Café

Prenzlauer Berg steht still

von Julia Schmitz 14. März 2020

Nach Bibliotheken und Theatern müssen ab Samstagabend auch Kneipen, Clubs und Kinos in Prenzlauer Berg geschlossen bleiben. Cafés und Restaurants sind vorerst nicht betroffen – rechnen aber mit starken finanziellen Einbußen.


„Wir schließen ab kommenden Dienstag schon um 20 Uhr, der Café-Betrieb tagsüber soll weitergehen. Allerdings ändern sich die Anweisungen von Tag zu Tag“, hieß es am Samstagnachmittag im Café „Lass uns Freunde bleiben“ in der Choriner Straße. Nur wenige Stunden später aktualisierte der Berliner Senat seine Verordnung: bereits ab Samstag, 14. März seien öffentliche sowie nichtöffentliche Veranstaltungen ab 50 Teilnehmern untersagt:

Kneipen, Clubs, Spielhallen, Spielbanken, Messen, Wettannahmestellen und ähnliche Unternehmen dürfen nicht mehr für den Publikumsverkehr geöffnet werden. Dasselbe gilt für Kinos, Theater, Konzerthäuser, Museen, Ausstellungen und ähnliche Einrichtungen und Vergnügungsstätten, ebenso für Prostitutionsstätten.

Werden weniger als 50 Personen erwartet, müssen Veranstalter eine Anwesenheitsliste erstellen, die Name, Adresse und Telefonnummer der Teilnehmer enthält – damit diese im Falle einer Infektion mit dem Corona-Virus unter den Teilnehmern kontaktiert werden können.

Auch wenn Cafés, Imbisse und Restaurants – sofern sie vor Ort zubereitete Speisen anbieten und zwischen den Tischen und Stehplätzen einen Mindestabstand von anderthalb Metern ermöglichen – weiterhin geöffnet bleiben dürfen, sind die Einschränkungen im Berliner Alltag für viele bereits spürbar.

Im „Nothaft und Seidel“ auf der Schönhauser Allee beispielsweise sei die Zahl der Gäste in den letzten Tagen drastisch zurückgegangen, momentan werde ein „Notbetrieb“ mit zwei Mitarbeitern aufrechterhalten, berichtet das Tresenpersonal. Wie die Betreiber die finanziellen Einbußen verkraften sollen, wissen sie noch nicht; vom Bezirk habe man noch nichts gehört bezüglich wirtschaftlicher Hilfe und sei auch nicht optimistisch, dass aus dem Hilfspaket der Bundesregierung etwas bei ihnen ankommen werde, heißt es im Café.

 

Kulturelles Leben kommt zum Stillstand

Bereits am Freitag hatte das Amt für Weiterbildung und Kultur Pankow bekanntgegeben, dass es bis zu 19. April sämtliche bezirkliche Einrichtungen schließen wird. In Prenzlauer Berg gehören dazu die Stadtbibliotheken, die WABE, das Theater unterm Dach, die Galerie Parterre, die Kunstwerkstätten, das Museum Pankow sowie die Volkshochschule Pankow. Auch die privaten Häuser schlossen sich der Verordnung, die zunächst als Empfehlung herausgegeben wurde, an. Betroffen von einer zeitweiligen Schließung im Stadtteil sind:

  • Ballhaus Ost
  • Frannz Club
  • Haus für Poesie
  • Panda Theater
  • Pfefferberg Theater
  • RambaZamba Theater
  • Schaubude
  • Soda Club
  • Theater o.N.

Das Literaturfestival Literatur:live, dass vom 16. bis 29. April in der Kulturbrauerei stattfinden sollte, wurde abgesagt, Ausweichtermine werden gesucht. Gleiches gilt für die Prenzlauer Berginale, die an jedem Dienstag im März Filme aus DDR und Nachwendezeit zeigen wollte – doch auch Kinos müssen mit Inkrafttreten der neuen Verordnung schließen.

Zuvor hatte die Yorck-Gruppe sowie das Kino im Colosseum und das Kino in der Kulturbrauerei vermeldet, den Betrieb aufrecht erhalten zu wollen, allerdings stark eingeschränkt: Für jeden Film sollten nur 50 Prozent der üblichen Ticketanzahl verkauft werden, damit der Mindestabstand zwischen den Besuchern im Kinosaal eingehalten werden kann.

Wie sich der „Shutdown“ auf die Kulturinstitutionen, Cafés und Künstler*innen auswirken wird, ist noch nicht abzusehen. Das Amt für Weiterbildung und Kultur in Pankow betonte aber: „Die Bezirke sind fest entschlossen für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine kulante Entschädigungsregelung zu finden. Dabei sind die Bezirke jedoch auf finanzielle Unterstützung angewiesen.“

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