Thälmannpark: Neubauten möglich

von Thomas Trappe 29. April 2013

Die Gewobag sieht auf der Fläche Potenzial für neue Wohnungen. Auch energetische Sanierungen sind geplant. Diese sei absolut unnötig, monieren Bewohner.

Der Neubau von Wohnungen hat in Berlin gerade Priorität, und als einer der größten Anbieter spielt dabei die Gewobag eine herausragende Rolle. Gerade schauen sich die Verantwortlichen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft nach potenziellen neuen Bauflächen in der ganzen Stadt um, und auch der Thälmannpark hat jetzt offenbar Interesse geweckt. Eine Gewobag-Sprecherin bestätigte auf Anfrage, dass das Areal in Frage komme. „Entschieden ist aber noch nichts.“ Rund 4.000 Wohnungen sollen von der Gewobag in den kommenden zwei Jahren in Berlin gebaut werden. „Wo, das hängt maßgeblich von den Bezirken ab“, sagte die Sprecherin. Und der Bezirk Pankow zeigt sich sehr offen für die Neubau-Pläne. 

Der Thälmannpark ist eine der größten noch zu entwickelnden Flächen in Prenzlauer Berg und Objekt eines gerade angelaufenen städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (zum Dossier). Jens-Holger Kirchner (Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung, erklärte kürzlich als Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bezirksverordneten Matthias Zarbock (Linke), dass die Gewobag plane, „am Standort Thälmannpark Flächenpotenziale zu aktivieren“. Das anlaufende Entwicklungskonzept sei geeignet, diese Pläne zu befördern. Gegenüber dieser Zeitung bekräftige Kirchner: „Wir machen keine aufwändigen Untersuchungen, um am Ende zum Ergebnis zu kommen, dass sich nichts ändert“. Er spielte damit auf die unter Anwohnern weit verbreitete Skepsis gegenüber Neubauten an. Und machte deutlich, dass er diese nicht teile.

 

Investor Gèrôme sucht Partner für Projekt am Güterbahnhof

 

Gespräche mit der Gewobag führe die Verwaltung fast wöchentlich, so Kirchner, Konkretes zu Ort und Quantität eventueller Neubauten sei aber noch nicht zu sagen. Fest stehe, dass das Parkgelände dabei unangetastet bleiben soll. Die weiteren Planungen hingen auch davon ab, wie es mit dem Verwaltungsgelände in der Fröbelstraße und dem angrenzenden Krankenhausbau weitergehe – beides ist derzeit absolut unklar. Perspektivische Offenheit scheint damit der Leitgedanke im Thälmann-Park: Denn auch das Bauprojekt am alten Güterbahnhof Greifswalder Straße, knapp drei Hektar groß, ist derzeit im Wartestand. Investor Christian Gèrôme führt aktuell offenbar Gespräche mit anderen Investoren, die beim Projekt einsteigen könnten. Vor Ende des Jahres würden die Bauarbeiten nicht losgehen, erklärte Sprecherin Elena Jochmann. Auch ein Bauantrag liegt laut Stadtrat Kirchner noch nicht vor.

Geht es um Neubauten, egal ob Privatinvestor oder Gewobag, teilt Andreas Hoepfner von der Anwohner-Initiative Thälmannpark die Vorbehalte vieler Anwohner. „Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre die Bebauung der Grünfläche.“ Für den gesamten Kiez sei diese eine der letzten grünen Oasen in Prenzlauer Berg. Hoepfner plädiert für Verdichtung der Außenbebauung im Areal – diese ermögliche es, den Kern als Grünfläche zu erhalten. „Sie aufzugeben, wäre geradezu absurd.“

 

Energetische Sanierung ab 2015

 

Inzwischen machte die Gewobag Angaben darüber, wann sie ihre bestehenden Wohnhäuser sanieren will – auch hier bestehen ja deutliche Vorbehalte bei den Mietern. Ab 2015, so geht es aus Kirchners Antwort auf die Kleine Anfrage hervor, sei eine energetische Sanierung geplant. Der Sorge, dies könnte die Mietkosten steigern, begegnet Kirchner mit dem Hinweis, dass im Gegenzug die Nebenkosten sänken, mithin die Teuerung neutralisiert werde. Für Andreas Hoepfner geht diese Rechnung nicht auf. Nach seinen Aussagen sind die Plattenbauten schon jetzt äußerst energieeffizient, Einsparpotenziale gäbe es kaum. Tatsächlich scheinen die Nebenkosten in den Wohnungen äußerst gering. Markus Seng, ebenfalls Sprecher der Anwohnerinitiative, beziffert die Spannbreite zwischen 30 und 60 Euro pro Monat.

Noch hoffen wohl viele Anwohner des Thälmannparks, dass ihr Wohngebiet weitgehend bleibt, wie es ist – dem in Rede stehenden Plan, aus dem Gelände ein Sanierungsgebiet zu machen, stehen sie entsprechend ablehnend gegenüber. Kirchner versteht diese Bedenken. Knappen Kassen geschuldet stehen im Vergleich zu früheren Jahren „erheblich weniger finanzielle Mittel und entsprechend geringere Möglichkeiten zur Verfügung, soziale Bindungen im Rahmen der Modernisierung zu sichern“, antwortete er auf die Kleine Anfrage. Allerdings sorge das derzeitige politische Klima für eine „wohnungspolitische Phase, in der die Instrumente wie Miet- und Belegungsbindungen wieder in den Fokus rücken“. Das „käme den Bewohnern des Thälmannparks zu Gute“.

 

 

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