Eisdiele: Zu beliebt zum Überleben

von Thomas Trappe 19. April 2013

Das „Hokey Pokey“ in der Stargarder Straße lockt zu viele Kunden. Die Betreiber haben Angst vor Anwohner-Klagen und wollen nun Kunden mit höheren Preisen loswerden – oder gleich schließen.

Ein gutes Geschäft kann einem das beste Geschäft zerstören. Das lernt man zwar nicht im BWL-Grundkurs, wohl aber derzeit in der Stargarder Straße 73. Dort befindet sich schon länger die bei Anwohnern äußerst beliebte Eisdiele Hokey Pokey, und eben diese Beliebtheit könnte den Betreibern jetzt das Genick brechen – oder zumindest dafür sorgen, dass sie aus der Stargarder Straße verschwinden müssen. Das Problem ist so einfach wie ungewohnt: Zu viele Hokey-Pokey-Kunden sorgen für eine Überfüllung des Fußweges vor der Eisdiele. Das sorgt für klagende Anwohner und für kalte Füße bei den Eismachern. Nun haben Sie die Notbremse gezogen: Die Eisdiele wurde vorübergehend geschlossen. Heute macht sie wieder auf, allerdings mit einer bewusst abschreckenden Preispolitik und wahrscheinlich auch nur vorübergehend.

Die Besitzer der Eisdiele sind derzeit nicht zu erreichen. Doch auf der Hokey-Pokey-Facebookseite findet sich ein ausführliches Statement. In den letzten Tagen habe man feststellen müssen, „dass unsere kleine Eispatisserie Hokey Pokey den riesigen Andrang an Menschen einfach nicht bewältigen kann. Auf dem Gehweg gab es teilweise richtig Tumult: Fluchtwege, Haus- und Geschäftseingänge waren durch Kinderwägen und Fahrräder blockiert, Autos wurden durch die umfallenden Fahrräder beschädigt. Nachbarn und Anwohner fühlten sich von den riesigen Warteschlangen belästigt.“ Es sei deswegen mehrfach „mit Strafanzeigen und zivilrechtlichen Entschädigungen gedroht“ worden. „Im schlimmsten Fall dürfte das Ordnungsamt unseren Laden deshalb schließen.“ 

 

Alternativvorschlag Steglitz

 

Um dies zu verhindern, werden jetzt erst einmal die Preise angehoben: So kostet eine Kugel nicht mehr 1,20 Euro, sondern 1,60 Euro. Dafür werden jene belohnt, die ihr Eis nicht vor der Diele essen. Der Zuhausebecher kostet statt sieben nur noch sechs Euro. Der Anstieg auf 1,60 Euro ist besonders drastisch, bedenkt man, dass die Kugel im vergangenen Jahr noch einen Euro kostete.

Weitergehen wie bisher könne es in der Stargarder Straße nicht. „Einen Straßenverkauf an diesem Standort in diesen Ausmaßen können wir so nicht mehr durchführen, dafür sind wir einfach zu klein.“ Die Betreiber suchen nun nach einem neuen Domizil und setzten dabei auch auf Vorschläge ihrer Kunden. „Wir suchen einen Laden oder ähnliches mit Sonnenseite und genügend Platz davor, damit wir umliegende Geschäfte nicht stören.“ Ideen gibt es reichlich: Eine Kommentatorin will das Hokey Pokey gerne nach Steglitz holen, die meisten anderen plädieren für einen Verbleib in Prenzlauer Berg.

Der für das Ordnungsamt zuständige Stadtrat war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Wohl aber eine besorgte Hokey-Pokey-Kundin. Sie finde das Eis dort „legendär“, am meisten würde sie bei einer Schließung das Softeis vermissen.

 

 

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