Gute Stube, schlechte Stube

von Juliane Schader 15. Mai 2013

Am Teute wird an das jüdische Leben in Prenzlauer Berg erinnert, im Theater unterm Dach erlebt ein Junge seine ganz persönlichen Nineteen Haties und die Galerie exp12 zeigt unvollendete Portraits.

Die Synagoge in der Rykestraße ist noch geblieben, und der Friedhof in der Schönhauser Allee. Viel mehr lässt jedoch nicht erkennen, dass Prenzlauer Berg vor dem Dritten Reich auch ein Ort jüdischen Lebens war. Fast jeder zehnte Berliner Jude lebte hier, „vor den Toren, abseits vom Kern des jüdischen Lebens“, wie es ein Rabbiner noch 1925 formulierte.

Die Schriftstellerin Regina Scheer hat jahrelang zu diesem Thema geforscht und wird am Mittwochabend an jüdisches Leben und Überleben hier im Kiez erinnern. Denn auch hier wurde deportiert und gemordet, von hier zogen Menschen ins Exil und andere überlebten, versteckt von nicht-jüdischen Helfern.

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe „Auf den Spuren der Geschichte. Naziterror und Widerstand im Prenzlauer Berg“ der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VNN-BdA) in Prenzlauer Berg und Pankow.

„Juden in Prenzlauer Berg im 19. und 20. Jahrhundert. Erinnerungen an jüdisches Leben und Überleben“, Mittwoch, 15. Mai, 19 Uhr, Galerieraum im Nachbarschaftshaus am Teutoburger Platz, Fehrbelliner Str. 92, Eintritt frei.

 

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Eins ist schon mal klar: Vor grenzwertigen Wortspielen sollte man keine Angst haben, wenn man die Uraufführung des Stücks „In der guten Stube“ im Theater unterm Dach besuchen möchte. Als „Nineteen Haties“ werden dort die 1980er bezeichnet. Was sich zumindest erklären lässt, und zwar mit der Jugend des Jungen, der die Hauptperson des Stückes von Tobias Schwarz darstellt. Bei seinem Vater lebt er, von seiner Stiefmutter wird er misshandelt, von zwei alten Damen verhätschelt und von einem Indie-Mädchen ins Paradies entführt. Nebenbei wird er erwachsen und formt seine Identität, schreiben die Veranstalter. Auf dass die 1990er die Nineteen Seinteens… kleiner Scherz. Gehen Sie trotzdem hin, wird bestimmt gut.

„In der guten Stube“, Uraufführung am Donnerstag, 16. Mai, 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 17., 23. und 25. Mai sowie 27. und 28. Juni, jeweils 20 Uhr, Theater unterm Dach, Danziger Str. 101, Karten kosten 8, ermäßigt 5 Euro.

 

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Das Werk von George Papacharalambus ist noch nicht vollendet, aber da er schon seit 2009 daran sitzt, kann man davon ausgehen, dass es schon ausreichend zu sehen gibt. Nämlich Portraits, zumindest vorwiegend. Für den Laien sind darauf flüchtige Zufallsbekanntschaften des Fotografen zu erkennen; der Fachmann erblickt eine nicht sichtbare Seite des Portraitierten, Wahrhaftigkeit und das Verschmelzen von Licht, Raum und Emotionen. Zu welcher der beiden Gruppen man gehört, kann man ab Samstag in der Galerie exposure twelve überprüfen.

Papacharalambus wurde 1983 in Thessaloniki geboren, wo er auch Fotografie studierte. Zudem war er in der Meisterklasse von Arno Fischer an der Berliner Ostkreuzschule.

„George Papacharalambus: Berlin 2009 -„, Ausstellungseröffnung am Samstag, 18. Mai, 19 Uhr, zu sehen bis zum 16. Juni, Samstag 16 bis 20 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr, Galerie exp12, Greifswalder Str. 217, Eintritt frei.

 

 

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