Klimaschutz

Mission Klimaschutz

von Julia Schmitz 18. Januar 2021

Pankow war der erste Berliner Bezirk, der 2019 den Klimanotstand ausrief – jetzt hat mit Angelika Haaser die erste Klimaschutzbeauftragte ihre Arbeit aufgenommen. Was sind ihre Aufgaben?


„Wir wollen Klimaschutz noch ernster nehmen, als wir das bisher getan haben und uns klare Ziele setzen“, lautete vor zwei Jahren eine der Begründungen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV); kurz danach rief Pankow den Klimanotstand aus. Seitdem verpflichten sich Bezirksamt und Bezirksparlament, jeden Antrag zunächst auf dessen Klimafreundlichkeit hin zu untersuchen, bevor weiter darüber entschieden wird. Um die damit verbundenen Aufgaben zu koordinieren und diesbezüglich mit den anderen Berliner Bezirken zusammenzuarbeiten, hat Pankow seit Anfang Januar deshalb eine Klimaschutzbeauftragte. Wir haben mit ihr gesprochen.


Dies ist ein Text aus unserer Reihe
„Umweltschutz & Nachhaltigkeit“


Frau Haaser, wie wird man Klimaschutzbeauftragte?

Ich habe den interdisziplinären Master Nachhaltigkeitswissenschaft an der Universität Lüneburg mit den Schwerpunkten Klimaschutz, Nachhaltige Energien und Nachhaltige Gemeindeentwicklung studiert. Es gibt aber auch zahlreiche andere Studiengänge, die einen für den Job qualifizieren. Ich würde sagen, dass ein „Schnittstellen-Studium“ mit Einblick in viele unterschiedliche Fächer sinnvoll ist, da Klimaschutz eine Querschnittsaufgabe ist und man sich schnell in unterschiedliche Handlungsfelder und Fachbereiche einarbeiten muss.

 

Sie haben von 2017 bis Ende letzten Jahres als Klimaschutzmanagerin in Spandau gearbeitet. Was hat sich in diesen vier Jahren in Sachen Klimaschutz in Berlin getan?

Im Bezirksamt Spandau habe ich verschiedene Projekte für die Bürger*innen umgesetzt, beispielsweise einen regelmäßigen Mobilitätstag, Vorträge zu Energiethemen und Betriebsbesichtigungen im Rahmen der Aktionswoche Berlin spart Energie. Das Lastenradprojekt fLotte-kommunal haben wir gemeinsam mit dem Bezirk Lichtenberg und dem ADFC Berlin e.V. gestartet. Um Klimaschutz in der Verwaltung als Querschnittsaufgabe zu etablieren, haben wir den European Energy Award eingeführt, ein internationales Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für kommunalen Klimaschutz. Im Land Berlin hat sich in den letzten Jahren einiges im Klimaschutz getan. So wurden auf Landesebene beispielsweise das Berliner Energiewendegesetz, das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 (BEK 2030) und das Mobilitätsgesetz verabschiedet. Die praktische Umsetzung der Gesetze und Konzepte ist aber noch ungenügend und muss noch verstärkt vorangebracht werden.

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Wie steht es aktuell um den Klimaschutz in Pankow, im Vergleich zu anderen Bezirken?

Meine Tätigkeit im Bezirksamt Pankow begann am 4. Januar 2021 und derzeit verschaffe ich mir einen Überblick genau zu dieser Frage. Grundsätzlich ist es so, dass die Bezirke nicht wirklich vergleichbar sind und vieles auch von den Entscheidungen des Landes Berlin beeinflusst wird. Mein bisheriger Eindruck ist: Zwar haben andere Bezirke teilweise schon seit einigen Jahren eine/n Klimaschutzmanager*in, aber in Pankow werden in verschiedenen Fachabteilungen schon zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen und -projekte umgesetzt. Auch gibt es aktive Initiativen und Bürger*innen vor Ort im Bezirk.

 

Was kann Pankow konkret in Sachen Klimaschutz tun?

Zum Beispiel den eigenen Gebäudebestand klimaneutral organisieren (Sanierung und Neubau nach hohen energetischen Standards, Versorgung der Liegenschaften mit Erneuerbaren Energien wie Photovoltaik), den eigenen Verwaltungsbetrieb möglichst klimaneutral gestalten (z.B. Umstellung auf CO2-neutralen Fuhrpark, Diensträder anschaffen, Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Fahrradnutzung im Bezirksamt) und Klimaschutz als Querschnittsaufgabe etablieren. Das heißt, dass viele unterschiedliche Abteilungen dazu beitragen – wie Stadtplanung, Gebäudemanagement, Straßen- und Grünflächenamt. Außerdem Informations- und Beratungsangebote für Bürger*innen, Gewerbe, Initiativen und Organisationen vorhalten.

