Mehr als nur Wohnen

von Juliane Schader 27. Mai 2013

Der Bezirk wächst. Bislang wird vor allem diskutiert, wo die neuen Pankower wohnen sollen. Doch auch Schul- und Kita-Plätze werden benötigt. Allein die Zahl der Oberschüler steigt bis 2030 um 50 Prozent.

Es ist eine einfache Rechnung: Wenn Pankow bis zum Jahr 2030 wie prognostiziert 60.000 Einwohner mehr hat, dann reicht es nicht, sich Gedanken darüber zu machen, wo die eigentlich alle wohnen sollen. Denn wo Menschen sind, da wollen sie auch einkaufen, im Park sitzen, zur Schule oder Kita gehen und Sport machen. Kurz: Mit der Bevölkerung muss auch die Infrastruktur mitwachsen. Für den Bezirk eine große Herausforderung.

 

1800 Kita-Plätze fehlen

 

Der Pankower Ausschuss für Stadtentwicklung hat sich des Themas nun angenommen und sich bei seiner letzten Sitzung mit dem Bedarf an Schulen und Kitas befasst. Hier ist der Handlungsbedarf besonders groß, denn von den 60.000 Neu-Pankowern soll ein Viertel jünger als 18 Jahre alt sein. Mit dem stärksten Zuwachs wird bei den 12- bis 18-Jährigen gerechnet. Heute sind gut 14.000 Pankower in diesem Alter; im Jahr 2030 sollen es knapp 22.000 sein. 50 Prozent mehr Oberschulplätze kann man nicht mal eben aus dem Hut zaubern.

Auch bei den jüngeren Kindern wird eine Zunahme angenommen. 1800 Kita-Plätze fehlen laut Schätzungen allein bis 2016. Ab 2021 wird jedoch wieder mit leicht sinkenden Geburtenzahlen gerechnet. Bei den Sechs- bis Zwölfjährigen ist der Zuwachs ebenfalls stark. Konkretes Beispiel: 2012 waren fast 3500 Kinder in Pankow sechs Jahre alt und mussten eingeschult werden. In gut zehn Jahren sollen es knapp 700 mehr sein. Danach geht auch hier die Zahl wieder zurück, woraus sich ablesen lässt, dass ein Teil der Schulplätze wohl nur temporär gebraucht wird.

 

Flexible Nutzung der Gebäude

 

„Die große Herausforderung ist, intelligent mit unseren Flächen und dem jeweiligen Bedarf umzugehen“, meint Jens-Holger Kirchner (Grüne), Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung. 60 Millionen Euro habe Pankow aktuell als Investitionsbedarf für neue Schulen beim Senat angemeldet. „Aber wir müssen uns fragen, ob wir es uns leisten können, so viel Geld in Gebäude zu investieren, die das halbe Jahr leer stehen. Wir müssen unsere Immobilien flexibler nutzen.“

Wie genau das aussehen kann, weiß Kirchner heute auch noch nicht. Als gutes Beispiel nennt er aber die Sporthallen, in denen vormittags Sportunterricht läuft und nachmittags, abends und am Wochenenden Vereine trainieren.

Auch Roland Schröder (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, spricht von einer flexiblen Nutzung der Gebäude. Große Spitzen könne man auch weiterhin mit sogenannten Mobilen Unterrichtsräumen bewältigen. Darüber hinaus bestehe aber auch Bedarf an Neubauten, da die bestehenden Kapazitäten schon jetzt ausgereizt seien. „Bis 2020 steigen laut Prognose die Geburtenraten in Pankow. Folglich geht es hier um Schulplätze bis etwa 2040. Da lohnt es sich schon, eine neue Schule aufzumachen“, sagt er.

 

Fachräume und kleine Klos

 

Pankows Schulstädträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) bezeichnet es als eine Gratwanderung, allein anhand von Wachstumsprognosen für die exakt richtige Anzahl an Schulplätzen sorgen zu müssen. Besonders bei den Grundschulen sei das schwierig, da es dort zum einen nur einen Planungsvorlauf von sechs Jahren gebe. Zum anderen seien Grundschüler keine langen Wege zuzumuten, weshalb die Plätze auch noch nahe am Wohnort geschaffen werden müssten. Die Idee, Gebäude flexibler zu nutzen, sei zwar gut, jedoch bislang immer an der Realität der Vorschriften gescheitert. „Ein Gymnasium braucht spezielle Fachräume, eine Grundschule wiederum kleine Klos. Einfach mal eine Gebäude umwidmen geht also nicht“, so Zürn-Kastantowicz.

Jugendstadträtin Christine Keil (Linke) beschreibt ähnliche Probleme bei den Kitas, die bestimmte bauliche Standards und bei der Raumnutzung erfüllen müssten. „Eine Möglichkeit, schon jetzt spätere andere soziale Nutzung vorzusehen, sehe ich nicht“, sagt sie. „Darüber hinaus gehe ich aber auch von einem langfristigen Bedarf an unseren Kitas aus.“

 

Anbauten, Neubauten, mobile Bauten

 

Wo und wie genau der Kinderansturm in Pankow bewältigt werden soll, damit beschäftigen sich die jeweiligen Fachbereiche intensiv. „Wir wollen bestehende Schulen vergrößern, etwa durch einen Ausbau des Dachgeschosses oder einen Anbau“, sagt Zürn-Kasztantowicz. Zudem gebe es die Mobilen Unterrichtsräume, die jedoch auch Stellplatz benötigten, den es etwa in Prenzlauer Berg kaum gebe. Als neuen Standort bemühe man sich um eine Gemeinschaftsschule auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf. „Aber alles in allem ist es aber eine sehr kleinteilige Arbeit, für die wir zudem die finanzielle Unterstützung des Landes benötigen.“

Auch bei den Kitas wird eifrig expandiert. Hier kann auf Mittel aus den Kita-Ausbauprogrammen von Land und Bund zurückgegriffen werden; der Bezirk investiert aber auch selbst: In der Pappelallee 41 soll etwa mit Ausgleichsbeträgen eine Kita mit 100 Plätzen finanziert werden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir wie in den vergangenen Jahren die Versorgung mit Kita-Plätzen sicherstellen können“, sagt Keil. Auch auf den Rechtsanspruch auf einen Platz für jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr, der ab dem 1. August gilt, sei man gut vorbereitet.  

 

 

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