Abschied vom Bioladen

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 22. Oktober 2017

Einer der ersten Bioläden im Kiez hört Ende des Monats auf. Zwei Prenzlauer Berger Milieuschutzgebiete wachsen und die Eberswalder Straße entwickelt sich zum Sorgenkind. Alles, was in dieser Woche wichtig war, steht in unserem Newsletter.


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Kann sich noch jemand daran erinnern, wieviele Bioläden es im Jahr 2000 in Prenzlauer Berg gab? Als das Immergrün in der Danziger Straße 2001 eröffnete, war es einer der ersten im Stadtteil. Heute sieht das ganz anders aus, und das Immergrün verabschiedet sich – zumindest vorerst – aus dem Kiez. Warum, erzählt uns Inhaber Dominikus Murr in unserem:

Thema der Woche: Abschied vom Bioladen

  • Einer der Ersten geht: Ende des Monats schließt Dominikus Murr sein Geschäft in der Danziger Straße 55. Das Haus wurde im Sommer verkauft. Weil eine baldige Mieterhöhung wahrscheinlich ist, sucht sich Murr lieber einen neuen Laden.

 

Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?

  • „Güvenmek heißt Vertrauen“: Seit über 100 Tagen sitzt der Prenzlauer Berger Menschenrechtler Peter Steudtner in türkischer Haft. Von dort schreibt er Briefe. Wir haben sie gelesen.
  • Mehr Milieuschutz, weniger Gentrifizierung? Der Bezirk erweitert die sozialen Erhaltungsgebiete Bötzowstraße und Humannplatz und beschließt drei neue in Pankow. Kritiker bezweifeln die Wirkung von Milieuschutz.
  • Autofreie Eberswalder Straße? Schon jetzt kämpfen vor allem an Sonntagen Fußgänger, Radler und Autofahrer um ihren Platz vor dem Mauerpark. Die Bauarbeiten für den Stauraumkanal werden die Situation noch verschärfen. Bezirkspolitiker fordern mehr Verkehrssicherheit.
  • 5 Fakten über die Prenzlauer Berg Nachrichten: Wir stärken das Zusammenleben und sind Eure Ansprechpartner – wir haben mal 5 Fakten über die PBN aufgeschrieben, die zeigen, wie wichtig unsere Arbeit für den Kiez ist. An dieser Stelle ein riesiges DANKESCHÖN an Euch, liebe Abonnenten! Durch Eure Unterstützung macht Ihr unabhängigen Journalismus für Euren Kiez möglich!

Kurznachrichten

  • Bilderwettbewerb: Der Verein Leute am Teute hat einen Kunstwettbewerb ausgerufen. Bis 5. November können Bilder eingereicht werden, sie werden ab 17. November in der Galerie f92 ausgestellt. Thema des Wettbewerbs ist „Wie viel Nähe verträgt die Enge – was bedeutet Nachbarschaft im Kiez?“
  • Ehrenamtspreis: Noch bis zum 3. November können Vorschläge für den Pankower Ehrenamtspreis eingereicht werden. Der Preis wird am 8. Dezember verliehen. Die genauen Infos und Bewerbungskriterien hat das Bezirksamt.
  • Jugendschöffen gesucht: Der Bezirk sucht ehrenamtliche Richter im Jugendrecht. Sie haben in Hauptverhandlungen gleiches Stimmrecht wie Berufsrichter und sollen ohne juristische Ausbildung durch ihr Rechtsempfinden an der gerechten Urteilsfindung mitwirken. Interessierte können sich bis 15. Dezember bewerben.
  • Im Regionalsozialpädagogischen Dienst in der Fröbelstraße ist eingebrochen worden. Die Pankower Geschäftsstellen sind zurzeit geschlossen, weil ein neues Fachverfahren eingeführt wird. Wegen des Einbruchs muss der Dienst in der Fröbelstraße die Schließung noch bis zum 2. November verlängern.
*** Aus der Redaktion ***

In der PBN-Redaktion wurde in dieser Woche mal wieder lebhaft über den Milieuschutz diskutiert. Die aktuellen Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gaben dazu Anlass. Bringen Milieuschutzgebiete überhaupt etwas? „Besser als nichts“, finden die einen. „Auch Milieuschutzgebiete haben die Gentrifizierung in Prenzlauer Berg bisher nicht aufgehaleten“, beklagen die anderen. Und was meint Ihr? In unserer Gruppe Prenzlauer Berg Nachbarschaft wollen wir heute darüber diskutieren.

*** Den Blick in die PBN-Redaktion bekommt nur Ihr, unsere Abonnenten ***

Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:

  • Super-Gentrifizierung: Inzwischen wird schon die Mittelschicht aus Prenzlauer Berg verdrängt, immer mehr Mietwohnungen in Eigentum umgewandelt, schreibt die Berliner Zeitung. Menschen mit geringerem Einkommen gebe es in Prenzlauer Berg ohnehin kaum noch.
  • Prozess um Rentnermord geplatzt: Weil ein Schöffe nicht ordnungsgemäß eingesetzt wurde, ist der Prozess um die zerstückelte Leiche eines Rentners aus der Hosemannstraße am zweiten Tag geplatzt, berichtet rbb24. Am 1. November soll es voraussichtlich einen Neustart geben.
  • Feminismus: Die Plattform Edition F kommt aus Prenzlauer Berg und will selbstbewussten jungen Frauen ein digitales Zuhause bieten. Es will Frauen stark machen, um sie in Karriere und Gesellschaft voranzubringen. Die FAZ hat die beiden Gründerinnen getroffen.
  • Neonazi-Angriff vor 30 Jahren: Nicht mehr ganz, aber fast noch in Prenzlauer Berg, liegt die Zionskirche. Vor 30 Jahren haben Neonazis dort ein Punkkonzert überfallen. Das rbb Inforadio hat mit zwei Musikern gesprochen, die damals dabei waren.

Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:

  • Auf der Landsberger Allee ist ein betrunkener 25-Jähriger ohne Führerschein am Samstagabend in die Straßenbahnhaltestelle „Klinikum am Friedrichshain“ gerast. Dort erfasste das Auto eine 57-Jährige, die noch am Unfallort starb und eine 28-Jährige, die schwere Verletzungen erlitt. Der Fahrer konnte von Passanten am Unfallort festgehalten werden. Sein Beifahrer flüchtete und wurde später in der Einsteinstraße gefasst.
  • Bei einem Unfall an der Kreuzung zwischen Fröbelstraße und Prenzlauer Allee wurde am Mittwochabend eine 57-jährige Fahrradfahrerin schwer verletzt.

Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:

  • Heiraten unmöglich: Schon seit Monaten herrscht Chaos auf dem Pankower Standesamt, es gibt keine Termine, um Eheschließungen anzumelden. Für viele Heiratswillige bringen die ellenlangen Wartezeiten die ganze Hochzeit in Gefahr. Über ihren Ärger berichtet der Focus.
  • Airbnb gegen Berlin: Mit einer Kampagne kämpft die Plattform für Ferienwohnungen gegen die Berliner Zweckentfremdungspolitik, berichtet der Tagesspiegel. Das Gesetz solle zwischen gewerblichen und privaten Anbietern unterscheiden, fordert Airbnb. Vielleicht könnte es sogar zu einer Kehrtwende beim Verbot kommen.
  • Prostitutions-Debatte: Vor kurzem haben wir über das neue Prostituiertenschutzgesetz berichtet und mit Sexarbeiterinnen und Bordellbesitzern gesprochen. Ilan Stephani ist Ex-Prostituierte und hat ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben. In dieser Woche hat so gut wie jede Berliner Zeitung über sie geschrieben. Das Interview in der taz fanden wir besonders lesenswert.
*** PBN-Abonnenten im Ballhaus Ost ***

In der letzten Woche haben wir 2×2  Theaterkarten für das Stück „Die Pension“ an unsere Abonnenten verschenkt. Eric war einer der Gewinner und hat sich das Stück am Montagabend angeschaut. So richtig begeistert war er allerdings nicht. „Leider waren Kostüm und Ausstattung das einzig Bemerkenswerte“, hat uns Eric erzählt. Versöhnt hat ihn dann das Abendessen: „Umso leckerer war das Rote-Beete-Risotto danach im Restaurant Lorbeer vis-a-vis!“ Wir freuen uns, dass der Abend trotzdem gut ausging und hoffen, es gibt bald mal wieder eine erfreulichere Vorstellung!

Herbst in Prenzlauer Berg:

Wirklich golden war der Oktober diese Woche auch in Prenzlauer Berg. Noch viel schönere Fotos als wir haben unsere Leserinnen und Leser im Kiez geschossen – und in unsere Nachbarschaftsgruppe gepostet! Seht selbst!

Termine und Tipps:

  • Freitag, 20. Oktober: Seit Donnerstag zeigen Absolvent*innen der Kunsthochschule Weißensee ihre Arbeiten im Museum Pankow in der Prenzlauer Allee; in der Ausstellung „Gemalte Architekturen“ im MeinBlau Projektraum in der Christinenstraße sind ebenfalls seit Donnerstag Werke von 17 renommierten spanischen Künstler*innen zu sehen.
  • Samstag, 21. Oktober: Die School of Life in der Lychener Straße macht Tag der offenen Tür; Ragtime und Blues-Konzert des finnischen Gitarristen Pan Salmenhaara im Mad Monkey Room in der Dunckerstraße 72.
  • Sonntag, 22. Oktober: Traditionelle öffentliche Weinlese im Volkspark Prenzlauer Berg, natürlich wie immer mit Weinverkostung.
  • Montag, 23. Oktober: Podiumsgespräch und Buchvorstellung „Was bleibt von der DDR-Philosophie?“ beim Verein Helle Panke in der Kopenhagener Straße.
  • Dienstag, 24. Oktober: Zur Erinnerung an den Künstler Christof Schlingensief veranstaltet das Lichtblick-Kino jedes Jahr ein Geburtstags-Special mit Filmvorführungen und Gästen.

 

Das habt Ihr vielleicht verpasst:

  • Wir bleiben alle! In der Grellstraße soll ein ganzer Block saniert werden. Die Deutsche Wohnen verspricht: Alle Mieter können bleiben. Die aber trauen dem Unternehmen nicht.
  • Junggebliebenes Stück Geschichte: Das Zeiss-Großplanetarium hat gerade 30. Geburtstag gefeiert und sieht besser aus denn je. Das ist unfair! Ein persönlicher Geburtstagsbrief.

Unser Zitat der Woche:

  • „Mir ist jede einzelne Wohnung, wo wir Mieter schützen können lieber als, dass wir alles freigeben.“

Das sagt Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) über den Beschluss des Bezirks, neue Milieuschutzgebiete zu erlassen. Kritiker werfen dem Milieuschutz Wirkungslosigkeit und einen zu starken Eingriff ins Privateigentum vor.

So, und ich gehe jetzt nochmal schnell im Immergrün-Bioladen einkaufen – bevor der Laden Ende des Monats schließt, brauche ich dringend noch etwas Birkensaft.

Habt ein fröhliches und biokostgenährtes Wochenende!

Eure Kristina Auer & die ganze Redaktion

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