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Prenzlauer Berg Newsletter #04 stellt Möbel selbst her

von Christina Heuschen 30. Januar 2022

Ein Korbmacher in der Winsstraße, eine Grundstückssuche im Blumenviertel und eine Diskussion über Parkplätze auf der Schönhauser Allee: Wer und was in dieser Woche in Prenzlauer Berg Thema war, erfahrt ihr im Newsletter.


Habt ihr schon einmal ein Möbelstück speziell für euch anfertigen lassen? Heutzutage beherrschen Möbelhäuser das Stadtbild und kleine Handwerksbetriebe haben es immer schwerer. Fred Jacob lässt sich davon aber nicht die Laune vermiesen. Er ist einer der letzten Korbmacher in Berlin, seine Werkstatt in der Winsstraße kann sich vor Aufträgen kaum retten. Mein Kollege Peter Schulz hat ihn für unser Leute im Kiez“-Spezial besucht. Unser

Text der Woche:

  • Handwerk: Seit mehr als drei Jahrzehnten arbeitet Fred Jacob in einer Ladenwerkstatt in der Winsstraße. Er ist einer der letzten Korbmacher Berlins. Von einem, der immer wieder aufsteht.

Kiezfoto der Woche

Kiezfoto

Foto: Christina Heuschen

Aus dem Bezirk

  • Schuldrehscheibe: Pankows Schulen platzen aus allen Nähten oder modern vor sich hin. Seit Längerem plant der Bezirk daher eine Schuldrehscheibe auf der Werneuchener Wiese zwischen Volkspark Friedrichshain, der Danziger Straße, Kniprodestraße und Margerete-Sommer-Straße. Nun scheint es tatsächlich Fortschritte zu geben. „Das Konzept der Schuldrehscheiben hilft uns dabei, bestehende Schulen zu sanieren und zu erweitern, ohne dass dabei vor Ort der laufende Unterricht gestört wird. Wir hoffen, dass das Ausweichen auf den Drehscheibenstandort für die betroffenen Schulgemeinschaften neben der zeitweiligen Umstellung vor allem eine Entlastung ist”, sagte Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke). Derzeit werde der Bau des temporären Schulgebäudes inklusive Sporthalle auf dem Gelände vorbereitet. Und weil die Schuldrehscheibe in einer modularen Holzbauweise errichtet werde, benötige der Aufbau der Gebäude nur eine vergleichsweise kurze Zeit. Der Plan sieht vor, dass im Sommer 2023 das Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium als erste Schule dort vorübergehend einzieht. Die Gesamtkosten für die Maßnahme belaufen sich auf 32.265.000 Euro.
  • Grundstückssuche: Sag mir, wo die Blumen blühen: vermutlich bald nicht mehr im Gemeinschaftsgarten „Peace of Land”, auch wenn der passenderweise im Blumenviertel liegt. Hier machen sich ebenfalls die Platznöte der Schulen bemerkbar, denn die Grundschule im Blumenviertel benötigt eine neue Turnhalle. Dafür müssen die Gärtner*innen weichen – denn sie hatten mit dem Bezirk nur eine Zwischennutzung vereinbart. „Der politische Wille war nicht für den alternativen Plan zu begeistern, die Turnhalle für die Grundschule im Blumenviertel auf den benachbarten Flächen Sigridstr. 11a und Syringenplatz zu bauen“, schreibt uns Silke Meyer. Das Grünflächenamt Pankow hatte den Gärtner*innen daher andere Flächen im Bezirk angeboten. Doch dem Projekteam sind diese zu weit vom jetzigen Standort entfernt. Nun sucht „Peace of Land“ nach einem anderen, näheren Grundstück, das dauerhaft genutzt werden kann.
  • Parkplätze: Die Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg gilt als eine der vielen Straßen, in der das Radfahren besonders unangenehm ist. Deshalb soll auch auf einem Abschnitt zwischen Eberswalder/Danziger Straße und Gleimstraße/Stargarder Straße ein mit Pollern abgesicherter Radweg angelegt werden. Doch der Abgeordnete Stefan Förster (FDP) befürchtet eine Schikane von Autofahrer*innen. Er wollte deshalb von der Senatsverwaltung wissen, wie viele Parkplätze durch den Umbau wegfallen. „Da es sich nicht um einzeln markierte Parkstände, sondern den rechten Fahrstreifen handelt, kann keine genaue Anzahl genannt werden. Schätzungsweise finden insgesamt auf beiden Straßenseiten derzeit circa 150 Pkw Platz“, heißt es in der Antwort auf die schriftliche Anfrage. Auch seine Befürchtung, dass der Weg lediglich gebaut werde, damit Radfahrende sich überholen können, sei nicht zutreffend. Auf Twitter wird bereits heftig darüber diskutiert. „Für den Radweg auf der Schönhauser Allee fallen 150 Parkplätze weg. Der Parkplatzsuchverkehr im Gleimviertel und im Helmholtzkiez wird wohl steigen”, schreibt Felix Reifschneider (FDP). „Laut Verkehrszählung sind auf der Schönhauser Allee täglich bis zu 10.000 Fahrradfahrer unterwegs. Selbstverständlich müssen läppische 150 Parkplätze dafür weichen”, kommentiert ein anderer Nutzer.
  • Kirchenbrand: Nachdem es vergangene Woche in der Paul-Gerhardt-Kirche in Prenzlauer Berg gebrannt hatte, ermittelt die Polizei nun wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung. Erste Ermittlungen haben ergeben, dass ein Zeuge einen unbekannt gebliebenen Mann kurz vor Ausbruch des Brandes beim hastigen Verlassen des Gotteshauses gesehen hatte. Seit dem Brand erfährt die Gemeinde nach eigenen Angaben große Unterstützung. „Aus der Nachbarschaft, von Politikerinnen und Politikern, aus der Ökumene, von jüdischen und muslimischen Glaubensgeschwistern, etwa vom Präsidium des House of One und vom Deutschen Muslimischen Zentrum Berlin, erreichen uns Zeichen der Verbundenheit. Diese Solidarität und das Miteinander als Gemeinde geben Kraft und machen die Erschütterung erträglicher“, sagt Pfarrerin Almut Bellmann. Das Feuer hat einen erheblichen Sachschaden hinterlassen, berichtet die Gemeinde.

