Prenzlauer Berg expandiert nach Mitte

von Kristina Auer 23. November 2017

Zwei Jahre nach der Schließung eröffnet die Staatsgalerie Prenzlauer Berg am Donnerstag neu – und zwar in Mitte!


ARTIKEL vom 7. November 2017:

Wenn in Prenzlauer Berg nicht mehr genug Platz ist, müssen wir uns eben vergrößern. So macht es jetzt die Staatsgalerie Prenzlauer Berg, die nach zweijähriger Pause wiedereröffnet – in Mitte!

Das Messingschild ist unter dem Zahn der Zeit matt geworden, statt Prenzlauer Berg steht dort nur noch RENZ UER BERG. „Das Schild werde ich so wie es ist als Wanderpokal der Galerie an allen Ausstellungsorten zeigen“, sagt Henryk Gericke, Leiter der Staatsgalerie Prenzlauer Berg.

Gut zwei Jahre ist es her, dass die Galerie mit dem Größenwahn im Namen in der Greifswalder Straße dicht machte – die Miete war zu teuer geworden. Jetzt ist sie zurück – und zwar in Mitte! „Im Exil“, nennt es Gericke mit einem Lachen, und fügt hinzu: „Das alte Feuer wurde neu entfacht.“

 

 

Prenzlauer Berg „kolonisiert“ Mitte

 

Am 23. November beginnt die Ausstellung „Brimford Collection“ in der Fata Morgana Galerie, die der Staatsgalerie vorübergehend eine neue Heimat in der Fremde bietet. Gezeigt werden Arbeiten des Künstlers und Musikers Ronald Lippok, der auch bei der Eröffnung in der Greifswalder Straße 2010 und insgesamt schon viermal in der Staatsgalerie Prenzlauer Berg ausgestellt hat. Wie ihr Weggefährte Gert Papenfuß zählen auch Lippok und Gericke zu den DDR-Ungehorsamen Ex-Punks, die die unendlich oft beschriebenen goldenen 90er Jahre in Prenzlauer Berg mitgestaltet haben. Überhaupt habe Papenfuß  die kommende Ausstellung geprägt. „Sie ist auch deshalb stark mit Prenzlauer Berg verhaftet – das ist aber eher Zufall“, sagt Gericke. Den Namen zu ändern habe er zwar irgendwann mal überlegt, wirklich in Frage gekommen sei es nie.

Henryk Gericke leitet die Staatsgalerie Prenzlauer Berg

Natürlich soll es nicht bei nur einer Ausstellung bleiben „Die Idee ist, zwei- bis dreimal im Jahr Ausstellungen zu organisieren“, sagt Gericke. Die Galerie könne künftig an den unterschiedlichsten Orten unterkommen, auch eine längere Zusammenarbeit mit der Galerie Fata Morgana sei aber denkbar. Als nächstes möchte Gericke eine Sammelausstellung der wichtigsten Staatsgalerie-Künstler auf die Beine stellen, vielleicht im nächsten Frühling. In den letzten zwei Jahren habe er sich vom Galeristen zurück zum Autor verwandelt, seiner eigentlichen Tätigkeit. Das Galeristen-Beruf hat ihn dann wohl doch nicht ganz losgelassen.

 

 

„Heute eine Galerie zu eröffnen, wäre der blanke Wahnsinn“

 

Ein fester Standort kommt für Gericke trotzdem nicht mehr in Frage. „Es wäre der blanke Wahnsinn, heute nochmal eine Galerie zu eröffnen“, sagt er und verweist zur Sicherheit nochmal auf die goldenen Neunziger, in denen die Mieten niedrig und die Spielräume für Kreative ohne Kapital weit waren. Heute hätten selbst die großen Galerien ihre Standorte in Berlin nur, um Präsenz zu zeigen. „Die Stadt ist nicht wohlhabend genug, als dass hier wirklich jemand Arbeiten verkaufen würde“, sagt Gericke. Auf die Wiedereröffnung freut er sich um so mehr: „Ich habe schon viele frohe Reaktionen bekommen. Ich glaube, es wird ein großes Treffen mit alten und hoffentlich auch ein paar neuen Freunden.“

 

Vernissage der Ausstellung „Brimford Collection“ der Staatsgalerie Prenzlauer Berg mit Werken von Ronald Lippok am 23. November um 19 Uhr in der Fata Morgana Galerie, Torstraße 170. Die Ausstellung ist von 24. November bis 2. Dezember dort zu sehen.

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