Klimaschutz

Das Thema Klimaschutz rückt immer stärker in den Fokus – auch in Pankow / Foto: Julia Schmitz

 

Werden die Bürger*innen in Zukunft in die Planungen von Klimaschutz-Maßnahmen vor Ort einbezogen und wenn ja, wie könnte das aussehen?

Klimaschutz und Bürgerbeteiligung haben für den Bezirk Pankow eine hohe Priorität. So wurden Leitlinien der Bürgerbeteiligung für den Bezirk Pankow erarbeitet. Für Themen des Klimaschutzes können sich Bürger*innen – wie für andere Themen auch – über die bestehenden Instrumente einbringen. Beispielsweise gibt es bei der Bebauungs- und Verkehrsplanung regulär Bürgerbeteiligungsprozesse – hier können auch Klimaschutzaspekte einfließen. Zudem ist die Einführung eines Bürger*innenhaushaltes für 2021 geplant – dies bietet eine weitere Möglichkeit, Vorschläge für Klimaschutz-Maßnahmen zu machen. Weiterhin soll im Bezirk ein Klimarat eingerichtet werden, der das bürgerschaftliche Engagement im Bereich Klimaschutz und -anpassung bündelt.

 

Für viele Menschen klingt Klimaschutz nach einer Aufgabe der Politik, beginnt aber schon bei kleinen Projekten wie Tauschbörsen oder Repair-Cafés. Wie kann man sich als Einzelne*r einfach, aber effektiv für den Klimaschutz einsetzen?

Ja, das stimmt! Jede und jeder Einzelne kann viel für den Klimaschutz tun – das fängt beim eigenen Handeln an und betrifft alle Lebensbereiche – beispielsweise Rad fahren statt Auto, Ökostrom nutzen, Einkaufen von regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Weitere Tipps finden sich auch auf der Seite des Umweltbundesamtes. In Pankow gibt es schon einige Beratungsstellen und Einrichtungen, die Pankower*innen nutzen können – beispielsweise die Energieberatung der Verbraucherzentrale e.V. oder Kunst-Stoffe-Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien e.V. Auch startet der Bezirk bald mit dem Projekt fLotte-kommunal – hier können kostenfrei Lastenräder ausgeliehen werden.

 

Welches Projekt oder Thema steht ganz oben auf Ihrer Liste?

Nach knapp zwei Wochen im Dienst kann ich diese Frage noch nicht abschließend beantworten, da ich den Bezirk und die schon umgesetzten Projekte erst noch alle kennenlernen muss. Daher steht ganz oben auf meiner Liste, zusammenzutragen was alles schon an Klimaschutzmaßnahmen und -projekten in Pankow umgesetzt wird und wurde. Die Bezirksverordnetenversammlung hat auch einige Beschlüsse zum Klimaschutz gefasst – beispielsweise die Einrichtung eines Klimaschutzrates – darum werde ich mich auch zeitnah kümmern. Als eine der ersten Maßnahmen werde ich auf der Internetseite des Bezirksamtes einen Auftritt zu Klimaschutz aufbauen. Damit ich als Ansprechpartnerin für Vereine, Initiativen und Organisationen auch sichtbar bin. Der Internetauftritt soll z.B. zu Klimaschutzprojekten des Bezirkes informieren, aber auch Hinweise zu Fördermitteln und Beratungsangeboten in Berlin bieten. Dann würde ich gerne die Aktion Stadtradeln im Bezirk bewerben und ein Bezirksamtsteam gründen, weil ich dies eine tolle Aktion finde um Menschen zum Radfahren zu motivieren und auch zu zeigen, wie viele das Rad nutzen.

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1 Kommentar

K. Roy 28. September 2022 at 12:43

Seit 2021 arbeitet sich die Dame ein ?
Seit also mehr als 1,5 Jahren ? Soll das ein Witz sein?
Und wenn statt konkreten Maßnahmen, wie z.B. Baumfällungen verhindern, Natur-/Klimaschutz vor Denkmalschutz , Grünflächenkonzept Bad Saulgau anwenden,etc.
dann lediglich Vorträge organisiert werden, dann ist es rausgeschmissenes Geld for nothing.
Danke Pankow. Danke Sören Benn

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