Kriminelles & Unschönes

  • Zusammenstoß: Am Montagmittag ereignete sich ein Verkehrsunfall in Prenzlauer Berg. Laut Aussagen von Zeug*innen soll eine 73-jährige Fahrerin aus Richtung Cantianstraße kommend widerrechtlich die Haltelinie einer roten Ampel an der Kreuzung Gleimstraße Ecke Schönhauser Allee überfahren haben. Wie die Polizei mitteilte, kollidierte kurz darauf ihr Honda mit einer aus Richtung Kopenhagener Straße kommenden Straßenbahn der Linie M1. Der 36-jährige Tramfahrer leitete eine Gefahrenbremsung ein, konnte den Zusammenstoß jedoch nicht verhindern. Während die Fahrgäste der Tram unverletzt blieben, erlitten die Autofahrerin und ihr Beifahrer einen Schock sowie Verletzungen an Oberkörper und Kopf. Beide wurden stationär in einer Klinik aufgenommen.

Tipps & Termine

  • Bis 23.2.: Unter dem Titel „Candela“ beginnt nun Teil drei des artspring Lichtkunstfestival im Pavillon am Milchhof in der Schwedter Straße. Gezeigt werden Arbeiten von Marta Djourina, Maxi Pfeil, Wolfgang Gross, Frauke Bergmann, Claire Laude, Boohri Park und Andrea van Reimersdahl.
  • Bis 06.06.: Der Ernst-Thälmann-Park gilt als Prestigeobjekt des sozialistischen Städtebaus in der späten DDR. Heute steht die Anlage vor allem im Mittelpunkt verschiedener Diskussionen. Eine Ausstellung im Zeiss-Großplanetarium zeigt jetzt die Entstehungsgeschichte des Ensembles. Der Eintritt ist frei.

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche
„Erstma mach ick sowieso allet. Ick fürchte mir vor nüscht“,

sagt Fred Jacob. Der Korbmacher hat schon so manch einen verrückten Wunsch erfüllt: einen Hut für den Genfer Autosalon, unter dem ein Auto präsentiert wurde, oder zwei über vier Meter große Hände für das Opernhaus in Los Angeles. Nun wartet er laut eigener Aussage darauf, welche Spinnereien die Zukunft bringt. Bis dahin macht er einfach weiter.

Das war es mit unserem Spezial zu „Leuten im Kiez“. Nächste Woche lest ihr bei uns, wie sich eine Initiative von Bürger*innen den perfekten Gleimkiez vorstellt.

Jetzt wünsche ich euch aber ein schönes Wochenende!

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion

Titelfoto: jhenning / Pixabay


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