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Prenzlauer Berg Newsletter #2

von Julia Schmitz 23. Januar 2023

Mauerpark, Wohnungsbau, Kleingärten: In der vergangenen Woche haben wir wieder eine gemischte Tüte Nachrichten aus Prenzlauer Berg zusammengestellt. Hier kommt der Newsletter zum Nachlesen.


„Es ist kein klassischer Zugezogene-Schwaben-vertreiben-alteingesessene-Kultureinrichtung-Fall“, sagte Dagmar Domrös vor knapp sechs Jahren: Damals hatte sie kurz zuvor erfahren, dass das Theater o.n., in dem sie als künstlerische Leiterin arbeitete, die Räume in der Kollwitzstraße verlassen muss. Einige Bewohner des Hauses hatten sich über den Lärm beschwert, der Eigentümer ihnen daraufhin den Mietvertrag gekündigt. Auch wenn der Vertrag nach Gesprächen vorerst verlängert wurde, suchte der Bezirk in den Jahren danach händeringend nach einem neuen Spielort – und hat ihn jetzt gefunden. Wo der sich befindet und wann das Theater dorthin zieht, lest ihr in unserem

Text der Woche

Was sonst noch los war

  • Literatur: In seinem Roman „Trottel“, der 2022 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, erzählt Jan Faktor in atemberaubender Sprache vom Prenzlauer Berg zu DDR-Zeiten. Wir haben den Autor zuhause besucht.

Kiezfoto der Woche

Die Ecke von Prenzlauer Berg, die ein bisschen an Paris erinnert…
Foto: Julia Schmitz

 

Aus dem Bezirk

Toiletten: Gute Nachrichten für alle mit einem dringenden Bedürfnis: Nachdem die Senatsverwaltung Mitte August vergangenen Jahres 50 Toiletten im öffentlichen Straßenland im Testbetrieb für die kostenlose Nutzung freigeschaltet hatte, sollen in diesem Jahr 50 weitere folgen. Die Betriebskosten sowie der Reparaturaufwand bei Vandalismus seien zwar höher, als bei kostenpflichtigen Toiletten, heißt es in einer Pressemitteilung. Dennoch habe die Evaluation gezeigt, dass entgeltfreie Toiletten häufiger genutzt werden und es dabei nicht zu auffällig vielen Fehlnutzungen komme. Langfristig plane der Senat, alle öffentlichen Toiletten in Berlin kostenfrei zugänglich zu machen. Besonders während der Corona-Zeit war deutlich geworden, welche Einschränkungen für viele Menschen mit einer mangelnden Anzahl an Toiletten verbunden sind.

Mauerpark: Am ehemaligen Grenzstreifen rollen die Bagger: Der nördliche Zipfel vom Birkenwäldchen bis zur Kletterwand an den S-Bahngleisen im Mauerpark wird derzeit saniert. Auf den rund 12.000 Quadratmetern Fläche pflanzt die Grün Berlin GmbH unter anderem über 300 neue Heckenpflanzen und 2.100 Sträucher; auch 70 zusätzliche klimaresiliente Bäume sollen nach der Fertigstellung das Klima im Kiez verbessern. Seit kurzem ist das Areal zwischen Eberswalder Straße und Gleimstraße außerdem in seiner Gesamtheit gesichert: Am 10. Januar beschloss der Senat den Bebauungsplan 3-64, der die 2020 eröffnete, 6,4 Hektar große Erweiterungsfläche dauerhaft als Parkfläche ausweist. Das umfasst auch den Teil, der unter der Woche als Sportfläche und am Wochenende für den Flohmarkt zur Verfügung steht, sowie die beiden gastronomischen Einrichtungen an der Eberswalder Straße.

Wohnungsbau: Berlin baut und baut und baut – aber wie viele Wohnungen davon fallen in die Kategorie „sozialer Wohnungsbau“? Pankow liegt dabei weit hinten, ergab eine Anfrage des Abgeordneten Dirk Stettner (CDU). 353 Wohnungen mit Belegungsbindung, also nur mit einem Wohnberechtigungsschein erhältlich, hat der Bezirk von 2016 bis zum dritten Quartal 2022 fertiggestellt. Das ist zwar mehr als in Charlottenburg-Wilmersdorf (0), Neukölln (231) und Reinickendorf (340), liegt aber weit hinter Treptow-Köpenick (1.121), Lichtenberg (1.853) und Marzahn-Hellersdorf (2.028). Auch die Gesamtzahl der Sozialwohnungen in Pankow ist gesunken: Von 6.379 im Jahr 2016 auf 4.228 im Jahr 2021. Für 2022 liegen noch keine endgültigen Zahlen vor.

