Göhrener Ei

Spielstraßen-Offensive in Prenzlauer Berg

von Kristina Auer 19. September 2019

Initiativen im Kiez kämpfen für mehr Bewegungsraum für Kinder und Jugendliche. Im Göhrener Ei und andernorts wollen sie temporäre Spielstraßen einrichten.


Das Göhrener Ei ist wahrscheinlich eine der ruhigsten Straßen von Prenzlauer Berg. Idyllisch liegt der Straßenkringel als verkehrsberuhigter Bereich im kopfsteingepflasterten Wohngebiet südöstlich des Helmholtzplatzes, umgeben von Kirche, Kitas, Grundschule und Kindermuseum. Trotz, oder besser gesagt gerade wegen dieser Ruhe, kommt es in der Göhrener Straße immer wieder zu Konflikten. „In den letzten Jahren haben sich Kinder und Jugendliche diese ruhige Ecke zum Spielen und als Aufenthaltsort angeeignet“, sagt Lola Meyer. Das Problem: Die acht Parkplätze auf dem ovalen Straßenplatz. „Nachmittags und Abends fahren sehr viele Autos auf der Suche nach einem Parkplatz hier durch.“ Dabei komme es dann zu brenzligen Situationen zwischen Parkplatzsuchern und auf der Straße spielenden Kindern.

 

Initiative kam von den Kindern

Mithilfe der Grünen in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat Meyer einen Antrag eingereicht, um die Sicherheit für die Kinder zu verbessern. Die Initiative dafür sei von ihrer 13-jährigen Tochter und deren Freundin gekommen. „Die beiden haben mich gebeten, ob ich sie dabei unterstützen kann.“ Das Bezirksamt prüft zurzeit die Möglichkeiten. Vorschläge hat Meyer viele, aber nicht alle sind durchsetzbar. Eine mit Pollern abgegrenzte Fußgängerzone werde es nicht geben, dass habe der Bezirk sofort betont. „Man könnte aber auch einfach die acht Parkplätze streichen“, sagt Meyer.

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Die Bürgerdeputierte Patrizia Flores kämpft ebenfalls für mehr Spiel-Platz in Prenzlauer Berg. Immer wieder organisiert sie deshalb spontane Spielstraßen-Demos – zum Beispiel in der Senefelder Straße, nur ein paar Meter vom Göhrener Ei entfernt. „Das ganze Stück vor dem Mach-Mit-Museum ist eigentlich auch verkehrsberuhigt, das heißt Kinder dürfen dort spielen und Autos müssen Schrittgeschwindigkeit fahren“, sagt Flores. Das sei aber wegen des Durchgangsverkehrs, der sich nicht an das langsame Tempo halte, völlig unmöglich.

 

Neue Hoffnung für temporäre Spielstraßen

Flores‘ Idee für das Göhrener Ei: „Eine temporäre Spielstraße einrichten.“ Dabei waren die an einzelnen Nachmittagen zum Spielen gesperrten Straßen bis vor kurzem ein Rotes Tuch in Prenzlauer Berg. Grund: Der jahrelange Rechtsstreit um die Gudvanger Straße im Norden des Stadtteils. Doch dort wurde in der letzten Woche ein Durchbruch erreicht, wie vor Kurzem der Tagesspiegel berichtete: Ab nächstem Frühjahr soll die Gudvanger Straße nun tatsächlich an jedem ersten Mittwoch im Monat für vier Stunden für Autos gesperrt sein.

Gudvanger Straße

In der Gudvanger Straße kämpft eine Initiative seit Jahren für eine temporäre Spielstraße (Foto: M.Bachmann)

Wo es keinen Rechtsstreit gibt, kann der Bezirk temporäre Spielstraßen inzwischen einfach anordnen – in der Kreuzberger Böckhstraße funktioniert das bereits. „Dafür wollen wir uns jetzt an vielen Ecken in Prenzlauer Berg einsetzen“, sagt Flores. Es gebe viele Anwohnerinitiativen, beispielsweise in der Bötzow- und in der Gneiststraße. In der letzteren organisiert die Bürgerdeputierte am Freitag um 16 Uhr die nächste Spielstraßen-Demo.

 

Im Kleinen beginnen

Flores geht es auch um die gesamte Verkehrssituation im Helmholtzkiez. Wenn die Stargarder Straße zur Fahrradstraße umgewidmet wird, fürchten viele Anwohner, könnte sich der Durchgangsverkehr durch das Wohnviertel erhöhen. Viele Autofahrer nutzten schon jetzt die Straßen im Kiez als Schleichwege.

Lola Meyer sieht es so: „Es heißt immer, wir bräuchten ein innovatives Verkehrskonzept für ganz Berlin – aber bis das kommt, sind wir alle alt und grau.“ Sie wolle deshalb lieber im Kleinen anfangen – und zwar gleich.

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