Glück gehabt

von Thomas Trappe 11. September 2012

Im Einschulungsbericht des Bezirks wird deutlich: Die Kinder in Prenzlauer Berg haben im Durchschnitt einen höheren sozialen Status. Sie haben bessere Chancen in der Schule – und sind häufiger extrem untergewichtig.

Von den Schulkindern in Prenzlauer Berg kommen überdurchschnittlich viele aus Elternhäusern mit hohem sozialen Status und unterdurchschnittlich wenige aus solchen mit niedrigem Status. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des neuesten Einschulungsberichts, den das Bezirksamt Pankow nun vorlegte. So leben im ganzen Bezirk 46 Prozent der Kinder in Familien mit hohem Status. In Prenzlauer Berg sind es in den meisten Gegenden zwischen 60 und 70 Prozent. Einzig im Osten und Nordosten des Stadtteils ist eine dem übrigen Bezirks Pankow vergleichbares Verhältnis zwischen niedrigen, mittlerem und hohem sozialen Status gegeben. Allerdings zeigt die Studie auch, dass die Zahl der Familien mit hohen sozialem Status – trotz aller Überrepräsentation – zurückgegangen ist. Zum Beispiel am Helmholtzplatz, im Bötzow-, Wins- und Gleimviertel. Hier lagen die Quoten im vergangenen Jahr wesentlich höher.

Grundlage des aktuellen Einschulungsberichts sind die Zahlen des vergangenen Schuljahrs. 3230 Schüler wurden untersucht; unter anderem wurde dabei auch die berufliche Lebenssituation der Eltern erfasst. Der soziale Status ergibt sich dabei aus dem Schulabschluss der Eltern, ihrer Berufsausbildung und der Erwerbssituation. Das Einkommen wird dabei nicht berücksichtigt. Bezirksweit ergab sich damit das Bild zweier fast gleich großen Gruppen von mittleren und höheren Schichten und einer mit 5,4 Prozent relativ geringen Gruppe mit niedrigem sozialen Status. Auffallend hoch ist letztere Gruppe mit 23 Prozent im Stadtteil Buch. Jedes zehnte Kind kommt in Weißensee aus einer Familie mit niedrigem Status – und in Prenzlauer Berg östlich des Thälmann-Parks.

 

Höheres Risiko für Außenseitertum

 

Im vergangenen Jahr war beim Einschulungsbericht unter anderem augenfällig, dass Kinder aus höheren sozialen Schichten seltener geimpft sind. Bis zu viermal höher war hier die Impfabstinenz im Vergleich zu Kindern mit niedrigerem Status. Eine auffällige Differenz bestand auch beim neuen Jahrgang, allerdings nicht mehr im gleichen Ausmaß. So waren nur noch 22 Prozent der Kinder mit höherem Status nicht gegen Pneumokokken geimpft, bei den Kindern mit niedrigem Status 2,5 Prozent – im vergangenen Jahr waren die Zahlen in beiden Gruppen doppelt so hoch. Ähnliche Entwicklungen sind bei Impfungen gegen Hepatitis B, Meningokken und Varizellen festzustellen.

Trotzdem: Die Chancen für Prenzlauer Kinder, gesund aufzuwachsen, sind deutlich höher, jedenfalls, wenn das Körpergewicht als Maßstab genommen wird. Während 14 Prozent der Kinder mit niedrigerem Status als übergewichtig oder gar adipös eingestuft werden müssen, sind davon nur etwa zwei Prozent der Kinder aus höheren und knapp fünf Prozent jener aus mittlerem Status betroffen. Mit gesundheitlichen wie auch sozialen Folgen, wie der Bericht festhält. „Krankhaftes Übergewicht beeinträchtigt in erheblichem Maße die Lebensqualität der Betroffenen. Die Kinder leiden unter ihrer Schwerfälligkeit, ihrem unförmigen Aussehen, fühlen sich als Außenseiter und entwickeln oft daraus resultierende Verhaltensauffälligkeiten.“ Alles okay also bei den Prenzlauer Berger Kindern? Wohl kaum: Jedes fünfte Kind mit hohem Status ist deutlich untergewichtig. Bei den wenig privilegierten Kindern sind es nur knapp zwei Prozent.

Verringert hat sich in den vergangenen Jahren in allen Gruppen der festgestellte sonderpädagogische Förderbedarf für Kinder. Der Unterschied zwischen den Gruppen ist allerdings geblieben. So hatte im jüngsten Schuljahr nur jedes hundertste Kind mit höherem Sozialstatus Förderbedarf. In der unteren Schicht war es jedes fünfte.

 

 

NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar