Essen retten dank Resteessen

von Kristina Auer 31. August 2017

Was klingt wie ein neuer Zungenbrecher, trifft uns mitten ins Ökospießerherz: Dank einer App kann man in Prenzlauer Berg jetzt übrig gebliebene Lebensmittel aus Restaurants und Bäckereien retten.

Die Idee muss gut sein, denn sie vereint drei wesentliche Interessen des modernen Bürgertums, die für gewöhnlich nur schwer unter einen Hut zu bringen sind: Essen, Geld sparen, und gleichzeitig die Welt retten. All das wollen die Gründer einer neuen App erreichen, und zwar so: Zum Sparpreis können Kunden Gerichte bei Restaurants kaufen, die übrig geblieben sind. Die Verbraucher werden satt und sparen, die Unternehmer verkaufen Ware, anstatt sie entsorgen zu müssen, und die Umwelt wird geschont, weil weniger Nahrungsmittel verschwendet werden.

 

Essen, sparen, Welt retten

 

Die App mit dem Namen Too Good To Go – zu schade zum Wegwerfen – gibt es natürlich auch außerhalb von Prenzlauer Berg. In unserem Stadtteil funktioniert sie aber besonders gut, sagt Sprecherin Teresa Rath: „In Prenzlauer Berg haben wir bisher die meisten Unternehmen als Partner gewinnen können“, sagt Rath. Das liege daran, dass die Gastronomen im Stadtteil ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen hätten. Passend dazu hat das Unternehmen Anfang des Jahres auch gleich seinen Firmensitz nach Prenzlauer Berg verlegt.

Die Portionen kosten meist zwischen 2,50 und maximal 4 Euro. Rund 45 Restaurants und Bäckereien in Prenzlauer Berg machen im Moment bei too good to go mit, sagt Rath. Unter anderem sind so große Namen wie das Pasternak am Wasserturm oder das Diderot in der Raabestraße dabei, allerdings bieten nicht alle Restaurants täglich etwas an. Das Essen wird direkt über die App gekauft. Die ist zwar kostenlos, berechnet den Gastronomen aber einen Euro Gebühr pro verkaufter Portion.

 

Noch einige Umsetzungsschwierigkeiten

 

Beim Blick auf die Prenzlauer-Berg-Karte, die in der App alle Standorte in der Nähe zeigt, fällt zuerst auf: besonders viele Bäcker sind dabei. Mit Restbrötchen und -kuchen könnte man sich also schon jetzt ausreichend versorgen, allerdings immer erst kurz vor Ladenschluss. Bei den Restaurants sieht es in Prenzlauer Berg noch deutlich spärlicher aus. Und auch hier kann Essen meistens erst kurz vor Ende abgeholt werden, beim vegetarischen Restaurant Shiva am Kollwitzplatz beispielsweise erst ab 22 Uhr.

Währen der Dreisatz Essen, sparen, Welt retten unser Ökospießerherz höher schlagen lässt, hat Too Good To Go also im Moment noch ein paar Umsetzungsschwierigkeiten. Vielleicht lassen die sich aber noch beheben. Wir spekulieren schon mal auf eine günstige Konnopke-Feierabendcurrywurst oder – ganz verrückt – eine Hokey-Pokey-Kugel für 80 Cent. Man wird ja noch träumen dürfen.

 

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