Kollwitzstraße 69 Fenster

Fensterposse am Kollwitzplatz

von Kristina Auer 27. März 2018

Die Fensterposse am Kollwitzplatz scheint beendet: Eine widerrufbare Genehmigung soll ermöglichen, dass die Fenster in der Brandwand bleiben können.


UPDATE vom 27. März 2018:

Es sieht gut aus für die vier kleinen Fenster in der Brandwand der Kollwitzstraße 69. Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat auf der Tagung am letzten Mittwoch mit großer Mehrheit für den Verbleib der Fenster gestimmt. Das Bezirksamt soll nun eine nachträgliche Genehmigung erteilen.

Die Genehmigung soll auf Widerruf erfolgen. Das heißt, wenn der Bezirk Pläne entwickelt, das angrenzende Grundstück mit der langen Bank zu bebauen und folglich eine Brandschutzwand erforderlich wird, müssen die Fenster doch zugemauert werden. Für eine Bebauung oder anderweitige Nutzung gibt es aber keine Pläne. „Die Grünanlage am Kollwitzplatz soll erhalten bleiben. Solange dies der Fall ist, wird keine Brandschutzwand benötigt und die Fenster können bestehen bleiben“, begründete der Ausschuss für Grünanlagen und Stadtentwicklung seine Beschlussempfehlung.

Der Bezirk hatte die Hauseigentümerin Gewobag jahrelang aufgefordert, die Fenster zuzumauern. Der Grund: Die Wohnungsbaugesellschaft konnte nicht nachweisen, dass die in Vorwendezeiten eingebauten Fenster in der Brandwand offiziell genehmigt waren.

 

ARTIKEL vom 22. Februar 2018:

Seit Vorwendezeiten gibt es die vier Fenster in der Brandwand der Kollwitzstraße 69. Der Bezirk fordert: Sie müssen zugemauert werden.

Die Kollwitzstraße 69 ist ein ganz gewöhnliches Mietswohnhaus der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag – bis auf eine kleine Besonderheit: In der Brandwand des Hauses, die auf die Grünfläche mit der berühmten langen Sitzbank zeigt, befinden sich vier Fenster, eingebaut zu DDR-Zeiten von der damaligen Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV). Diese Fenster sind der Grund einer inzwischen fast vier Jahre dauernden Verwaltungsposse zwischen Bezirksamt, Gewobag, Mietern und Bezirkspolitik.

 

Ohne nachgewiesene Genehmigung: Zumauern

Alles begann im Juli 2014, als die Gewobag Modernisierungsarbeiten an dem Altbau beantragte. Der Bezirk forderte von der Eigentümerin den Beweis dafür, dass der Fenstereinbau anno dazumal genehmigt worden sei. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Fenster gab es ja schon seit etlichen Jahren, die damals verantwortliche KWV aber inzwischen nicht mehr. Die Gewobag konnte also die Genehmigungshistorie der Kollwitzstraße 69 nicht lückenlos vorweisen. Das Bezirksamt entschied: Ohne nachgewiesene Genehmigung müssen die Fenster im Zuge der Modernisierung zugemauert werden.

So weit, so absurd. Die KWV, die ihrerzeit die Fenster eingebaut hat, war ein Volkseigener Betrieb (VEB) – der schwerlich ohne Genehmigung Baumaßnahmen durchführen konnte. Auf der anderen Seite schaden die Fenster in der Brandwand nicht dem Brandschutz. Die Kollwitzstraße 69 grenzt nämlich nicht an ein Nachbarhaus, sondern an die Grünfläche mit der langen Sitzbank.

 

Gewobag will Fenster behalten

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Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) will zu dem Konflikt keine Aussagen machen. „Da wir bereits einen rechtskräftigen Bescheid an die Gewobag verschickt haben, erübrigt sich eine Stellungnahme zu diesem Zeitpunkt“, lässt Kuhn auf Anfrage mitteilen.

Die Gewobag ist gesprächiger: „Wir suchen nach einer Lösung, die Brandwandöffnungen solange wie möglich offen lassen zu können“, sagt eine Sprecherin. Dass die betroffenen Mieter ihre Fenster behalten möchten, sei sowieso klar. Man habe dem Bezirksamt mehrere Vorschläge gemacht und inzwischen sei vielleicht eine Lösung in Sicht: „Das Bezirksamt hat uns nun ein Angebot unterbreitet, bei dem die Offenhaltung der Brandschutzöffnungen unter gewissen Voraussetzungen möglich ist. Dieses Angebot prüfen wir aktuell.“

Immer wieder hat sich auch die Bezirkspolitik mit dem Fensterproblem in der Kollwitzstraße 69 beschäftigt. In der Sitzung der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am Mittwoch hat die SPD-Fraktion einen Antrag für den Erhalt der Fenster gestellt. „Es gibt neue rechtliche Erkenntnisse, daher möchten wir uns jetzt erneut für eine Lösung einsetzen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Roland Schröder. Die Partei schlägt vor, eine Genehmigung auf Widerruf für die vier Fenster auszusprechen. Diese könne im Notfall rückgängig gemacht werden. Der Antrag fordert außerdem, dass das nebenan gelegene Grundstück in der Kollwitzstraße 67 dauerhaft als öffentliche Grünfläche deklariert wird. Der Stadtentwicklungsausschuss wird jetzt über die Vorschläge beraten.

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