Zusammen zum Helmholtzplatz

von Thomas Trappe 26. September 2011

Mehr Gemeinschaft, weniger Streit. Dafür engagiert sich der Förderverein Helmholtzplatz. Zum Feiern holte er nun die Polizei.

Als der Förderverein Helmholtzplatz kürzlich seine Einladung für das Fest „Wir im Kiez“ verschickte, wurde neben Kaffee, Kuchen und viel Basteln auch noch etwas anderes angekündigt: „Polizei zum Anfassen“. Ein Versprechen, das im Kiez nicht unbedingt für positive Gefühle sorgt. Im Gegenteil: Viele der Anwohner wünschen sich wohl allzu oft etwas anderes als eine anfassbare Polizei, nämlich Einsatzkräfte, die mal ordentlich durchgreifen. Gegen Partylärm auf den Straßen, Touristentrauben vor den Bars und die Stammgäste auf dem Platz, die von einigen Anwohnern schlicht „Biermänner“ genannt werden. Und eben weil man im Förderverein um diese Gemengelage im Kiez weiß, gab es am Wochenende das Fest rund um das Platzhaus. „Wir müssen mehr miteinander reden“, sagt Ilona Sachs aus dem Vorstand des Fördervereins.

Seit neun Jahren gibt es den Förderverein, schon länger gibt es die Probleme, denen er sich jetzt widmet. „Die Leute schauen sich am Sonntagnachmittag hier um und entschließen sich eine Immobilie zu kaufen“, fasst Ilona Sachs ihre Beobachtung zusammen. „Und am Montag stellen sie dann fest, dass es da draußen ganz schön laut ist.“ So seien es fast ausnahmslos Zugezogene, die sich über den Krach beschweren. Lärmquelle sind, um es knapp zu machen: Alkoholiker, Touristen, Kinder.

Das Problem trete zyklisch auf, sagt Ilona Sachs, und anscheinend verlagert sich auch der Ort der Beschwerdeführer. Kamen die Klagen vor vier Jahren – damals wurde das erste Mal ein runder Tisch zum Thema vom Bezirksamt veranstaltet – noch vor allem aus der Schliemannstraße, ist jetzt die andere Seite des Platzes im Fokus, konkret die Lettestraße.

 

Wie auf dem Dorf

 

Ilona Sachs selbst wohnt seit 21 Jahren am Helmholtzplatz. „Wir suchten damals eine Gemeinschaft, heute suchen die Leute eine schöne Wohnung und gute Kinderbetreuung.“ Eine gewisse Resignation kann die Frau nicht verbergen. „Ich vermisse bei vielen Leuten einfach die Bereitschaft, etwas für den Kiez zu tun.“ Allerdings habe sie auch die Hoffnung, dass sich das Bewusstsein bei vielen Anwohnern ändere, die jetzt einsähen, dass sie im Zentrum einen Millionenmetropole leben.

Die Feier am Wochenende jedenfalls war ein guter Anfang, meint Jörg Lampe, ebenfalls Vorstand im Förderverein. So hätten sich die Alkoholiker trotz Polizei zum Anfassen und bastelnden Kinderhorden nicht vertrieben gefühlt, im Gegenteil, teilweise sogar mitgefeiert. „Wir wollten mit dem Fest einen kleinen Anlass schaffen, sich mit dem Kiez zu identifizieren“, sagt er. Das habe auch ganz gut geklappt, bis auf eine kleine Rangelei während eines Bühnenauftritts. „Aber das ist hier nicht anders als in jedem Dorf.“

 

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