Florentine und die Büchsen der Frau Feuerborn

von Anja Mia Neumann 23. September 2015

Sie spielt oft die Clownin Perdita Poppers und nun die überforderte Mutter Feuerborn: die Prenzlauer Berger Schauspielerin Florentine Schara. Heute ist Uraufführung ihres Solo-Stücks. Auf den Pankower Theatertagen.

Erstickte Sehnsüchte, weggeschlossene Erinnerungen und ein paar Geheimnisse. Das bewahrt Paula Feuerborn in ihren Konservendosen auf. Nach und nach öffnet sie die Dosen – und ist gezwungen, sich mit ihrem Leben, abgeschottet und einsam wie es ist, tatsächlich auseinander zu setzen.

Das ist – grob umrissen – das Solo-Stück der Schauspielerin Florentine Schara. Anlässlich der Pankower Theatertage, die heute zum ersten Mal beginnen, präsentiert sie die Uraufführung des Stücks im Zentrum Danziger50. „Paula Feuerborns Büchsen der Pandora“ heißt es, angelehnt an den griechischen Mythos. „Von dem ist mehr übrig als gedacht“, meint Schara. „Aus den Büchsen kommt viel Übel raus.“

 

Es geht um eine überforderte Mutter

 

Seit 13 Jahren lebt Schara in Prenzlauer Berg, in der Greifenhagener Straße im Helmholtzkiez. Geboren in Wuppertal hat sie nach ihrem Studium der Darstellenden Künste im englischen Liverpool und Clownsausbildung in Frankreich, hier ihre Heimat gefunden.

Ihr Solo-Stück ist zwar keine Prenzlauer-Berger-Geschichte, doch inspiriert von den Straßen und ihren Beobachtungen vom Café aus – und einer wahren Geschichte – ist sie allemal. „Es geht um eine überforderte Mutter“, erzählt die 38-Jährige. Und um ihre Kinder. „Da habe ich hier in Prenzlauer Berg viel Ansichtsmaterial.“ Es gebe diese besondere Fürsorglichkeit, mit der die Leute hier mit ihren Kindern umgehen.

 

Wo konserviert man Sehnsüchte und Träume?

 

Für das Stück hat Schara auch die Biographie ihrer Oma studiert. Und sich an ihre eigene Kindheit erinnert. Eine Erinnerung war der Impuls für ihr Stück: „Mir fiel mir ein Bild von ganz früher ein, als ich Kind war, dass wir in einer Ecke ganz viele Konservenbüchsen gestapelt hatten.“ Wo konserviert man Sehnsüchte und Träume? „In Büchsen, in Einmachgläsern, die hat man da reingesperrt, verschlossen und dann lässt man die nur noch raus, wenn man es selber möchte.“

„In einer Dose steckt zum Beispiel die Sehnsucht nach einer absolut heilen Welt, wie so eine kindliche Kitsch-Sehnsucht von allem, was schön ist“, erzählt Schara. „Von dem wir natürlich alle wissen, dass es das so nicht gibt.“ Es geht viel um das, was wir nicht getan haben oder nicht tun konnten.

 

Die freche Perdita Poppers

 

Schara spricht mal nachdenklich, mal sprudelig. Wenn sie gerade nicht in ihrem Probenraum in der Schönfließer Straße ist, arbeitet sie für andere Theaterproduktionen und als Krankenhausclownin. Für den Verein Rote Nasen spielt sie vor kranken Kindern.

Florentine Schara als Clownin Perdita Poppers       und in Zivil.     

Fotos: Rote Nasen e.V. (Markus Pletz)/ Anja Mia Neumann

Perdita Poppers heißt ihre Clownsfigur. „Perdita Poppers ist ein bisschen durchgeknallt und hat eine Frechheit, die man sich manchmal ein bisschen verbietet“, erzählt Schara und zeigt damit auch eine andere Seite von sich. Sie gehe oft ins Krankenhaus und sage: „Gefällt es Ihnen bei uns oder soll ich die Ärzte rausschmeißen?“ Obwohl der Chefarzt daneben steht.

 

Der Liebste steht etwas zu sehr auf Katzen

 

Noch ein Projekt: Kürzlich hat Schara mit einem selbstgedrehten Kurzfilm auf einem Festival den ersten Preis belegt. Es ging um die Liebe. Schara rief als überforderte Frau mit buntem Haarband beim Nacht-Talker Domian an. Weil sie sich gerade frisch verliebt hat und ihr Liebster auf Katzen steht. Und das offenbar etwas zu sehr.

Seit ihrem Erfolg bei den sogenannten Loveshorties kommen Anfragen auch an die Schara vor der Kamera.

Zurück zu Paula Feuerborn, die auf den Pankower Theatertagen das erste Mal vor offiziellem Publikum auf der Bühne stehen wird. 70 Minuten dauert Scharas Pandora-Büchsen-Stück. „Im besten Fall löst es bei jedem Zuschauer etwas aus, aber nicht bei jedem das Gleiche.“

 

„Paula Feuerborns Büchsen der Pandora“ sind zu sehen am 23.09. 2015 um 20 Uhr (UA) im Rahmen der Pankower Theatertage im Zentrum Danziger 50 und am 29.10.2015 um 20 Uhr im Theater o.N. Das Solo-Stück ist entstanden in Zusammenarbeit mit Stefan Lochau (Regie), Henning Fuchs (Musik) , Sven Mücke (Animation) und Mara Wienand (Produktionsassistenz).

 

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