Kleingärten: Nachdem uns das neue Jahr bereits das Wortungetüm „Lebensmittelüberwachungstransparenzgesetz“ beschert hat, könnte sich bald ein weiteres dazu gesellen: Die Fraktionen von SPD, Grüne und Linke im Berliner Abgeordnetenhaus haben die Prüfung eines „Kleingartenflächensicherungsgesetz“ beantragt, um die Mini-Gärten zu schützen. „Kleingärten prägen seit Jahrzehnten das Stadtbild von Berlin. Einige Anlagen sind bereits über hundert Jahre alt. Sie leisten als Bestandteil des Berliner Stadtgrüns einen unverzichtbaren Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt und für ökologische Werte in der Stadt“, heißt es im Gesetzentwurf. Doch die Flächen sind auch begehrtes Bauland: In den vergangenen Jahren mussten Laubenpieper immer wieder weichen, um Platz zu machen für schicke Neubauten. Der Senat soll nun mit externer juristischer Unterstützung prüfen, wie ein Kleingartengesetz für Berlin rechtssicher umgesetzt werden könnte, ohne dass es mit dem Bundeskleingartengesetz konkurriert.

Jugendliche: Gerade die jüngeren Berliner*innen mussten während der Corona-Pandemie zurückstecken. Um vor allem Jugendlichen zu ermöglichen, das Verpasste wenigstens teilweise nachzuholen, hat die Senatskulturverwaltung die „Jugendkulturkarte“ ins Leben gerufen: Junge Erwachsene zwischen 18 und 23 Jahren erhalten mit ihr ein Guthaben von 50 Euro, das für Tickets in über 200 Kulturorten gültig ist, darunter Museen, Clubs, Theater und kleine Kiez-Kinos. „Teilhabe für alle Berliner*innen an Kunst und Kultur liegt mir sehr am Herzen. Die Jugendkulturkarte für 18- bis 23-Jährige richtet sich an ein junges Publikum, das die vielfältige Berliner Kulturlandschaft nach den Beschränkungen der letzten Jahre gerade erst kennenlernen kann“, schreibt Kultursenator Klaus Lederer (Linke) in einer Pressemitteilung. Wer zwischen dem 1. Februar und 30. April 18 bis 23 ist oder wird, kann sich online für die Karte registrieren und sie bis Ende Februar in einer der öffentlichen Bibliotheken abholen.

Tourismus: Die meisten Berlin-Besucher*innen halten sich im Stadtzentrum auf. Aber warum eigentlich? Die Stadtteile außerhalb des S-Bahn-Rings sind ebenfalls einen Besuch wert! Um diese Gegenden zu unterstützen, hat der Berliner Senat deshalb eine Aktionswoche entwickelt, an der sich alle Bezirke beteiligen, die bis zur Stadtgrenze reichen – also auch Pankow. Vom 25. März bis zum 10. April soll die groß angelegte Marketingkampagne „Ab ins B“ – damit ist die Tarifzone B der BVG gemeint – mit Sonderführungen, kulturellen Veranstaltungen oder Übernachtungsspecials mehr Aufmerksamkeit für diese Orte schaffen. Wer sich als Akteur*in beteiligen möchte, kann sich bis zum 27. Januar bei der Wirtschaftsförderung Pankow bewerben.

 

Tipps & Termine

  • 22.2.: Das Haus der Sinne in der Ystader Straße lädt zum einzigen Ganovenball 2023: Roger Pabst bringt euch mit seiner Frank Sinatra Show in das Amerika der 1960er Jahre, dazu gibt es Swing und Boogie, eine Spielhölle, Falschgeld, Separées und und Mafiaküche. Der Eintritt kostet 20 Euro, ermäßigt 16 Euro. Beginn ist um 21 Uhr, um passende Garderobe wird gebeten.
  • 23.1.: In Stine Pilgaards neuem Roman „Meine Mutter sagt“ geht es um Liebeskummer, wohlmeinende Eltern und darum, dass man eigentlich längst erwachsen ist. Die Autorin liest am Montag in der Buchhandlung Uslar & Rai, Tickets kosten 12 Euro, los geht’s um 19.30 Uhr.
  • 26.1.: Robert „Rio“ Korn war Weißenseer Urgestein und Kiezlegende. Das Rathaus Pankow widmet dem ehemaligen Beleuchtungschef der Brotfabrik, der auch Sänger der Punkband „No Exit“ war, eine Fotoausstellung mit Bildern von Weggefährt*innen. Die Eröffnung findet am Donnerstag ab 18 Uhr statt, im Anschluss ist sie bis zum 14. April zu sehen.

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche

„Wir sind sehr glücklich, dass die Kapelle auf dem Gelände des Bürgeramts für uns flott gemacht wird. Wir freuen uns, in Pankow bleiben zu können und auf die Aufgabe, den neuen Kiez zu erkunden und neue Kooperationen und Kontakte zu schließen“

sagt Dagmar Domrös, künstlerische Leiterin des Theater o.N. Die Spielstätte hat endlich ein neues Zuhause gefunden.

Das waren die Neuigkeiten aus den Kiezen für diese Woche. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
Eure Julia Schmitz


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