Gaswerk oder Teddy-BER

von Thomas Trappe 27. August 2012

Für das Kulturareal im Thälmannpark wird ein neuer Name, ein neues Image und Geld gesucht. Kultur muss auch was einspielen, heißt das Motto.

Der Förderantrag zur Sanierung des Kulturareals im Ernst-Thälmann-Park ist für das Bezirksamt inzwischen ein geübtes Spiel. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Mittel aus dem Fördertopf Stadtumbau Ost beantragt – mit der gleichen Routine, in der später die Absage entgegengenommen wurde. Viel zu hoch waren regelmäßig die beantragten Summen. Dieses Jahr soll es anders werden. Weniger als zwei Millionen Euro, also rund ein Viertel früher angegebener Beträge, will der Bezirk aus dem Topf von Bund und Land. Bezirks-Kulturstadtrat Torsten Kühne (CDU) ist guter Hoffnung, dass der Antrag vom Berliner Senat grünes Licht bekommen wird. Aus gutem Grund: Schließlich berichten Bezirkspolitiker von Signalen seitens der Landesregierung, dass auch sie an einer Sanierung des Areals interessiert ist. Allerdings auch an einer kulturellen Neu-Ausrichtung wie einer besseren Vermarktung des Komplexes.

Noch ist der Förderantrag nicht fertig; Ausschüsse und Verwaltung brüten derzeit über einem Entwurf, der dieser Zeitung vorliegt. Geplant ist demnach, zunächst einmal die dringendsten Sanierungsarbeiten an den drei 1986 errichteten Gebäuden in Angriff zu nehmen – sie sind Voraussetzung, um den Konzertsaal Wabe, das Theater unterm Dach, die Galerie Parterre und die anderen, freien Trägern zur Verfügung stehenden Räume, auch künftig überhaupt noch nutzen zu können. So sollen nach derzeitigem Stand unter anderem das Dach der Wabe und der Hausnummer 101 (Kunsthaus e.V.) saniert und gedämmt und Fenster ausgewechselt werden. Beides dient vor allem dem Zweck, Heizkosten zu sparen. Insgesamt werden für diese und diverse Klempner-, Sicherungs- und nicht zuletzt Planungsarbeiten knapp 1,7 Millionen Euro veranschlagt. „Aber diese Summe ist noch keine endgültige, sondern noch zu verhandeln“, betont Stadtrat Kühne.

 

Weg vom „sozialistischen Kulturbetrieb“

 

Untersetzt wird der Antrag allerdings auch mit der Formulierung kulturpolitischer Ziele für das Areal – und diese sind wohl einschneidender als die Summe für neue Dächer und Fensterscheiben in dem Gebäudekomplex. Es geht um eine kulturpolitische Neuausrichtung, die geeignet ist, bei weiten Teilen des Thälmann-Stammpublikums und der verwurzelten Künstler Unbehagen auszulösen. Um es mit den bösen Worten eines verantwortlichen Senatsmitarbeiters, der im Bezirk zitiert wird, zu formulieren: Der Thälmann-Park soll weg vom Image eines „sozialistischen Kulturbetriebs“, das ihm aus Sicht mancher Kritiker offenbar immer noch anhaftet.

Es geht dabei zunächst die Schaffung einer neuen „Dachmarke“, wie es im Antrag heißt. Sprich: Einen neuen Namen. „Wir brauchen ein eingängiges Label“, sagt Torsten Kühne, der jetzige Name – Kulturareal im Thälmann-Park – sei alles andere als das. „Kulturmarken sind heute einfach wichtig, um wahrgenommen zu werden.“ Konkrete Ideen gebe es noch nicht. Möglich scheinen Kreationen, die auf das alte Gaswerk verweisen, das sich auf dem Gelände bis zur Errichtung der sozialistischen Mustersiedlung befand. Das „Alte Gaswerk“ würde sich damit wohl ganz gut in die Gesellschaft anderen Einrichtungen im Bezirk wie Kulturbrauerei, Brotfabrik oder Pfefferberg einreihen. Auch ein Verweis auf den Spitznamen Ernst-Thälmanns, Teddy, scheint denkbar. Schlimmstenfalls auch ein Teddy-BER. Unterhaltsame Spekulation, an der sich Kühne ausdrücklich nicht beteiligen will.

 

Hoher ökonomischer Druck

 

Weit mehr Emotionen als ein neuer Name allerdings könnte die Ankündigung auslösen, im Kulturareal künftig verstärkt auf die Einnahmeseite zu achten. Die Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE), eine Treuhänderin des Landes, wird aller Voraussicht nach im kommenden Jahr das Areal übernehmen, und sie hat kein Interesse an Verlusten. Im Antrag ist deshalb festgehalten, dass die monetären Bilanzen des Areals verbessert werden sollen. Das soll vor allem durch eine bessere Auslastung der zu vermietenden Räume erreicht werden. „Fest steht, dass ein hoher ökonomischer Druck besteht“, sagt Jürgen Lindner, zuständiger Projektentwickler bei der GSE. „Ich habe nichts dagegen, wenn es mehr kommerzielle Veranstaltungen im Thälmann-Areal gibt“, sagt Stadtrat Kühne. Und versichert: „Für die jetzigen Nutzer wird sich aber nichts ändern.“ 

Auch beim Design des Areals soll alles beim Alten bleiben – Anpassungen an moderne Zeiten zum Trotz. „Der Denkmalschutz redet ja auch ein Wörtchen mit“, so Torsten Kühne. Ende August soll der Antrag auf Stadtumbau-Ost-Förderung eingereicht werden, über die weitere Entwicklung des Areals wird dann später aller Voraussicht nach ein Beirat aus Bezirksverordneten und GSE-Mitarbeitern entscheiden.

 

 

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