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Neues aus Prenzlauer Berg

von Christina Heuschen 8. August 2021

Warum droht einem Projekt von geflüchteten Frauen für geflüchtete Frauen das Aus? Wie sieht der Katastrophenschutz im Bezirk Pankow aus? Und was haben die Direktkandidat*innen der SPD und CDU im Bundestag vor? Das erfahrt ihr im Newsletter.


Der Superwahlsonntag rückt immer näher: In weniger als zwei Monaten dürfen alle Wahlberechtigten mitbestimmen, wer in den Bundestag, in das Berliner Abgeordnetenhaus und in die Pankower Bezirksverordnetenversammlung einzieht. Das bringt eine Menge Entscheidungen mit sich. Doch die Fülle an Wahlprogrammen und Menschen, die Prenzlauer Berg in den einzelnen Parlamente vertreten wollen, ist groß. Daher werden wir in den kommenden Wochen alle Direktkandidat*innen für euch befragen und die Wahlprogramme miteinander vergleichen. Diese Woche könnt ihr bereits die ersten Interviews mit vier Direktkandidat*innen für den Bundestag lesen. Was Cansel Kiziltepe und Klaus Mindrup (beide SPD) sowie Manuela Anders-Granitzki und Kevin Kratzsch (beide CDU) in den nächsten vier Jahren umsetzen wollen, erfahrt ihr in unseren

Texten der Woche

  • SPD: Wer will für unseren Kiez in den Bundestag? Wir haben die Direktkandidat*innen für Prenzlauer Berg und Prenzlauer Berg Ost zum Gespräch an einen Ort ihrer Wahl gebeten. Teil 1: die SPD.
  • CDU: Wer will für unseren Kiez in den Bundestag? Wir haben die Direktkandidat*innen für Prenzlauer Berg und Prenzlauer Berg Ost zum Gespräch an einen Ort ihrer Wahl gebeten. Teil 2: die CDU.

Kiezfoto der Woche

Mauerpark

So kann es im Mauerpark auch aussehen. / Foto: Christina Heuschen

Aus dem Bezirk

  • Colosseum: Wie es mit dem Colosseum weitergeht, ist nach wie vor offen: Während die Pankower Grünen (wie der Tagesspiegel berichtete) mittlerweile den Verkauf an einen Privatinvestor befürworten, plädiert die SPD für einen Ankauf durch den Senat. Über den aktuellen Stand hält sich dieser jedoch gewohnt bedeckt: Seit Ende 2020 sei man im Austausch mit dem Bezirksamt Pankow; auch prüfe die Senatsfinanzverwaltung derzeit, ob es Mittel für den Ankauf gebe, heißt es in einer Anfrage des SPD-Abgeordneten Torsten Hofer. Allerdings sei es „nicht Aufgabe des Senats, Zwischenergebnisse öffentlich zu kommunizieren.” Man könne die Entscheidung des Eigentümers nicht vorwegnehmen und habe auch keine detaillierten Kenntnisse davon, was dieser vorhabe. Der Bezirk Pankow werde aber weiterhin dabei unterstützt, die kulturelle Nutzung des Gebäudes auch in Zukunft zu ermöglichen.
  • Katastrophenschutz: Nach den Überflutungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz fragt so manche*r sich: Könnte das auch in Berlin passieren – und wenn ja, wie sieht es eigentlich mit dem Katastrophenschutz in Pankow aus? Auch der Bezirksverordnete Dr. Thomas Enge (FDP) wollte dies in einer kleinen Anfrage vom Bezirksamt wissen. Ergebnis: Sollten Tegeler Fließ oder Panke über die Ufer treten, käme der bezirkliche Krisenstab zusammen; dann gehe es vornehmlich um die Sicherung der öffentlichen Flächen, der Suche nach einsturzgefährdeten Gebäuden und der Unterbringung möglicherweise obdachlos gewordener Menschen, heißt es in der Antwort. Überschwemmungen in Prenzlauer Berg sind übrigens nicht unwahrscheinlich: in den letzten Jahren stand zum Beispiel der Gleimtunnel immer wieder unter Wasser – eine Gefahr, die durch den Einsatz des neuen Stauraumkanals unter dem Mauerpark jetzt aber abgewendet sein sollte.
  • Briefwahl: Auch in diesem Superwahljahr ist es wieder möglich, die Briefwahlunterlagen persönlich abzuholen, teilt das Bezirksamt Pankow mit. Wer möchte, kann die Unterlagen auch vor Ort ausfüllen. Anders als bei den vergangenen Wahlen und Abstimmungen befindet sich die Briefwahlstelle in diesem Jahr am Bezirksamtstandort Prenzlauer Berg in der Fröbelstraße 17, Haus 9, Etage 3. Die Standort ist barrierefrei zugänglich und vom 16.08.2021 bis 24.09.2021 unter der Woche geöffnet. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht erforderlich. Um die Wahlunterlagen zu erhalten, wird ein Personalausweis oder Reisepass benötigt.
  • Gleisarbeiten: Im Kreuzungsbereich Wisbyer Straße/Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg finden bis zum 16. August Gleisbauarbeiten statt. Bis Mitte August ist die Überfahrt zur Bornholmer Straße für den Kfz-Verkehr gesperrt, meldet die Verkehrsinformationszentrale Berlin. Eine Umleitung über die Wichertstraße und Schivelbeiner Straße sei eingerichtet. Dennoch müssten Autofahrende mit Stau rechnen.
  • Hausaufgabenhilfe: Wie löse ich meine Aufgaben? Wie recherchiere ich? Und wo finde ich etwas in einer Bibliothek? Mit Beginn des neuen Schuljahres bietet die Bibliothek am Wasserturm Schulkindern der Klassen eins bis sechs Hilfe bei den Hausaufgaben an. Mit diesem Lernformat möchte die Bibliothek Kinder und Familien bei der Bewältigung des Schulalltages in Corona-Zeiten unterstützen. Das Angebot ist kostenlos und findet jeden Mittwoch von 16:00 – 18:00 Uhr in deutscher, ggf. auch englischer Sprache, statt. Wenn es Corona bedingt erforderlich wird, wird das Angebot auch online stattfinden. Interessierte können sich per Mail anmelden.

