könne man – sofern sich die zukünftigen Eigentümer der Immobilie überzeugen ließen – gleich loslegen: „Der Spielbetrieb könnte dann nach ein bis zwei Wochen starten“.


Kriminelles & Unschönes

  • Einbruch: Am Montagnachmittag nahmen Einsatzkräfte der Operativen Gruppe Wohnraumeinbruch in der Sredzkistraße einen 40-jährigen Mann fest, der verdächtigt wird, mindestens 22 Wohungseinbrüche begangen zu haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte Anfang September einen Haftbefehl gegen ihn erwirkt. In seiner Wohnung konnten Diebesgut und Einbruchswerkzeuge beschlagnahmt werden.

Tipps & Termine

  • 24./25.9.: Wir müssen reden – zur Wahl“: Zum Abschluss des Gemeinschaftsprojektes der Schaubude und dem Performance-Kollektiv Anna Kpok gibt es am Freitag und Samstag Perfomances am Telefon. Wer sich einen Zeitslot bucht, wird von der Künstlerin angerufen und kann mit ihr über Macht und Teilhabe diskutieren. Der Eintritt ist frei.
  • 25.9.: „Rund um die Bundestagswahl bläst der politische Wind durch Blech
    auf den Platz“: Die Bolschewistische Kurkapelle setzt ein Zeichen mit der Veranstaltung „Blasen gegen Rechts“, die ab 17 Uhr im Hof der Kulturbrauerei und ab 18 Uhr im Kesselhaus stattfindet. Tickets kosten 17 Euro, ermäßigt 12 Euro.

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche

„Ich würde mich als erstes um das Thema Schulplätze kümmern, vor allem um die Oberschulplätze – da fehlen einfach wahnsinnig viele in Pankow“

sagt Denise Bittner. Sie ist Spitzenkandidatin der CDU für die Bezirksverordnetenversammlung und möchte Bürgermeisterin von Pankow werden.

Wer wird am Sonntag das Rennen machen bei den drei Wahlen? Ich koche schon mal eine Kanne Kaffee und bereite mich auf eine sehr lange Wahlnacht vor: Das vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl wird laut Landeswahlleiterin gegen 1:30 Uhr erwartet, die Ergebnisse für das Abgeordnetenhaus, die BVV und den Volksentscheid in den frühen Morgenstunden.

Wir werden euch im Live-Ticker auf dem Laufenden halten und euch in den Tagen danach sagen, wie Pankow gewählt hat. Bis dahin wünsche ich euch eine gute Zeit!

Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion

 

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