Mit dem Fahrschein aufs Fahrrad

von Thomas Trappe 27. September 2011

Die Call-a-Bike-Stationen der Deutschen Bahn sollen bald mit dem S-Bahn-Ticket genutzt werden können. Ob alle Stationen bestehen bleiben, ist allerdings fraglich.

Fahrräder an den Call-a-Bike-Stationen der Deutschen Bahn können in Prenzlauer Berg, unter anderem, auch mittels einer iPhone-App ausgeliehen werden. Damit wirbt die Bahn seit neuestem. Schön und gut für iPhone-Besitzer – doch noch besser würde es wohl mancher finden, wenn man auch mit Hilfe ganz konventioneller Fahrscheine an ein Zweirad kommt. Bisher ist das noch nicht möglich, aber es soll sich bald ändern.

Bis jetzt, so erklärte es der für öffentliche Ordnung und damit für die Verleih-Stationen zuständige Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne), kürzlich in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), werde noch geplant, es gebe Gespräche mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und der Bahn. „Das Instrument dazu wird der elektronische Fahrschein sein“, so Kirchner. Dieser Fahrschein in Form einer Chipkarte wird gerade noch von der BVG massentauglich gemacht und soll bald flächendeckend, voraussichtlich Anfang kommenden Jahres, eingeführt sein. Allerdings gilt er nur für Zeitkartenbesitzer.

Nicht-Abonnenten, so die Pläne der zuständigen DB Rent, sollen aber bald auch ihren Zugang fürs Rad an BVG- und Bahn-Automaten ziehen können. Wann das möglich ist, sei aber noch offen, so DB-Rent-Sprecherin Regina Maruscyk.

Für Kirchner ist das Einheitsticket für Bus, Bahn, Fähre und Rad ein Beleg dafür, dass Call-a-Bike-Stationen Bestandteil des öffentlichen und damit förderungswürdigen Personennahverkehrs in Prenzlauer Berg sind. Keine unerhebliche Frage: Der Linken-Abgeordnete Wolfram Kempe, gleichzeitig Vorsitzender des Verkehrsausschusses in der Pankower BVV, machte in der Vergangenheit mehr als einmal deutlich, dass er Call a Bike für ein gewinnorientiertes Projekt hält. Deshalb sei es auch geboten, dass von der Bahn Nutzungsgebühren für die Fahrradstellflächen verlangt werden. Der Bezirk verzichtet darauf, mit der Begründung, Call a Bike entlaste den Verkehr und sei deshalb ökologisch sinnvoll. Kirchner stellt sich damit auch gegen einen Beschluss der BVV von Ende Juni.

 

Denkmalschutz hat Bedenken

 

„Prenzlauer Berg Nachrichten“ liegt die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Senat, der das Call-a-Bike-Projekt zusammen mit der Bahn initiiert hat, und dem Bezirk Pankow vor. Demnach sei Call a Bike ein Angebot des „Öffentlichen Radverkehrs“, da es für „Inhaber von gültigen Fahrausweisen zugänglich“ ist. Es unterscheide sich deshalb auch massiv „von traditionellen Fahrradverleihangeboten“. Bis Ende 2012 läuft die Probephase des Projekts, bis dahin soll die Nutzung der Räder in den ÖPNV-Tarif integriert werden – um später als Modell für andere Städte zu dienen.

In der Vereinbarung, die wegen des BVV-Beschlusses vom Juni noch nicht von Kirchner unterschrieben wurde, ist seinerzeit auch festgeschrieben worden, dass die Flächen für die Call-a-Bike-Stationen der Deutschen Bahn kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Auch hier mit der Begründung, das Call-a-Bike-Experiment liege auch im Interesse Berlins. Es könne zu einer „Attraktivitätssteigerung des ÖPNV“ führen.

Jetzt allerdings musste Call-a-Bike in Prenzlauer Berg aber erst mal einen Rückschlag hinnehmen, wie Bezirksstadtrat Kirchner auf Anfrage erklärte. Demnach wird die Station in der Kollwitzstraße, Ecke Sredzkistraße, demnächst wieder abgebaut. Der Platz ist zu klein, es wird jetzt ein Alternativstandort gesucht. Und auch an drei anderen Plätzen gibt es Probleme, weil die Denkmalschutzbehörde Einwände hat, so Kirchner. Bei der Behörde selbst war allerdings niemand zu erreichen. 

 

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