Prenzlette exklusiv

Space2groW

Bei „Space2groW“ unterstützen geflüchtete Frauen einander. / Foto: Space2groW

Über 2000 Frauen aus über 20 Ländern in über 15 Sprachen haben die Mitarbeiterinnen des „Space2groW“ seit 2017 bereits zu Familienplanung und Frauengesundheit beraten, ihnen auf dem Arbeitsmarkt geholfen und Gewaltschutz sowie -prävention geleistet. Doch das Selbsthilfeprojekt von geflüchteten Frauen für geflüchtete Frauen droht zu scheitern.

Am 22. Juni 2021 hat der Berliner Senat den Haushaltsentwurf für 2022/23 verabschiedet. Auf der Kürzungsliste der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung stehen zahlreiche feministische Zentren und ihre Projekte — darunter fällt auch das Projekt „Space2groW“, das an die „Frauenkreise“ in Prenzlauer Berg angebunden ist. Wird der Plan Realität, fällt die jährliche Förderung von 45.000 Euro im nächsten Jahr komplett weg, sagt Meltem Katırcı von den „Frauenkreisen“. „Das komplette Beratungsangebot könnte nicht mehr stattfinden. Das würde für die Frauen in den Unterkünften oder Sprachcafés bedeuten, dass es ein solches Angebot in ihren Muttersprachen nicht mehr geben würde“, sagt Katırcı. Denn weder die Projektleiterin noch die sieben Teamerinnen könnten bezahlt werden.

„Das ist überhaupt kein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Gerade erst wurde für März diesen Jahres Gelder für die Stelle der Projektleiterin bewilligt. Dementsprechend ist die Arbeit hochgefahren. Und jetzt auf einmal soll das gestrichen werden. Warum wurde das überhaupt gefördert? Das ist politisch sehr kurzsichtig“, kritisiert Katırcı. Die Mitarbeiterinnen fordern daher eine sichere Finanzierung des Projektes. Zunächst einmal solle die Finanzierung fortgeführt werden, die bereits zugesagt worden war. Doch das Projekt brauche mehr Geld. „Denn dieses Beratungsangebot füllt eine Lücke, die der Staat eigentlich nicht hinterlassen sollte“, sagt sie. Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung hat sich dazu bis Redaktionsschluss nicht auf unsere Nachfrage geäußert.

