Parklet

Die Parklet-Misere

von Julia Schmitz 26. Februar 2019

Drei Monate stehen die vier Parklets nun an verschiedenen Stellen auf der Schönhauser Allee – und erregen die Gemüter wie kaum ein anderes Thema in Prenzlauer Berg. Ein Ortsbesuch.


Ende November durchtrennte Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) feierlich das Band für das erste Parklet auf der Schönhauser Allee: Die Holzkonstruktionen, die auf jeweils zwei Parkplätzen aufgestellt wurden und je 50.000 Euro gekostet haben, sind Teil eines übergreifenden Konzepts des Bezirks und sollen für mehr Flächengerechtigkeit auf der vielbefahrenen Schönhauser Allee sorgen und Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einräumen. Auch ein „extra breiter“ Fahrradweg ist gedacht, der farblich und mit Pollern von der restlichen Straße abgegrenzt ist. Doch die Resonanz auf die Parklets ist verhalten: „Nur Leute die neben der Spur sind würden das als Ruheoase nutzen. Mit dem verschleuderten Geld hätte man 3 Kinderspielplätze sanieren können“, schreibt ein Mitglied unserer Nachbarschafts-Gruppe auf Facebook.

„Um keinen Preis würde ich mich hier hinsetzen, an diese stinkende und laute Straße“, ereifert sich  auch eine Anwohnerin aus dem Kiez. Die Parklets – drei sind mit Fahrradbügeln ausgestattet, eines mit Sitzmöglichkeiten – seien absolute Geldverschwendung und fehl am Platz. Ihrem Ärger macht sie im Gespräch mit MdA Andreas Otto (Grüne) Luft, der am Montag zur Bürgersprechstunde auf dem Parklet an der Schönhauser Allee Ecke Gneiststraße geladen hatte.

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„Parklets sind ein erster Versuch“

Ein kleiner Tisch mit Blümchendecke, selbst gebackenen Keksen, Tee und Kaffee inmitten von Berufsverkehr und ratternder Hochbahn lässt an diesem Nachmittag eine surreale Szenerie entstehen. Um den Politiker und die Kekse zu erreichen, muss man mit großer Vorsicht den viel befahrenen Radweg überqueren – für manche ist das großstädtische Gemütlichkeit, für andere schlichtweg eine Schnapsidee.

„Die Parklets sind ein erster Versuch des Bezirks“, erklärt Andreas Otto, sie müssten nicht auf ewig an derselben Stelle stehen bleiben. Ohnehin sind zwei von ihnen – in Höhe der Gneiststraße und vor dem Blumencafé – von Anfang an nur bis Ende 2019 gedacht gewesen, danach werde neu über den Verbleib entschieden. „So lange sich die Menschen in Pankow über etwas Harmloses wie die Parklets aufregen, ist in unserem Bezirk aber grundsätzlich alles in Ordnung, denke ich“, schmunzelt Otto.

Fast alle Anwohner und Passanten, die sich über den vielbefahrenen Fahrradweg auf die in den Parkraum ragende Fläche wagen, sind sich einig: Parklets sind an sich eine gute Idee – aber im Falle der Schönhauser Allee an der falschen Stelle eingesetzt worden. Besser stünden sie zum Beispiel vor dem Eisladen Hokey Pokey in der Stargarder Straße oder vor der Schule in der Greifenhagener Straße: Im Falle der Eisdiele würde ein Parklet eine höhere Aufenthaltsqualität geben – und vor der Schule den Kindern Schutz vor Autos bieten.

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2 Kommentare

Toblerk 3. März 2019 at 8:38

In der Tat fänden sich viele bessere Staandorte für die Parklets. Sicher auch vor Schulen. In der Greifenhagener allerdings müssten die Kinder erst über ein Absperrgittrr klettern und gerade vor der Schule ist der Gehweg wegen zurückversetztem Gebäude ungewöhnlich breit. Bitte besser recherchieren!

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Julia Schmitz 3. März 2019 at 23:02

Hallo Tobias, der Vorschlag mit dem Parklet vor der Schule ist kein Recherchefehler von uns, sondern ein Vorschlag von einem der Anwesenden bei der Bürgersprechstunde gewesen.

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