Hier kannste nicht parken

von Kristina Auer 20. Februar 2017

Eine App, die freie Parkplätze in Prenzlauer Berg anzeigt – klingt nach einer guten Idee. Doch die Gründer geben nach wenigen Monaten auf. Der Grund: es gibt kaum etwas anzuzeigen.

„Ich drehe schon seit Stunden, hier so meine Runden, es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren, ich finde keinen Parkplatz, ich komm‘ zu spät zu Dir mein Schatz“ – schon 1984 kannte Herbert Grönemeyer das Parkplatz-Problem. Ähnlich geht es Autofahrern regelmäßig auch in Prenzlauer Berg. Die Gründer der Handyapp plazz wollten die Not der Parkplatzsuchenden lindern. Doch nach knapp vier Monaten Testphase stellt plazz seinen Dienst nun ein. Dabei hängen die Zettel, auf denen Parkplatz-Spotter Max die App vorstellt, noch gefühlt an jeder zweiten Straßenlaterne im Kiez.

 

Parkplatz-Spotter und Taxikameras

 

Gegründet wurde plazz im August 2016 in Schöneberg. Seit November gab es die App für Prenzlauer Berg. „Wir wollten plazz an einem Ort testen, an dem Menschen gleichermaßen wohnen und ausgehen“, sagt App-Gründer Johannes Mark. Die App macht freie Parkplätze mithilfe zweier Datenquellen ausfindig: „Einerseits gibt es die Parkplatz-Spotter, das heißt immer 5 Studenten pro Schicht, die durch den Kiez laufen und freie Stellplätze an die App melden“, sagt Mark. Neben den menschlichen Parkplatz-Suchern wurde das Angebot durch eine Videotechnologie ergänzt. „Wir hängen Kameras in die Windschutzscheibe von Taxifahrern oder Lieferanten, ein Algorithmus wertet die Bilder in Echtzeit aus, erkennt freie Parkplätze und meldet sie an die App“, erklärt Mark. Drei Taxikameras waren in der Testphase in Prenzlauer Berg unterwegs.

Obwohl es in Prenzlauer Berg genügend Bedarf gibt, stellen Mark und seine Mitstreiter den plazz-Dienst Ende Februar ein. Das Problem: „Zu den Stoßzeiten, beispielsweise Freitagabend um 20 Uhr, gibt es in Prenzlauer Berg einfach keine freien Parkplätze“, sagt Mark. Ein Stellplatz bleibe in der Regel nicht länger als zwei Minuten frei. In dieser Frequenz sei es nicht möglich, die Aktualität der angezeigten Plätze zu gewährleisten. „Ich kann gar nicht so viele Studenten und Taxikameras auf die Straße schicken, dass die App in diesem Rhythmus noch aktuell bleibt“, sagt Mark. Im schlimmsten Fall erzeuge die Parkplatz-App ein negatives Erlebnis, weil die Nutzer zu einem als frei angezeigten Parkplatz fahren, der dann doch besetzt ist. Wenn das gleich mehrmals hintereinander passiere, seien die Autofahrer zu Recht genervt.

 

Vielleicht Geschäftsmodell der Zukunft

 

Das Problem, das die App zu lösen versucht, sei außerdem sehr spezifisch. „Dieses Problem haben die Nutzer in der Regel nur einmal am Tag. So gerät die App schnell in Vergessenheit,“ sagt Mark. In einer nächsten Phase sei geplant gewesen, die App auf private Parkflächen wie Parkhäuser auszuweiten. Dafür fehlten nun aber die Sponsorengelder, so Mark.

Möglicherweise waren die plazz-Gründer mit ihrer Idee aber auch nur ihrer Zeit voraus. Um funktionieren zu können bräuchte die App andere Technologien, beispielsweise die Software intelligenter Autos, wie sie bereits von Tesla oder VW genutzt würden, so Mark. Oder man denkt gleich ganz futuristisch: „Es könnte auch sein, dass in Prenzlauer Berg in ein paar Jahren überall Drohnen herumfliegen, auch sie könnten freie Parkplätze melden“, sagt Mark. Das könne sich heute allerdings noch niemand so richtig vorstellen.

 

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