Zukunft der Kulturbrauerei bis 2021 gesichert

von Cosima Lutz 29. Juli 2011

Das Land Berlin verlängerte seinen Vertrag. Außerdem plant die Stiftung Haus der Geschichte eine DDR-Dauerausstellung, 2014 soll sie eröffnet werden und mehr Tagesgäste aufs Gelände locken.

Die Verwirrung war einigermaßen groß, als vor wenigen Tagen eine Meldung über die Zukunft der Kulturbrauerei herumgeisterte: ein neuer Großmieter sei im Anmarsch, die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von 6300 Quadratmetern war die Rede. Das machte schon deshalb stutzig, weil die Stiftung seit 2005 ja bereits auf dem Gelände anzutreffen ist. Und die Fläche schien auch ein wenig groß: Müssen andere Mietparteien raus?

Seit heute Vormittag herrscht Gewissheit. Im Maschinenhaus unterzeichnete die Niederlassung Berlin/Brandenburg der TLG Immobilien GmbH mit dem Land Berlin und mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) vor versammelter Presse zwei langfristige Mietverträge, die der Kulturbrauerei Planungssicherheit bis 2021 bringen. Im Kern bleibt damit erst einmal alles beim Alten, was den „Mieter-Mix“ aus Kultur und Kommerz angeht.

 

Das Gute-Laune-Rundum-Paket

 

Bestens gelaunt dankten einander Kulturstaatssekretär André Schmitz, Hans Walter Hütter (Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), BImA-Sprecher Jürgen Gehb, TLG-Geschäftsführer Jochen-Konrad Fromme und Jörg R. Lammersen, Leiter der TLG-Niederlassung Berlin/Brandenburg. Das Land Berlin ist seit 2002 Mieter und wird das nun also auch noch weitere zehn Jahre bis Ende 2021 bleiben. Und die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland? Sie wird lediglich neuer Vertragspartner. Bisher war sie Untermieter der Senatsverwaltung: Mitarbeiter der Stiftung kümmern sich um Erhalt und Dokumentation der Sammlung Industrielle Gestaltung im Nordflügel der ehemaligen Schultheiss-Brauerei (Eingang Knaack-Straße).

Hans Walter Hüttner, Präsident der Stiftung, gab einen ersten Einblick in die künftige Nutzung. Die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf das alltägliche Leben in der DDR würden den Schwerpunkt der Dauerausstellung bilden. Sie solle „zur kritischen Auseinandersetzung mit dem gegenständlichen Erbe der DDR anregen“. Hüttner korrigierte die Flächenangabe: „Richtig ist, dass wir etwa 1700 Quadratmeter nutzen werden, davon werden rund 500 Quadratmeter auf eine Dauerausstellung entfallen und etwa 200 auf eine Wechselausstellung“. Dazu kämen ein Veranstaltungsraum sowie ein Informationszentrum.

 

Sanierte Räume für das DDR-Erbe

 

Seit Dezember 1993 befindet sich ein Teil der 160 000 Stücke umfassenden Sammlung in der Kulturbrauerei, „der größere Teil lagerte aber in Marzahn und Zossen in teilweise katastrophalem Zustand“, sagte Hüttner, der die Sammlung in die geplanten Ausstellungen integrieren will. Im Juli 2005 übertrug die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien die Sammlung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Seither, betonte Hüttner, sei am Erhalt der Sammlung kontinuierlich gearbeitet worden.

Dass diese in der Vergangenheit noch nicht in vollem Umfang in der Kulturbrauerei präsentiert worden sei, sei vor allem dem Umstand geschuldet, dass wichtige Sanierungsmaßnahmen in dem denkmalgeschützten Gebäude erst jetzt, nach Vertragsunterzeichnung, zum Abschluss gebracht werden könnten: So müsse etwa ein behindertengerechter Aufzug in das Treppenhaus integriert werden. „Wenn die Renovierungsarbeiten rechtzeitig abgeschlossen sind, wollen wir im Frühjahr 2014 die Dauerausstellung eröffnen sowie Wechselausstellungen und Veranstaltungen anbieten“, sagte Hüttner. Außerdem werde die Stiftung, deren Sitz in Bonn ist, den größten Teil ihrer Mitarbeiter in den Räumen der Kulturbrauerei unterbringen.

 

Internationale Delegationen schauen auf diese Brauerei

 

Von der Schau erhofft sich TLG-Geschäftsführer Fromme eine Belebung des „Tagesbetriebs“: Menschen, die Kultur erleben wollten, seien sonst ja hauptsächlich am Wochenende und abends auf dem Gelände. Dass man am bisherigen Kurs aber nichts Grundsätzliches ändern müsse, darin zeigten sich die Vertragsunterzeichner einig. Lammersen verwies auf die Million Besucher pro Jahr und betonte, dass zunehmend „internationale Delegationen etwa aus Russland, China, Frankreich, der Niederlande und Schweden“ die Kulturbrauerei besichtigten, um vom Prenzlauer Berger Beispiel zu lernen: „Stichwort Revitalisierung“ von verlassenen Industriegebäuden und ihren angrenzenden Wohngebieten. Bleibt zu hoffen, dass diese Strahlkraft über die nationalen Grenzen hinaus auch weiterhin damit vereinbar bleibt, wie die Bewohner Prenzlauer Bergs ihre Kulturbrauerei erleben.

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