 

Kriminelles & Unschönes

  • Verkehrsunfall I: Am Freitag Nachmittag vergangener Woche kam es auf der Oderbruchstraße in Prenzlauer Berg zu einem schweren Verkehrsunfall. Laut Polizeiangaben war ein 62-Jähriger mit einem Motorrad in Richtung Landsberger Allee unterwegs. Kurz hinter der Kreuzung Maiglöckchenstraße sei eine 37-Jährige mit einem Fahrrad vom rechten Gehweg kommend auf die Fahrbahn gefahren und dabei mit dem von links kommenden 62-Jährigen zusammengestoßen. Durch den Zusammenstoß stürzte die Radfahrerin auf die Fahrbahn und erlitt schwere Kopfverletzungen, teilte die Polizei mit. Alarmierte Rettungskräfte brachten die Frau zur stationären Behandlung in eine Klinik. Der Mann kam mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus, konnte dies aber nach einer ambulanten Behandlung wieder verlassen.
  • Verkehrsunfall II: Ein weiterer Radfahrer erlitt am Montag Morgen bei einem Verkehrsunfall schwere Verletzungen. Der 25-Jährige habe von der Bernhard-Lichtenberg–Straße aus die Greifswalder Straße über die Mittelinsel aus queren wollen. Dabei sei er von dem Pkw eines 43-Jährigen erfasst worden. Alarmierte Rettungskräfte brachten den Radfahrer zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus, teilte die Polizei mit.
  • Feuer: Nach einem Wohnhausbrand mit mehreren Schwerverletzten an der Prenzlauer Promenade ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung. In der Nacht zu letzter Woche Samstag brach das Feuer in einer Wohnung im ersten Obergeschoss des Hinterhauses eines Mehrfamlienhauses aus und verbreitete sich rasch über den Seitenflügel bis hin zum Vorderhaus. Vier Schwerverletzte mussten stationär in Krankenhäusern behandelt werden, außerdem gab es mehrere Leichtverletzte. Eine 33-jährige Frau musste vor Ort von einem Notarzt reanimiert werden. Alarmierte Polizeieinsatzkräfte nahmen noch vor Ort einen 50-Jährigen wegen des Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung fest.

Tipps & Termine

  • 12.08.: Der Künstler Gabriel Rossell Santillán präsentiert nächsten Donnerstag sein Buch „De todos colores menos plomo“ in einer Open-Air-Veranstaltung in der Bibliothek am Wasserturm. Das Buch zeigt nicht nur zahlreiche Fotos des Künstlers. Denn „De todos colores menos plomo“ ist ein Kunstprojekt, das Rossell Santillán gemeinsam mit Mitgliedern der Gemeinde Wixarika de Taupurie im Norden Mexikos entwickelt hat. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung ist zwingend erforderlich.
  • Bis 15.08.: Immer wieder geht es um Grenzen, Krieg und Unterdrückung, wenn von den Ländern in Westasien und Nordafrika wird. Doch der sogenannte „Nahe Osten“ ist viel komplexer, als ihn darauf zu reduzieren. Was wäre, wenn die Region mit ganz anderen Bildern in Verbindung gebracht würde? Das Middle East Union Festival möchte mit Literatur, Film und Musik sowie feministischen und queeren Diskussionen ein neues Bild imaginieren. Die Veranstaltungen finden sowohl online als auch in ganz Berlin statt.
  • Immer: Wie sah eigentlich die Greifswalderstraße vor fast 40 Jahren aus? Und was hat sich seitdem verändert? Das Stadtmuseum Berlin und das Zentrum für zeitgenössische Forschung Potsdam zeigen in einer Online-Fotostrecke die Straße von früher und heute.
  • Dauerhaft: Wer mehr über die Berliner Stadtgeschichte wissen möchte, muss nicht unbedingt ins Museum gehen. Denn die Stadtralleyapp des Stadtmuseums führt Interessierte bei einem Spaziergang und mit Rätseln an spannende historische Orte in der Stadt. Einer davon ist die Schönhauser Allee.

Das habt ihr vielleicht verpasst

 

Zitat der Woche

„Da wird es unter anderem um die Frage gehen, wie die Lasten der Pandemie sozial verteilt werden können – damit Investitionen nicht zurückgefahren werden müssen zum Nachteil derer, die sie benötigen“,

sagt Cansel Kiziltepe. Tatsächlich diskutieren bereits zahlreiche Politiker*innen, wie die Schulden abgetragen werden sollen. Ich bin gespannt, wie die einzelnen Parteien das umsetzen wollen.

Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal ein schönes Wochenende!

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion


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