Tofuwürstchen und Theater

von Kristina Auer 17. Dezember 2017

Um glückliche Würstchen, ein glückliches Theater-Ensemble und um traurige Künstler, die trotzdem in Feierlaune sind geht es in dieser Woche im schönsten Stadtteil Berlins.


Liebe Mitglieder und Abonnenten!

„Glückliche Würstchen“ gibt es seit kurzem in der Raumerstraße. Die freuen sich so, weil sie nich aus totem Tier, sondern aus Tofu, Seitan und allerlei anderem Zeugs gemacht werden. Mindestens genauso glücklich ist das Ensemble des Theater o.N.: Es darf fünf weitere Jahre in der Kollwitzstraße spielen. Partystimmung und knallende Sektkorken in unseren:

Themen der Woche: Tofuwürstchen und Theater

  • Tofuwürstchen: Im Helmholtzkiez hat ein veganer Fleischwarenhandel eröffnet. In der Vetzgerei gibt es „Vurst“ und veganen Weihnachtsbraten. Grund genug, unsere Reihe wieder aufzunehmen und zu fragen: Was soll das?
  • Theater o.N.: Nach monatelangem Bangen und Zittern konnten sich Theater, Senatsverwaltung und Eigentümer nun einigen: Das Theater o.N. kann vorerst in der Kollwitzstraße bleiben – mit geeignetem Schallschutz.

Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?

  • Tschüss, Willner-Brauerei! Schluchz, schnief – Am Sonntag schließt die Willner-Brauerei ihre Pforten, für immer. Grund genug, vorher nochmal richtig freizudrehen – mit einem 48-Stunden-Festival mit Kunst, Musik, Film und natürlich Party. (Achtung, Mitglieder: weiter unten verschenken wir Karten!)
  • Mehr ist nicht genug: Pankow ist im Berliner Vergleich Spitzenreiter beim Wohnungsneubau. Die neu gebauten Wohnungen reichen aber bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.
  • Die kleine Prenzlauer Berg Bibliothek zur Weihnachtszeit. Teil 2: Zehn autobiographische Jahre in der Oderberger Straße, wo die Mauer allgegenwärtig war. Wir schenken Euch ein Exemplar

Kurznachrichten

  • Ist es Euch auch schon aufgefallen: Die S9 fährt seit dieser Woche nicht mehr durch Prenzlauer Berg, sondern wieder durch die Stadtmitte. Die BVG hat ihren Fahrplan umgestellt. Kleiner Trost: Die M1 fährt dafür jetzt öfter und mit größeren Bahnen.
  • Schöner Brocken: Im Mauerpark ist ein 24 Tonnen schwerer Findling aus der letzten Eiszeit den Bauarbeiten zum Stauraumkanal im Weg. Deswegen kommt heute Früh ein Riesenkran und hebt den Steinbrocken aus der Baustelle in den Mauerpark hinein. Wer dabei sein will – Punkt 8.00 Uhr geht’s los! In zwei Jahren wird der Brocken dann wieder zurückgehievt.
  • Gleichberechtigung: Für vier Wochen ist der Kurzfilm „Agentinnen des Wandels“ im Kino in der Kulturbrauerei zu sehen. In dem Comic geht es um Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, bereits erkämpfte Errungenschaften und nötige Veränderungen in Zukunft. Infos gibt es beim Bezirksamt.

Unser Prenzlauer Berg Filmtipp:

Weil der DDR-Führung die Fotos von Harald Hauswald nicht gefielen, ließ sie ihn beschatten. Der Kurzfilm „Radfahrer“ ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung zu sehen und gibt einen Einblick in den Alltag von Prenzlauer Berg in den 80er Jahren und die allgegenwärtige Überwachung. Gefunden haben wir ihn bei der Plattform Mediasteak.

Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:
  • Das Heimat-Journal des rbb war in der letzten Woche im Bötzowviertel zu Besuch und hat einen Blick auf das Leben im Kiez und seine Geschichte geworfen. Vor allem aus der Hufelandstraße gibt es viel zu berichten, von den Fotografien von Harf Zimmermann über alte Nachbarn bis zu den heutigen Geschäften.
  • Akrobatik, Rollschuhfahrer, Perücken, Klaviermusik und verblüffende Duette: Ein Kollege vom neuen deutschland ist begeistert vom Stück „momentum“, das gerade in der Halle Tanzbühne in der Eberswalder Straße zu sehen ist.
  • Eigentlich wollte die Schauspielerin Anne Ratte-Polle alle paar Jahre in einen anderen Stadtteil umziehen. Daraus wurde nichts, Prenzlauer Berg gefiel ihr so gut, dass sie auf Anhieb hängen blieb. Qiez hat sie bei einem Spaziergang porträtiert.
Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:
  • Ein versuchter Raub in einem Discounter in der Kniprodestraße blieb am Samstagabend erfolglos. Der Täter soll versucht haben, die vier Angestellten beim Verlassen des Geschäfts unter Vorhalten einer Waffe in den Laden zurückzudrängen. Als das scheiterte, ergriff er die Flucht.
  • Bei einer Einsatzfahrt ist ein Polizeiwagen in der Nacht zum Samstag an der Kreuzung Danziger und Greifswalder Straße mit einem BMW zusammengestoßen. Alle Beteiligten hatten zwar Glück, doch an beiden Fahrzeugen entstand Totalschaden.
  • Bei der Festnahme eines 16-jährigen mutmaßlichen Drogendealers ist es in der Nacht zum Samstag an der Straßenbahnhaltestelle Kniprodestraße/Danziger Straße zu einem Gerangel zwischen Polizei und 20 bis 30 PassantInnen gekommen. Drei Beamte wurden leicht verletzt, es kam Reizgas zum Einsatz.
  • An der Kreuzung Prenzlauer Allee und Ostseestraße ist eine 28-jährige Fußgängerin am Montagabend von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Sie soll bei Grün die Straße überquert haben.
  • Ein 33-Jähriger, der am Mittwochabend zu Fuß die Wichertstraße überquerte, wurde von einem Opel erfasst und erlitt einen Oberschenkelbruch.

Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:

  • Abgasalarm: Weil es in vielen Kiezen keine verlässlichen Zahlen zum Stickoxid in der Luft gibt, haben die Kollegen vom rbb zusammen mit der TU Berlin nachgemessen – mit eklatantem Ergebnis: An 73 von 110 Orten lagen die Messungen über dem zulässigen Grenzwert. Die Prenzlauer Allee hat es sogar auf Platz 5 der Orte mit den höchsten NO2-Messwerten „geschafft“.
  • Schulsanierung: Weil Personal oder Baufirmen fehlen, bleiben in den Bezirken mehrere Millionen für die Schulsanierung liegen, schreibt die Berliner Morgenpost. Der Bezirk Pankow wollte die Heizung der Grundschule im Eliashof sanieren, fand aber trotz mehrfacher Ausschreibung keinen Auftragnehmer.
  • Nördlich von Prenzlauer Berg: „Halb Prenzlauer Berg ist jetzt hergezogen“, hat der Fotograf und Schauspielersohn Andreas Mühe dem Tagesspiegel erzählt – und meint die Umgebung des Pankower Schlossparks. Er selbst, der in Prenzlauer Berg und Mitte aufwuchs, lebt seit 15 Jahren in Pankow.

Termine und Tipps:

  • Freitag, 15. Dezember: Ab 18 Uhr wird in der Willner-Brauerei 48 Stunden lang Abschied gefeiert; in der Schaubude feiert das Stück „Drei Bärtige“ Premiere.
  • Samstag, 16. Dezember: Der Chor Cantus Domus singt das Magnificat von Johann Sebastian Bach in der Gethsemanekirche.
  • Sonntag, 17. Dezember: Wer noch nicht dort war, kann heute beim 3. Advents-Ökomarkt auf dem Kollwitzplatz vorbeischauen.
  • Dienstag, 19. Dezember: Noch nicht ganz vorbei: Der Klub der Republik öffnet heute nochmal kurz seine Pforten – bei der Lesebühne des duotincta-Verlags liest der Sprecher Michael Wieseler Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte.
  • Donnerstag, 21. Dezember: Das bat-Studiotheater inszeniert das Stück König Lear von William Shakespeare.

Das habt Ihr vielleicht verpasst:

Unser Zitat der Woche:

  • „Wir versuchen jetzt nicht, eine möglichst fleischähnliche Salami herzustellen oder so. Es geht eher um eine Erweiterung als um einen Ersatz.“

Das sagt Sarah Pollinger, Inhaberin der frisch eröffneten Vetzgerei in der Raumerstraße. Dort gibt es Fleischwaren auf Pflanzenbasis.

So, und jetzt muss ich dringend zu den glücklichen Würstchen und meinen veganen Seitan-Weihnachtsbraten vorbestellen gehen.

Habt ein ebenso glückliches drittes Adventswochenende! Vielleicht sehen wir uns in der Willner-Brauerei.

Eure Kristina Auer & die ganze Redaktion

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