Pfandring

Herr der Pfandringe

von Julia Schmitz 5. Mai 2021

Wenn es nach der Pankower Linksfraktion geht, muss in Zukunft niemand mehr in den Mülleimer greifen: Die Partei setzt sich dafür ein, dass im Bezirk Pfandringe installiert werden.


Seit 2003 in Deutschland der Flaschenpfand eingeführt wurde, entwickelte sich das Sammeln der benutzten Behälter für viele Menschen an der Armutsgrenze oder in der Obdachlosigkeit zur Möglichkeit, an Geld zu kommen. Doch weil die Pfandflaschen an öffentlichen Orten nur selten ordentlich gestapelt neben den Müllbehältern stehen, müssen Sammler*innen hineingreifen – eine in dem Fall notwendige, aber auch würdelose Tat.

Dabei geht es auch anders, dachte sich Paul Ketz. Dem Produktdesigner aus Köln war vor rund zehn Jahren aufgefallen, dass immer mehr Menschen aus Bequemlichkeit, oder weil die Pfandsumme zu gering ist, ihre Flaschen nicht zurückbringen. Sondern im Restmüll entsorgen – wo sie, wenn aus Plastik oder Glas hergestellt, eigentlich nicht hingehören. Denn landen sie im Restmüll, werden sie mit diesem verbrannt und sind als Recycling-Material nicht mehr einsetzbar.

Hinzu kommen immer mehr Menschen, die auf der Suche nach dem Pfand teilweise bis zur Schulter im Abfallkorb stecken und dort mitunter in Scherben oder Hundekottüten greifen. Damit auch das Abstellen der Flaschen neben dem Mülleimer nicht zu mehr Scherben führt, entwickelte Ketz 2012 deshalb den „Pfandring“, der außen an den Behältern angebracht wird.

 

Mehrere Städte brachen Projekt ab

Die Linke will nun in Pankow einführen, was bereits in rund 70 Städten wie Köln, Hamburg oder Bochum getestet wurde:

„Das Bezirksamt wird ersucht, an hoch frequentierten Orten und Abfallhotspots die öffentlichen Müllbehälter mit Pfandringen auszustatten bzw. ausstatten zu lassen. Parallel dazu soll das Bezirksamt durch Bekanntmachungen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Benutzung der Pfandringe schaffen“

 

heißt es im Antrag, über den in der kommenden Bezirksverordnetenversammlung (BVV) abgestimmt wird.

In einer idealen Welt wäre zwar niemand darauf angewiesen, überhaupt Flaschen zu sammeln, aber „bis endlich eine faire Umverteilung der finanziellen Ressourcen stattfindet“, so die Partei, seien die Pfandringe eine brauchbare Zwischenlösung. Und zwar auch im Hinblick auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Ob das Ganze in Berlin funktioniert – wo es seit einigen Jahren auch die Initiave „Pfand gehört daneben“ gibt –, bleibt abzuwarten: Mehrere Kommunen haben das Projekt in den letzten Jahren wieder beendet, weil Passant*innen kaum Flaschen, dafür anderen Müll wie Einweg-Kaffeebecher und Brötchentüten in den Ringen hinterließen.

 

Titelbild: Pfandring in Köln / Foto: Wikimedia Commons, Raimond Spekking


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