Fröbelstraße

Krisenstab statt Krankenhaus

von Julia Schmitz 13. März 2023

Bis 2018 befand sich in der Fröbelstraße 15 das Klinikum Prenzlauer Berg. Jetzt wird das Gebäude zum modernen Verwaltungssitz umgebaut.


Sirenen heulen hier schon länger nicht mehr: Anfang Februar 2020 räumte das Vivantes Klinikum die letzten Krankenbetten aus der Fröbelstraße 15, bereits seit 2018 hatte der Konzern das Klinikum Prenzlauer Berg Stück für Stück mit dem Klinikum Friedrichshain zusammengelegt. Fast achtzig Jahre lang war das Gebäude als Krankenhaus genutzt worden.

Doch die Geschichte reicht noch weiter zurück. Ende des 19. Jahrhunderts dehnte sich Berlin immer weiter aus; auf den Hügeln vor dem Prenzlauer Tor, die damals noch von zahlreichen Windmühlen geprägt waren und später begradigt wurden, entstanden ganze Straßenzüge mit Gründerzeitbauten. 1886 erhielt Baustadtrat Hermann Blankenstein den Auftrag, ein Obdachlosenasyl zu bauen; der Berliner Magistrat stellte ihm dafür das Gelände an der Fröbelstraße zur Verfügung.

Über die Jahre wurde die „Palme“ – die im Volksmund so genannt wurde, weil in den Anfangsjahren eine große Topfpflanze im Eingangsbereich gestanden haben soll – zur größten Obdachlosenunterkunft Berlins. Bis zu 5.000 Menschen fanden in den 40 Schlafsälen in der Fröbelstraße 15 vor allem in den Jahren der Wirtschaftskrise eine Möglichkeit, im Trockenen zu übernachten. Doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten überstand das Hilfsprojekt nicht: 1940 musste das Asyl schließen, weil Hitler die Obdachlosen ein Dorn im Auge waren. Das Gebäude wurde mit dem anliegenden Krankenhaus Nordmarkstraße zusammengelegt. Die Fröbelstraße war zwischenzeitlich umbenannt worden und erhielt ihren ursprünglichen Namen erst 1982 zurück.

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Viel Platz für Verwaltung

Vor kurzem verkaufte Vivantes das Gebäude, das seit dem Auszug der Klinik leersteht, an den Senat. Zu dem Zeitpunkt hatte der Bezirk Pankow längst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und Wünsche geäußert: In dem Gebäude, das an die bereits vom Bezirksamt genutzten Gebäude anschließt, könnte nicht nur ein Teil der Verwaltung Platz finden, sondern auch Kulturangebote und eine Kita, heißt es darin. Tatsächlich hat das Land Berlin jetzt den Umbau der Fröbelstraße 15 ausgeschrieben – allerdings nur noch zum Verwaltungsgebäude.

Auf den rund 19.200 Quadratmetern sollen in Zukunft vor allem Büroräume entstehen. Unter anderem könnten hier das Amt für Weiterbildung und Kultur, das Gesundheitsamt, das Jugendamt, das Umwelt- und Naturschutzamt, das Stadtentwicklungsamt und der Krisenstab neue Schreibtische beziehen. Teilweise sind diese bislang in angemieteten Räumen in der Storkower Straße 59 untergebracht.

Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz und sei stadtbildprägend, solle deshalb behutsam erneuert und saniert werden, heißt es jetzt in der Ausschreibung. Um ausreichend Platz zu schaffen, muss deshalb das Dach ausgebaut werden; der ehemalige OP-Trakt des Krankenhauses bleibt erhalten und könnte zum Beispiel als Archiv oder Lager dienen. Auf dem Hof des Geländes könnte eine Ausstellungsfläche entstehen, auf der Bürger*innen sich zum Beispiel über Bebauungspläne informieren könnten.

Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) hat zwei bis zweieinhalb Jahre reine Bauzeit eingeplant; wann die Arbeiten beginnen, steht noch nicht fest

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