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von Julia Schmitz 15. Juni 2020

Im Internet gibt es Ablenkungen an jeder Ecke. Damit Schüler*innen sich während des Home Schoolings trotzdem auf ihre Aufgaben konzentrieren können, hatten die Grünen in Pankow eine Idee. Und ernten dafür Kritik.


Wie bleibt man bei der Sache, wenn man viele Stunden des Tages alleine vor dem Bildschirm sitzt und Facebook, Twitter und Co. nur einen Klick entfernt sind? Als mit der Ausbreitung des Corona-Virus die Schulen geschlossen wurden, mussten Kinder und Jugendliche von heute auf morgen ihre Art des Lernens ändern: Statt gedrucktem Schulbuch und Unterricht in einem Klassenraum samt Mitschüler*innen saßen sie nun alleine Zuhause und mussten die Aufgaben im Alleingang oder mit Unterstützung der Eltern lösen. Doch während man erklärende Videos auf Youtube anschaut oder per Zoom-Meeting im virtuellen Klassenraum sitzt, lässt sich ein Abschweifen nur schwer vermeiden.

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Trotzdem erhielt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen viel Gegenwind, als sie vergangene Woche einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung Pankow (BVV) einreichten. Darin wird das Bezirksamt aufgefordert, eine App bereitzustellen, die Eltern auf den Computern ihrer Kinder installieren sollen:

Diese Software sollten die Rechner so einstellen, dass zu bestimmten Zeiten, in denen fokussiertes Lernen notwendig ist, nur die von der Schule (bzw. dem Senat) als für den Unterricht notwendig erachteten Webseiten aufgerufen werden können.

In der Begründung heißt es, dass die Dauer des Internetkonsums in vielen Familien schon vor der Corona-Krise ein viel diskutiertes Thema gewesen sei; nun müssten Eltern ihren Kindern den Internetzugang ermöglichen, könnten aber nicht immer kontrollieren, ob dieser wirklich ausschließlich für das Lernpensum genutzt wird.

Die Problematik, heißt es weiter, ähnele der in vielen Unternehmen gepflegten Kultur des „Bring your own device“, also die während der Arbeitszeit ausschließlich berufliche Nutzung von privatem Handy oder Laptop. Auch hier ist eine Kontrolle nur schwer möglich.

 

Freiheitliche Netzpolitik

Zwar gebe es bereits Möglichkeiten, über den Router den Zugriff auf jugendgefährdete Seiten zu verhindern, jedoch lasse sich dies bisher nicht auf die allgemeine Ablenkung vom Unterricht ausweiten, argumentieren die Panower Grünen. In Neuseeland zum Beispiel habe mit Beginn der Krise jedes Schulkind einen Laptop zur Verfügung gestellt bekommen, auf dem ausschließlich für den Unterricht relevante Seiten zugänglich waren. In Berlin müssen Schüler*innen auf ihre eigenen Geräte zurückgreifen.

Kritisiert wurden unter anderem Datenschutz und der Aspekt der inhaltlichen Kontrolle:

Schüler*innen sollten sich selber aussuchen dürfen, wie und wann sie lernen wollen, schreibt ein anderer User auf Twitter. Julia Scherf, bildungspolitische Sprecherin der Pankower Grünen, erläuterte den Antrag als Reaktion auf die Kritik:

Es braucht eine App, die speziell für die Zeit des Digitalen Lernens eingerichtet wird. Idealerweise sollte auf ihr eine Whitelist laufen, die leicht handhabbar von Lehrer*innen und Eltern ergänzt werden kann. Auch Vorschläge der Schüler*innen sollten eingebracht werden können. Statt also pauschal Inhalte zu verbieten oder nur den speziellen Unterrichtsstoff vorzugeben, könnten Kinder so aus einer Vielzahl von Angeboten wählen.“

Mit einer „Whitelist“ könnten Seiten und Programme freigeschaltet sein, die mit einer handelsüblichen Kindersicherung gesperrt wären, heißt es: „Sie lässt ein Erklärvideo über die Atombombe zu, erlaubt aber während der Lernzeit nicht das Anschauen von Bibi Blocksberg.“ Als Alternative zur App wäre auch eine Weiterentwicklung der vom Senat zur Verfügung gestellten Onlineplattform „Lernraum“ denkbar.

Am kommenden Mittwoch wird in der BVV über den Antrag entschieden – wahrscheinlich nicht ohne weiteren Gegenwind der anderen Parteien.

Foto oben: Annie Spratt / Unsplash

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