Schulranzen Schulplatz

Kinder sollen wieder laufen lernen

von Thomas Trappe 14. Dezember 2011

Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren, soll das Parken schwer gemacht werden. Das beruhige den Verkehr und mache die Sprösslinge fit, sagen Grüne und SPD. 

Mehr Kinder aufs Rad oder wenigstens auf die Beine – das wünschen sich die Fraktionen von Grünen und SPD in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV). In der gerade stattfindenden Sitzung forderten sie deshalb den Stadtrat für Öffentliche Ordnung Torsten Kühne (CDU) auf, einen Plan aufzugeben, der diesem Ziel entgegensteht; der Antrag fand eine Mehrheit. Konkret geht es um Kühnes Vorhaben, Kurzzeitparken für Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, in Zonen der Parkraumbewirtschaftung zuzulassen.

Kühne kündigte entsprechende Pläne im vergangenen Verkehrsausschuss der BVV an. Er favorisiert laut dem Antrag eine sogenannte Brötchentaste. Diese Taste an Parkscheinautomaten macht ein Kurzzeitparken möglich. Sie gibt genug Zeit, Brötchen zu holen – oder eben die Kinder bis zum Schulhof zu begleiten. SPD und Grüne erteilten dem eine eindeutige Absage: „Das Bezirksamt wird ersucht, die Prüfung von Regelungen zum Kurzzeitparken, wie z.B. für Eltern, die ihre Kinder mit dem Kfz zur Schule bringen, einzustellen.“ 

 

Laufen fördert Konzentration“

 

Ursprünglich stammt der jetzt Antrag von den Grünen, die SPD schloss sich an. Beide Parteien sehen durch Kühnes Vorhaben die Grundidee der von Vorgänger Jens-Holger Kirchner (Grüne) vehement forcierten Parkraumbewirtschaftung „konterkariert“. Es ginge darum, Verkehr aus den Zonen „fernzuhalten“, und nicht etwa zusätzlichen, und seien es Kinder chauffierende Eltern, zu ermöglichen. 

Auch ein Elternvertreter unterstützte den Antrag mit einem Redebeitrag in der BVV. Sascha Langenbach sprach für Eltern der Grundschule am Kollwitzplatz. Viele störten sich an dem zunehmenden Verkehr vor den Schulen, der durch eine Brötchentaste zu befürchten sei, sagte er. „Das geht in eine vollkommen falsche Richtung.“ Er fürchtet, dass demnächst parkende Autos Fuß- und Radwege vor Schulen blockieren.

SPD und Grüne verwiesen darauf, dass die „Mobilisierung“ der Kinder zu Rad und zu Fuß ein öffentliches Anliegen sei. Sie zitieren dabei den Arbeitskreis Mobilitätserziehung Berlin, der sich seit Jahren dafür engagiert, dass mehr Kinder den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Die „selbständige Mobilität“ auch und gerade von Kindern, heißt es dort, habe „eine große Bedeutung für Gesundheit und Konzentrationsfähigkeit, für das räumliche Vorstellungsvermögen und die Wahrnehmung von Entfernung, Zeit und Geschwindigkeit, für das Erlernen von Eigenverantwortung und die Entwicklung des Sozialverhaltens“. Diese Erfahrungen seien „prägend für spätere Verkehrs- und Denkgewohnheiten“.

 

Mehrheit sieht keine Sicherheitsrisiken

 

Die CDU lehnte den Antrag als einzige Fraktion ab. Der Verordnete Johannes Kraft sagte, Grüne und SPD hätten eine kollektive „Verkehrserziehung“ im Sinn. Bei dem Antrag handle es sich um einen „Schnellschuss“. Nicht gedacht sei an Kinder, die nicht in unmittelbarer Nähe der Schule wohnten und deren Eltern keine andere Möglichkeit für einen sicheren Schulweg sähen, als ihre Kinder mit dem Auto zu bringen.

Dieser Kritik konnten die Antragssteller nicht viel abgewinnen. So sei nicht davon auszugehen, dass der Verzicht auf die Elterntaxis ein Sicherheitsverlust bedeute. Es gebe im Bezirk eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Schulwegsicherung befasse. „Darüber hinaus existieren für alle Schulen im Bezirk Schulwegpläne, die den Kindern – je nach Alter mit oder ohne Begleitung – ermöglichen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad ihre Schule zu erreichen.“ Zudem müsste vor 9 Uhr, also bei Schulbeginn, sowieso kein Parkschein gezogen werden, so die Grünen-Verordnete Almuth Tharan.

 

 

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