Wasser

Pankows Bäume leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Die Grünen wollen, dass Anwohner*innen zur Gießkanne greifen – und ihnen den Zugriff auf Wasser erleichtern.


Es ist Sommer in Berlin, die Temperaturen bleiben konstant über zwanzig Grad und die Sonne scheint von morgens bis abends. Wer gerne im Park oder Biergarten sitzt, wird sich darüber freuen – doch die Bäume am Straßenrand leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Seit März gab es, verglichen mit den Durchschnittswerten der vergangenen dreißig Jahre, deutlich weniger Niederschlag; im April fielen 10 Liter Regen pro Quadratmeter statt durchschnittlich 40, im Mai waren es 25 anstatt 60 Liter. Die Folge: Auch ältere und hitzeerprobte Bäume bilden ihre Blätter später aus und werden früher wieder kahl, etliche überleben den Sommer nicht und erkranken oder müssen gefällt werden. Das ist kein neues Problem.

 

Bäume

Ältere Bäume versorgen sich grundsätzlich selbst, freuen sich bei anhaltender Hitze aber trotzdem über Wasser / Foto: Julia Schmitz

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Als erster Bezirk Berlins hatte Pankow auf die Auswirkungen des Klimawandels reagiert und im vergangenen Jahr den Klimanotstand ausgerufen – dadurch rücken auch die Bäume immer wieder in den Fokus. Bereits Ende April dieses Jahres hatte Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) die Bürger*innen um Unterstützung bei der Bewässerung des Stadtgrüns gebeten:

Gerade im Frühjahr brauchen die Bäume ausreichend Feuchtigkeit, um austreiben zu können. Bitte helfen Sie uns daher (natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln), unsere Straßenbäume mit dem so dringend benötigten Wasser zu versorgen. Optimal wäre eine tägliche Versorgung mit zwei bis vier Eimern (20 bis 40 Liter) Wasser pro Baum.“

 

Gieß den Kiez

Jetzt haben sich die Bezirksverordneten der Pankower Grünen erneut des Themas angenommen. Mit dem Antrag „Wasser für Bäume“ fordern sie das Bezirksamt Pankow auf, die vom CityLab Berlin ins Leben gerufene Plattform „Gieß den Kiez“ zu unterstützen, indem es aktiv Daten beisteuert – zum Beispiel darüber, welche Bäume im Bezirk noch vom Straßen- und Grünflächenamt gepflegt werden. Gegossen werden Bäume nur bis zum dritten Lebensjahr. „Gieß den Kiez“ verzeichnet alle Straßenbäume Berlins mit Angaben zu Art, Alter und Wasserbedarf; Anwohner*innen können nachlesen, welche Bäume welchen Wasserbedarf haben, sie abonnieren und eintragen, wenn sie diese gegossen haben.

Außerdem soll den Berliner*innen mit grünem Daumen der Zugang zu Wasser erleichtert werden, unter anderem durch die Nutzung von Hydranten, die Sammlung von Regenwasser oder den Einsatz von Bewässerungssäcken. Hauseigentümer und Wohnungsbaugesellschaften sollen Außenanschlüsse für die Hausbewohner*innen nutzbar machen.

 

Alle Hausbewohner müssten zahlen

Kritik an den Vorschlägen der Grünen kam in der Bezirksverordnetenversammlung am Mittwoch von der CDU: Nur wenige Anwohner*innen hätten die Bewässerungssäcke im vergangenen Jahr beim Bezirksamt angefordert, zudem seien sie häufig Opfer von Vandalismus geworden, argumentierte der Bezirksverordnete Johannes Kraft. Eine Versorgung des Stadtgrüns durch einen freigegebenen Außenanschluss ginge darüber hinaus zulasten aller Hausbewohner, da die Kosten für das Wasser auf die Betriebskosten umgerechnet würden.

Bevor es in Pankow „Wasser marsch!“ heißt, dauert es also noch: Zunächst wird erstmal in verschiedenen Ausschüssen über den Antrag debattiert. In der Zwischenzeit darf natürlich weiterhin in Eigenregie gegossen werden. Grundsätzlich gilt: Je mehr Wasser, desto besser. Frisch gepflanzte Bäume benötigen bis zu 200 Liter Wasser pro Gießung, ältere kommen auch mit weniger aus. Exemplare mit einem Alter über vierzig Jahre versorgen sich in den meisten Fällen sogar dank ihrer tiefen Verwurzelung komplett selbst über das Grundwasser – und freuen sich trotzdem über nasse Zuwendung von außen.

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1 Kommentar

Johannes Kraft 19. Juni 2020 at 13:50

Die CDU hat übrigens einen eigenen Vorschlag „Wasser für unsere Stadtbäume“ gemacht. Nachzulesen hier: https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=5517#searchword

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