Bunga Bunga Bargeld

von Guido Walter 15. März 2011

Wie die teilweise zur Berlusconi-Holding Fininvest gehörende Privatbank August Lenz vom eklatanten Mangel an Geldautomaten in Prenzlauer Berg profitiert.

José Hernandez, 21, besucht Freunde in Prenzlauer Berg. Weil die noch nicht zuhause sind, schlendert der Spanier über die Kastanienallee. Nach einer kleinen Shoppingtour braucht er jetzt Geld. Doch so einfach es ist, an der Renommiermeile von Prenzlauer Berg sein Geld loszuwerden, so schwer ist es, an neues zu kommen. Im Vergleich zu citynahen Einkaufsgegenden in Metropolen wie München, Düsseldorf oder Hamburg ist der Mangel an Geldautomaten in Prenzlauer Berg eklatant. Jedenfalls, wenn man die zehn Cash-Maschinen ausklammert, die das Bankhaus August Lenz in Prenzlauer Berg und in den kieznahen Gebieten von Mitte betreibt.

Regelmäßigen Nutzern von Geldautomaten läuft bei Nennung der für Wuchergebühren berüchtigten Privatbank ein Schauder des Schreckens über den Rücken. Hernandez dagegen glaubt, kein Problem zu haben. Er steckt seine EC-Karte in den Schlitz. „No Problem, Charge free for me.“ Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn Fremdabheber an Automaten der Privatbank erwartet eine böse Überraschung. An den Geräten von August Lenz zahlt man derzeit 5,99 Euro Gebühr für einen 100 Euro-Schein. Zwar hatte der Bundesverband der privaten Banken (BDB) verkündet, dass die ihm angeschlossenen Banken nur noch maximal 1,95 Euro von bankfremden Kunden nehmen sollen. Doch BDB-Mitglied August Lenz macht da nicht mit. Zu lukrativ erscheint die Abzocke an Einkaufszentren und Touristenmeilen. Nicht umsonst besitzt das Institut einen Automaten an der von Berlin-Besuchern viel frequentierten Oranienburger Straße. Die Kastanienallee ist geradezu ein Eldorado für die Privatbank. 

Berlusconis Vermögen mehren

Nahe der Zionskirche, im Cash-Notstandsgebiet untere Kastanienallee, unterhält sie neben dem DVD-Verleih „Video-Service“ einen Geldautomaten, an dem sich Abends oft Menschenschlangen bilden. Der nächste Lenz-Automat liegt 150 Meter weiter nördlich, strategisch günstig neben dem Campus der Sprachschule GLS. Weder am Gerät selbst noch am Bildschirm wird der Kunde auf die exakte Höhe der Gebühr hingewiesen. Man muss zunächst die Geheimzahl eingeben, dann die Auszahlungssumme. Erst dann erfährt man, dass die Transaktion (Beispiel: 100 Euro) 5,99 Euro kostet. Zwar kann man den Vorgang jetzt noch abbrechen. Die Abbruchbereitschaft dürfte sich aber bei Kunden, die bereits ihre Daten eingegebenen haben, in Grenzen halten. Hauptsache schnell Cash.

Mancher Postbank und Commerzbank-Kunde will einfach nicht bis zu den Enden der Kastanienallee laufen, um an Bargeld zu kommen. Dabei ist das gehäufte Auftreten von Lenz-Geldautomaten ein Klarer Mangel-Indikator für ein von den deutschen Banken vernachlässigtes Gebiet. Lediglich im oberen Teil der Schönhauser Allee und an der Greifswalder Straße ist die Versorgung ausreichend. Klarer „Marktführer“ in Prenzlauer Berg ist dabei die Berliner Sparkasse. Cash-Maschinen des Instituts stehen in sechs Filialen im Kiez, in zwei Standorten an der Schönhauser Allee, an der auch Commerzbank, Norisbank und Deutsche Bank für Liquidität sorgen. Die Maschinen der Normalo-Banken stehen gehäuft an den Einkaufszentren der großen Chausseen.

 

Die Maschinen der Privatbank finden sich in Internetcafés oder Supermärkten

 

In den dicht besiedelten Kiezen rund um Kollwitz- und Helmholtzplatz sowie an der Kastanienallee herrscht Unterversorgung. An der langen Pappelallee gibt es etwa nur einen Automaten – den von August Lenz. Die Maschinen der Privatbank finden sich in Internetcafés, Getränkmärkten oder Supermärkten oder stehen, gern auf Straßen mit viel Laufkundschaft, in Häusernischen. Übrigens gehört das Bankhaus August Lenz zur italienischen Mediolanum S.p.A., die wiederum zu gut 35 Prozent über die Holding Fininvest der Familie Berlusconi gehört.

Das Geldabheben an einem August Lenz-Automaten verschafft Kunden also das zweifelhafte Vergnügen, das Vermögen des durch die „Bunga Bunga“-Affäre in Misskredit geratenen italienischen Ministerpräsidenten zu mehren. In vornehmer Zurückhaltung üben sich Sparkassen und Volksbanken bei Fremdgebühren leider nicht. Wer also in Prenzlauer Berg in die Verlegenheit des Fremdabhebens kommt, sollte Automaten der Großbanken wie Commerzbank, Deutsche Bank und Postbank vorziehen. Die der „Cash-Group“ zusammengeschlossenen Institute verlangen einheitlich 1,95 Euro.

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1 Kommentar

Milan 8. August 2018 at 21:35

„„No Problem, Charge free for me.“ Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn Fremdabheber an Automaten der Privatbank erwartet eine böse Überraschung.“
Er irrt sich nicht. Diese Gebühr gilt nur für girocard, und die hat der Spanier natürlich nicht.
Deswegen ist es sehr einfach diese Gebühren zu umgehen, indem man einfach eine Mastercard oder Visa bei einer Bank nimmt, die keine Automatengebühren erhebt.

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