Angriff auf Wohnungsunternehmen

von Sarah Schaefer 10. Oktober 2019

In den vergangenen Wochen hat es in Prenzlauer Berg mehrere Sachbeschädigungen gegeben, die sich offenbar gezielt gegen Immobilienunternehmen richten. 


Lila Farbe, gesplitterte Scheiben, ein brennendes Auto: Allein im September verzeichnete die Berliner Polizei in Prenzlauer Berg drei Fälle, bei denen Autos und ein Büro von Wohnungsunternehmen beschädigt wurden. Die Polizei geht von einem linksextremistischen Hintergrund aus.

Anfang September verursachten Unbekannte Schäden an mehreren Firmenfahrzeugen einer Wohnungsbaugesellschaft, von denen eines in der Ernst-Fürstenberg-Straße in Prenzlauer Berg geparkt war. Mitte September wurde ein Auto, das in einem Hinterhof in der Danziger Straße stand, in Brand gesetzt. Auch dieses Auto soll einem Wohnungsunternehmen gehört haben, wie es in der Polizeimeldung heißt. Zwei weitere Autos fingen Feuer, Menschen wurden nicht verletzt.

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Zuletzt wurde am 20. September ein Immobilienbüro in der Knaackstraße beschädigt. Eine Reinigungskraft entdeckte am frühen Morgen lila Farbe an der Hauswand, außerdem war das Glas an den Fensterfront zersplittert.

„Hämmer & Farbe gegen Engel & Völkers“ ist die Überschrift eines Beitrags, der am selben Tag auf der Plattform „Indymedia“ erschien und sich offenbar auf die Tat bezieht. Die anonymen Verfasser*innen kritisieren darin die „Spekulation mit Wohnraum“ und eine „Stadt der Reichen, in der wir keinen Platz haben“.

 

Bezug zur Liebigstraße in Friedrichshain

Ein weiterer Eintrag auf „Indymedia“ bekennt sich zu einer Tat am 25. Juli, bei dem ein Immobilienbüro in der Conrad-Blenkle-Straße zum Ziel wurde. Unbekannte hatten Steine gegen die Scheiben geworfen und einen schwarzen Schriftzug hinterlassen, der „einen Bezug zum linken Szeneobjekt ‚Liebigstr. 34’ hatte“, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt.

Auch in dem „Indymedia“-Eintrag geht es um Liebig 34. Dem Hausprojekt im Friedrichshainer Nordkiez, das sich selbst als „anarcha-queer-feministisch“ beschreibt, droht die Räumung. Immer wieder kommt es hier und in der benachbarten Rigaer Straße zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Die anonymen Verfasser*innen beschreiben den Angriff auf das Büro als „Vandalismus für Liebig34“ – offenbar eine Solidaritätserklärung. Gleichzeitig kritisieren sie das Wohnbauprojekt Pandion 4 Living in der Conrad-Blenkle-Straße, das sie als einen „neuen Luxustempel für die Reichen“ bezeichnen.

 

Protest gegen Umstrukturierung

Für die Polizei gelten diese vier Angriffe als politisch motivierte Kriminalität, weshalb der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Sie geht davon aus, dass die Taten Ausdruck von Protest linksextremer Gruppierungen gegen Gentrifizierung sind – in der Polizeisprache auch etwas sperrig als „Themenfeld Umstrukturierung“ bezeichnet.

Prenzlauer Berg mag bundesweit als Klischee eines gentrifizierten Stadtteils gelten – doch Straftaten, die vor dem Hintergrund von Gentrifizierungskritik begangen werden, sind hier eher nicht an der Tagesordnung: Nach Angaben der Polizei hat es im vergangenen Jahr in Prenzlauer Berg elf Taten gegeben, die als politisch motivierte Kriminalität von Links im Bereich „Umstrukturierung“ gelten. Zehn Fälle waren es bis Oktober dieses Jahres.

In ganz Berlin zählte die Polizei für 2018 ingesamt 295 Fälle. In diesem Jahr (Stand 7.10.) hat es mit bereits 398 Taten einen deutlichen Anstieg gegeben.

Wie es von der Polizei heißt, wird derzeit geprüft, ob ein Zusammenhang zwischen den vier Taten in Prenzlauer Berg besteht. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

 

Foto oben: Symbolbild/PIRO4D auf Pixabay 

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