Recyclinghof

Unser Recyclinghof soll leiser werden

von Julia Schmitz 1. September 2021

Stau, Unfälle und knatternde Lastwagen: Um den BSR-Recyclinghof auf der Behmstraße gibt es immer wieder Ärger. Die SPD Pankow will nun das Lärmproblem angehen.


„Die Autoschlange vor dem Hof ist immer sehr lang. Um den übrigen Verkehr nicht zu behindern, stellen sich die Autos (verständlicherweise) auf den Fahrradweg. Darauf reagieren natürlich dann einige Fahrradfahrer aggressiv. Diese Situation ist sehr verbesserungsbedürftig“, schreibt ein Mitglied in unserer Facebook-Nachbarschaftsgruppe; jemand anderes fügt hinzu: „Zusätzlich zu dem Verkehrsthema vor dem BSR finde ich die „nach Hause“ donnernden Müllwagen, die oft viel zu flott in den Feierabend wollen, sehr eindrucksvoll.“

Zwischen 400 und 500 Menschen kommen im Durchschnitt zum Recyclinghof der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) im Norden Prenzlauer Bergs, um ihren Sperrmüll abzuladen – und zwar täglich. Weil der Hof über keinen gesonderten Parkplatz verfügt und der Zugang nur über die Behmstraße möglich ist, kommt es deshalb immer wieder zu Stau auf der Fahrspur stadteinwärts. Und zu Unfällen: Weil die wartenden Kunden mit den Autos den Fahrradstreifen blockieren, müssen Radfahrer auf die Fahrspur ausweichen. Zwölf Verkehrsunfälle zwischen Radfahrenden, PKW- und LKW-Führern wurden in den Jahren 2016 bis 2020 registriert, wie ein Anfrage des Abgeordneten Stephan Lenz (CDU) im März dieses Jahres ergab.

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Scheppernde Müllwagen auf Kopfsteinpflaster

Doch viele Anwohner*innen im Skandinavischen Viertel fühlen sich vor allem durch den entstehenden Lärm belästigt: „Jeden morgen ab 6 Uhr verlassen circa 80 schwere Müllwagen lautstark den BSR Betriebshof über das Kopfsteinpflaster. Lärm und Erschütterungen bringen die Anwohner um den Schlaf, nicht nur seitdem viele im Home-Office arbeiten müssen“, schreibt Stephan Jeka. Er hat vor einem halben Jahr eine Petition gestartet, die die Schließung des Recyclinghofes fordert.

Die SPD Pankow sucht nun nach einer moderateren Lösung. In einem Antrag für die letzte Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vor der Wahl am 26. September fordert sie, den Bereich zwischen Malmöer Straße, Behmstraße, Schivelbeiner Straße und Dänenstraße zu asphaltieren, um die Lärmemissionen zu senken. Während dies auf der Seite Richtung Bornholmer Straße bereits der Fall sei, liege auf der Malmöer Straße noch immer Kopfsteinpflaster, heißt es in der Begründung.

Recyclinghof

Illegal abgestellter Sperrmüll auf dem Bürgersteig vor dem Recyclinghof / Foto: Julia Schmitz

 

Geschützter Radfahrstreifen kommt

Außerdem, heißt es im Antrag, solle sich das Bezirksamt dafür einsetzen, dass weitere Maßnahmen rund um den Recyclinghof möglichst zeitnah umgesetzt werden. Diese waren bereits Ende 2019 von der BVV beschlossen worden: so soll ein mit Pollern geschützter Radfahrstreifen eingerichtet werden; zusätzlich werde die Fahrbahn als überbreiter Streifen markiert, so dass Autos links vom Fahrradweg warten können, der fließende Verkehr dadurch aber nicht behindert wird. Auch die Errichtung eines Fußgängerüberwegs an der Behmstraßenbrücke soll nach dem Willen der SPD geprüft werden.

Und das Bezirksamt? Das habe der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz bereits im November 2020 die Pläne überreicht, damit diese im Hinblick auf eine Genehmigung überprüft werden, heißt es im letzten Zwischenbericht aus dem Februar. Die Antwort stehe aber noch aus. Die Bezirksverordneten stimmten dem Antrag am Mittwoch mehrheitlich zu, nachdem eine Änderung eingetragen wurde: Statt Asphaltierung ist nun nur noch von „Maßnahmen zur Lärmminderung“ die Rede.


Immer mehr illegaler Sperrmüll

Und der ganze Müll vor dem Eingang zum Hof? Der gehört da eigentlich auch nicht hin. Zwar ist man in Berlin längst daran gewöhnt, dass an jeder zweiten Straßenecke alte Möbel, Matratzen und kaputte Röhrenfernseher darauf warten, dass sich jemand ihrer erbarmt – die Pankower Linksfraktion hatte deshalb vor Kurzem beantragt, im Bezirksgebiet „Schenkschränke“ aufzustellen, in denen der Tausch von nicht mehr benötigten Gegenständen etwas gesitteter zugeht. Bei den Gegenständen, die außerhalb der Öffnungszeiten vor dem Recyclinghof abgestellt werden, handelt es sich in den meisten Fällen allerdings um nicht mehr brauchbaren Sperrmüll. Und der muss regelmäßig von einer externen Firma entsorgt werden.

Weil das Problem der illegalen Müllentsorgung nicht nur im Bereich des Recyclinghofs, sondern an vielen anderen Stellen des Bezirks auftritt, hat auch die Pankower CDU-Fraktion das Thema aufgegriffen: „Die illegale Müllentsorgung hat stark zugenommen. Das liegt vermutlich an in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Entsorgungskosten. Oft ist es Gewerbemüll, welcher aus Profitgründen auf ein Feld, an den Straßenrand oder in den Wald gekippt wird.“ Ihr Vorschlag: An Brennpunkten der illegalen Müllentsorgung sollen Hinweisschilder aufgestellt werden, die auf das Verbot und das damit verbundende Bußgeld – bis zu 25.000 Euro – aufmerksam machen.

Doch der Ausschuss für Verkehr und öffentliche Ordnung, an den die Drucksache überwiesen worden war, lehnte ab. Nicht das Thema der illegalen Müllentsorgung, aber den vorgeschlagenen Weg der CDU Fraktion. Begründung: Man sei sich des Problems zwar bewusst – aber würde ein Schild die Menschen wirklich davon abhalten?


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Titelbild: Julia Schmitz

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