Tiere suchen ein Zuhause

von Juliane Schader 10. Oktober 2011

Als ob Wohnungssuche an sich nicht schon schlimm genug wäre, zeigen manche Vermieter im Internet statt Bilder der Wohnung lieber Katzen. Warum auch immer.

Es wird ja viel geschrieben über das Problem der Mietwohnungen in Prenzlauer Berg, aber ein Themenbereich wurde dabei bislang immer sträflich vernachlässigt, und das ist die Sache mit den Katzen.

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich mich beim einschlägigen Wohnungsvermittlungsportal im Internet auf die Suche begebe, dann möchte ich auf den ersten Blick Vieles sehen. Ob es Dielenfußboden gibt etwa. Oder alte Türen. Oder einen schönen Ausblick. Oder ein Fenster im Bad. Nur Katzen, die interessieren mich wirklich nicht im Geringsten, zumal ich davon ausgehe, dass sie auch nicht Gegenstand des Mietvertrages sein werden.

Für manche Wohnungsvermieter aber alles kein Grund, nicht doch niedliche Kätzchen als Vorschaubild zu wählen. Oder Hunde. Oder Blumen. Oder Kaninchen oder Hasen oder wie immer diese kleinen Viecher mit Fell auch alle heißen mögen.

 

Katzen als Blickfang? Völlig unzeitgemäß!

 

Ich verstehe das einfach nicht, zumal diese Anbieter ja auch Bilder im Angebot haben, auf denen man den Zustand der angepriesenen Wohnungen zumindest erahnen kann. Doch sie setzten lieber auf niedliche Tiere als Blickfang, als sei der Berliner Wohnungsmarkt immer noch so heruntergekommen wie vor ein paar Jahren, als wir als Mieter uns aussuchen konnten, ob wir die abgeschliffenen Dielen lieber längs oder quer zum Raum liegen haben wollten. Heute nehmen wir doch alles, was ein Dach über dem Kopf bietet und noch nicht ganz der Tarifzone C zugeordnet werden kann. Der Einsatz von Tieren, um einen Mieter für Wohnungen in Prenzlauer Berg zu finden, sollte da wirklich nicht mehr nötig sein.

Immerhin, man soll ja versöhnlich schließen, sind die Tiere meist gestochen scharf abgelichtet und bilden somit einen willkommenen Kontrast zu dem Bildmaterial, das einem sonst so geboten wird. Und ja, ich spreche von Küchenfotos, auf denen nur das Innere des Herds zu sehen ist und lustig schräg gestellte Schnappschüsse von Wohnzimmern in Zeiten der Sonnenfinsternis. Dennoch kommt man nicht umhin, sich als Wohnungssuchender in seinem doch existenziellen Belang nicht ganz ernst genommen zu fühlen. Außer natürlich, man wäre auf der Suche nach einer Hundehütte.

 

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