Schulranzen Schulplatz

Ein Schulplatz an der Sonne

von Kristina Auer 11. Juni 2018

Geschafft: Fast alle Sechstklässler bekommen einen Platz an – meist einer gewünschten – weiterführenden Schule im Bezirk. Weil es überall eng wird, könnte schon bald in Containern unterrichtet werden.

Trotz allumfassender Schulplatz-Not hat der Pankower Schulstradtrat Torsten Kühne (CDU) auch mal etwas Positives zu verkünden. Zum Beispiel am Mittwochabend in der Tagung der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV): „Nach aktuellem Stand haben insgesamt 2129 Schüler ihren Erst-, Zweit- oder Drittwunsch erfüllt bekommen“, sagt Kühne.  Gemeint ist ein Schulplatz an einer der drei weiterführenden Schulen, die Sechstklässlerinnen und Sechstklässer bei der Anmeldung als Wunsch-Schulen angeben können. Die Zahl entspreche 92 Prozent aller Anmeldungen, so Kühne.

 

34 Pechvögel müssen nach Grunewald

Und es wird noch besser: 146 Schülern, die nicht an einer ihrer Wunsch-Schulen unterkommen konnten, haben immerhin einen Schulplatz an einer anderen Pankower Schule bekommen. „Zusammengefasst konnte damit 99 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Pankow, die einen Schulplatzwunsch in Pankow angegeben haben, ein Oberschulplatz im eigenen Bezirk angeboten werden“, so Kühne. „Lediglich“ 34 Pechvögel – das sind immerhin 14 mehr als im Vorjahr – haben im ganzen Bezirk keinen Schulplatz bekommen und sollen ab nächstem Schuljahr täglich bis nach Grunewald und wieder zurück pendeln. Ein anderer Punkt seien dagegen die Schüler, die zwar in Pankow lebten, sich aber in anderen Bezirken für die weiterführenden Schulen beworben hätten. Die genaue Zahl dieser Fälle habe das Bezirksamt bisher noch nicht ermitteln können.

Trotz des glimpflichen  Ausgangs bei der Schulplatz-Vergabe für das nächste Schuljahr, ist klar: Der Platz an Pankower Schulen wird immer enger. Als Beispiel: Bis zum Jahr 2020 fehlen in Pankow allein 1600 neue Schulplätze – das entspricht elfeinhalb Zügen. Dabei müssen nicht nur neue Schulen gebaut, sondern auch Alte saniert werden. Während das passiert, müssen Schüler anderswo unterrichtet werden. Der Vorsitzender der Pankower Linksfraktion Matthias Zarbock fragte das Bezirkasamt deswegen kürzlich nach möglichen Ausweichstandorten. Fazit: Es gibt keine.

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Schule Falkplatz Schulplatz

In der Nähe der Grundschule am Falkplatz könnte bald eine „Demontierbare Modulare Holzbauschule“ stehen (Foto: Marianne Blaschke)

 

Holzcontainer als Schulen der Zukunft?

Eine mögliche Lösung könnten da sogenannte „Demontierbare Modulare Holzbauschulen“ (DMH) bieten – laut Bezirksamt handelt es sich um eine Art „moderne und hochwertige Schulcontainer“. Im Rahmen der Schulbauoffensive habe das Land kürzlich bei den Bezirken in Sachen Holzcontainer nachgefragt, so Kühne in der Antwort auf die Kleine Anfrage. Pankow habe grundsätzliches Interesse bekundet, auch für Container müsse aber erstmal Baurecht geschaffen werden.

In Prenzlauer Berg gibt es laut einer ersten Prüfung nur zwei Schulen, an denen die Holzcontainer möglich wären: Das sind die Grundschule am Falkplatz in der Gleimstraße und die Gustave-Eiffel-Oberschule in der Hanns-Eisler-Straße. An sieben Standorten im Stadtteil wären die DMH zwar nötig, es gibt aber keinen Platz für sie. Betroffen sind folgende Schulen:

  • Heinrich-Roller-Grundschule
  • Homer-Grundschule
  • Kurt-Schwitters-Schule
  • Tesla-Gemeinschaftsschule
  • Paul-Lincke-Grundschule
  • Bornholmer Grundschule
  • Gymnasium am Europasportpark

Der Bezirk prüfe an diesen Standorten Grundtücke in Schulnähe, die sich möglicherweise für die Holzcontainer eignen könnten, so Kuhn. Beispielsweise seien im Gespräch, man höre und staune: Die ewig ungenutzte Werneuchener Wiese am Rande des Volkspark Friedrichshain sowie der Georgen-Parocchial-I-Friedhof in der Heinrich-Roller-Straße. Wenn die Not groß genug wird, könnten Prenzlauer Berger Schüler bald also sogar auf einem Friedhof unterrichtet werden.

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2 Kommentare

Romanus Otte 15. Juni 2018 at 17:14

Geschaftt? Wirklich? Ganz so positiv, wie Ihr die Zahlen von Herrn Kühne darstellt, ist es dann doch nicht. Die Wahrheit lässt sich nämlich auch so darstellen. Jeder zwölfte Sechstklässler bekommt keinen der gewünschten Schulplätze im Bezirk. Zu denen, die einen anderen Platz in Pankow bekommen, gehören auch jene, die nun nach Karow müssen. Das ist für die meisten betroffenen Kinder nicht näher als Grunewald und bedeutet jeweils eine Stunde Fahrt, morgens und nachmittag. Da wäre ein Schulplatz an einer näheren Schule in Mitte oder Friedrichhain oft besser als ein ferner im großen Pankow. Besonders negativ ist aber, dass die sich seit Jahren bestehende Lücke nicht geschlossen wird. Noch negativer ist, dass die absehbar erforderlichen zusätzlichen Schulplätze nicht in Bau sind. Negativ ist, dass nötige Sanierungen zB des Gymnasiums am Europasportplatz bereits jetzt so weit nach hinten geschoben ist, dass die jetzt dorthin wechselnden Schüler bis zum Abitur kaum noch etwas anderes davon haben werden als allenfalls Baustelle. Es ist leider festzustellen, dass der Bezirk Pankow wie Berlin insgesamt vor der Herausforderung einer wachsenden Stadt versagen. Das gilt für Kitas, Grund- und Oberschulen. Das gilt für Wohnungen. Das gilt für die Verkehrsinfrastruktur allgemein und für Fahrradwege und den öffentlichen Nahverkehr im Besonderen. Und das gilt für die Verwaltung, was sich wiederum bei dem absurden Verwaltungskram rund um die Schulplatzvergabe zeigt. Statt das digital zu organisieren, ist das gesamte Verfahren für alle Beteiligten (Eltern, Kinder, Mitarbeiter in Schulen und der Schulverwaltung) eine Zumutung mit maximalem Aufwand, mit Wartezeiten in Fluren und Telefonwarteschleifen. Berlin und Pankow sind wunderbar – solange man nicht auf Bezirk oder Stadt angewiesen ist.

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Philipp Schwörbel 18. Juni 2018 at 22:14

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