Reparieren statt wegwerfen

von Ute Zauft 28. Februar 2012

Nicht nur bei hochwertigen Produkten, sondern auch bei den Lieblingsstücken lohnt das Reparieren. Gut zu wissen, dass es hierfür im Kiez eine gute Infrastruktur gibt. 

Wer kennt das nicht: Zu Hause steht seit Monaten der Stuhl mit der lädierten Sitzfläche im Flur. Irgendein Gast hatte sich einst mit zu viel Elan auf ihm niedergelassen, das Geflecht ist eingerissen. Wegwerfen bekommt man nicht übers Herz, aber selbst reparieren ist auch nicht drin. Für Korbmacher-Meister Fred Jacob in der Winsstraße ist der Stuhl mit der geflochtenen Sitzfläche allerdings Routine. Einen der bekannten Freischwinger mit den markanten Stahlrohren des Designers Marcel Breuer kann Fred Jacob komplett mit einem neuem Fertiggeflecht bespannen, je nach Modell und Fläche kostet das um die 60 Euro. Pro Loch werden dagegen die sogenannten Achtecken- oder Wiesner-Geflechte bezahlt (bis 100 Löcher: 1,26 Euro pro Loch, ab 100 Löcher: 1,34 Euro).

 

Wenn die Federn nachlassen

 

Geht es darum, weich zu sitzen, ist die Polsterei gefragt. Wenn sich die gebrochenen Federn eines Federkerns langsam durch den Bezug bohren, schadet das nicht nur dem Stoff, sondern kann auch gefährlich sein. „Die Drahtenden der gebrochenen Stahlfedern sind spitz und sehr scharf, das birgt Verletzungsgefahr“, so Polstermeister Mario Hahn, der seine Werkstatt in der Danziger Straße hat. Wenn sich die Sitzfläche nicht mehr nach oben wölbt und es beim Sitzen knackt, sollte sich das ein Fachmann ansehen.

Bei neueren Sitzmöbeln hat inzwischen längst der Schaumstoff die klassische Polsterei abgelöst, aber auch das Design der Moderne kann mit der Zeit Farbe verlieren, verschleißen oder auf andere Art und Weise in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Hier kann ein Neubezug dem schmuddeligen Cord-Sofa aus den 70ern wieder neuen Glanz und Farbe verleihen.

 

Familienstücke erhalten

 

Bei den Ebenisten in der Göhrener Straße geht es weniger um das reine Reparieren als um das Restaurieren. „Meist kommen die Kunden mit Familienstücken zu uns“, so Thomas Wolters. Wobei das nicht bedeuten muss, dass hier nur wertvolle Antiquitäten in Behandlung sind. „Die Wertigkeit der Möbel bestimmt der Kunde“, betont Wolters. Das heißt, repariert wird das, woran der Kunde sein Herz gehängt hat. Manche Kunden sind pragmatisch und möchten zwar, dass die Oberfläche des Nachttischkästchen wieder schön glänzt, haben aber kein Problem mit der hakenden Schublade. Auch ihnen macht Wolters den entsprechenden Kostenvoranschlag.

Bei ihm in der Mache sind Stücke aus der Zeit des Barock, Rokoko oder Biedermeier, aber auch Designer-Stücke aus neuerer Zeit, an denen einfach nur der Lack abgesprungen ist. Gerade Klappstühle können überraschend kniffelig sein: Die Schraubenlänge muss passen, das Holz darf beim Raus- und Reindrehen keinen Schaden nehmen. „Manchmal sind es die simplen Sachen, die zeitaufwändig sind“, so Wolters. Wer mit seinem Möbelstück zu den Ebenisten kommt, sollte auf jeden Fall ein wenig Zeit mitbringen. Der Vorlauf beträgt derzeit zwei bis drei Monate, bis das gute Stück wieder in der eigenen Wohnung steht.

 

Durchgelatscht, aber noch zu retten

 

Der Schuhmacher Jens Alexander in der Pappelallee gilt als einer, der einem zugrunde gelaufenen, aber heiß geliebten Schuh noch eine Chance gibt. Die Absatzreparatur gibt es bei Schuhmacher Alexander schon ab 5 Euro, müssen für den neuen Hacken Stahlgelenk oder Verbindungsschraube ausgetauscht werden, können es schon mal 25 Euro werden.

Der Klassiker ist der rahmengenähte Schuh: Hier sitzt die verwundbare Stelle der Naht unten an der Sohle, schnell kann sie beim alltäglichen Laufen durchscheuern. „Manche Schuhbesitzer wissen das gar nicht und kommen erst, wenn der Schuh auseinander fällt“, so Schuhmacher Alexander. Für ihn kein Problem, aber einfacher und günstiger ist es, den Schuh direkt nach dem Kauf vorbeizubringen und mit Kunststoff oder Leder besohlen zu lassen. Es gibt durchaus Kunden, die ihre Lieblingsschuhe schon zum fünften Mal zu ihm gebracht haben. „Damit sich das lohnt, muss es aber schon ein besserer Schuh sein“, so der Schuhmacher.

Und dann kann es ja einfach mal sein, dass die Waschmaschine oder Trocker streikt. Wer sich nicht selbst über das Innenleben seiner Elektrogeräte beugen möchte, kann dann einfach die Hausgeräte-Reparatur-Spezialisten aus der Bernhard-Lichtenbergstraße rufen. Anfahrtspauschale: 15 Euro, Stundensatz: 35 Euro. Falls sich Kühlschrank,  Geschirrspühler oder Waschmaschine nicht mehr reparieren lassen, haben die Reparatur-Spezialisten auch gleich gebrauchte Geräte in petto.

 

Weitere Tipps für Spezialisten, die das zerschlagene Porzellan, den alten Plattenspieler oder auch die antike Krokodil-Ledertasche reparieren können, bitte an: redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de

 

Hier die Adressen der oben genannten Reparatur-Experten: 


Korb & Rattan Manufaktur Fred Jacob, Winsstrasse 52, Tel.: 030 / 44031794, www.flechtwerkberlin.de

Hahn Polsterwerkstatt, Danziger Str. 96, Tel.: 030/ 4426641, www.polsterei-hahn.de

Die Ebenisten, Göhrenerstr. 8, Tel.: 030/ 44048783, www.die-ebenisten.de

Schuhmacherei Alexander, Pappelallee 89, Tel.: 030/ 442 77 56, www.schuhmacherei-alexander.de

Die Hausgeräte Reparatur Spezialisten OHG, Bernhard-Lichtenberg-Str. 19, Tel.: 030/ 42 85 22, www.reparatur-spezis.de

 

Und Weitere: 


Fa. Wiemer für die Reparatur technischer Geräte,  Oderbergerstaße 5, Tel.: 030 / 44 02 44 22
www.wiemer-online.de/

 

 

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